Die Nazis nannten sie »Asoziale« und »Berufsverbrecher«

Geschichten der Verfolgung vor und nach 1945

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Frank Nonnenmacher (Hg.), Die Nazis nannten sie »Asoziale« und »Berufsverbrecher« (2024), Campus Frankfurt / New York, 60486 Frankfurt/Main, ISBN: 9783593456652

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Descripción / Abstract

Viele Menschen wissen heute von den jüdischen und politischen Opfern des Nationalsozialismus, eventuell auch von der NS-Verfolgung der Homosexuellen sowie der Sinti und Roma. Weithin unbekannt ist aber die sozialrassistische Verfolgung derer, die die Nationalsozialisten für genetisch verdorbene und deshalb »auszumerzende« Menschen, für »Asoziale« und »Berufsverbrecher« hielten und sie deshalb als Häftlinge mit dem grünen oder schwarzen Winkel, einem Stoffdreieck auf der linken Brustseite der gestreiften Häftlingskleidung, in die Konzentrationslager sperrten. Dieses Buch beschreibt nicht nur eindringlich die historischen und politischen Hintergründe sowie die Verfolgung dieser Menschen im Nationalsozialismus, sondern stellt auch dar, warum sie in der Bundesrepublik Deutschland jahrzehntelang von jeder moralischen und rechtlichen Anerkennung ausgeschlossen wurden – bis der Deutsche Bundestag sie 2020 mit 70jähriger Verspätung als Verfolgte des Nationalsozialismus anerkannte. In bewegenden Darstellungen von mehr als zwanzig Nachkommen, die die Geschichte ihres jeweiligen Vorfahren erzählen, werden erstmals in der erinnerungskulturellen Publikationsgeschichte die Biografien einzelner Verfolgter vorgestellt – es zeigt sich, wie das Trauma der verleugneten Opfer bis heute in den Familien wirkt.

Descripción

Frank Nonnenmacher ist emeritierter Professor für Didaktik der politischen Bildung an der Universität Frankfurt am Main. Er ist Nachkomme eines KZ-Häftlings mit dem grünen Winkel und 1. Vorsitzender des 2023 gegründeten Vereins »vevon - Verband für das Erinnern an die verleugneten Opfer des Nationalsozialismus«.

Índice

  • BEGINN
  • Inhalt
  • Geleitwort
  • Verfolgt, verachtet, verleugnet – vor und nach 1945
  • Ausschlusserfahrungen nach der Befreiung
  • Die allmählichen Erfolge der zunächst ebenfalls verleugneten Opfergruppen
  • Gründe für die anhaltende Stigmatisierung der von den Nazis als »Asoziale« und »Berufsverbrecher« Bezeichneten
  • Das Überlebensversprechen der SS an die Funktionshäftlinge
  • Wer bekam im KZ die »Funktionen« z. B. als Schreiber, Blockältester, Vorarbeiter oder »Kapo«?
  • Gibt es einen ethischen Grundkonsens über NS‑Opfer, auch wenn sie zuvor straffällig waren?
  • Warum schwieg auch ich so lange?
  • Die Initiative zum Anerkennungsbeschluss
  • Der Beschluss des Bundestages vom 13. Februar 2020
  • Das Medienecho zum Bundestagsbeschluss
  • Endlich Bewegung
  • Vorstellung der Beiträge
  • Resümee
  • Literatur
  • Die KZ‑Einweisungen von »Asozialen« und »Berufsverbrechern« bzw. »Berufsverbrecherinnen« im Nationalsozialismus. Rechtliche Konstrukte und kriminologische Diskurse
  • Die Zuschreibung »asozial«
  • Die Zuschreibung »Berufsverbrecher« bzw. »Berufsverbrecherin«
  • Die Winkelzuteilung in den KZ
  • Der legalistische Rahmen der KZ‑Einweisungen von »Asozialen«, »Berufsverbrecherinnen« und »Berufsverbrechern«
  • »Schutzhaft«
  • »Heimtücke«
  • Fürsorgerechtlicher und sicherheitspolizeilicher Arbeitszwang
  • »Sicherungsverwahrung« und polizeiliche »Vorbeugungshaft«
  • Entwicklung der Verfolgung und Radikalisierungsdynamiken
  • Literatur
  • Wir sind noch da
  • Großvater
  • Wewelsburg
  • Großmutter
  • Vater
  • Onkel und Tanten
  • Onkel Hans
  • Onkel W.
  • Mitmenschen
  • Wir sind noch da.
  • Literatur
  • Emil Baum – ein Schicksal, ein Leidensweg
  • Auf der Suche nach meinem Urgroßvater
  • Vom Pech verfolgt – ein Lebensweg
  • Verhaftung – Emslandlager
  • Deportation ins KZ Dachau
  • Verlegung ins KZ Mauthausen
  • Das lange Schweigen nach 1945 und die Wiederentdeckung
  • Wie ging das Leben der kleinen Familie ohne Emil Baum weiter?
  • Literatur
  • »Stirb woanders, erspar uns die Schande«
  • Ein Brief aus dem KZ
  • Politisch oder BV – stolz auf Opa sein können, oder sich seiner schämen müssen?
  • Konsequenzen?
  • Unsichtbare Narben
  • Kinderfragen
  • Erste Erzählungen
  • Die Suche beginnt
  • Gefunden …
  • Jahrzehntelanges Weitersuchen
  • Mein Stammbaum
  • Mamas letztes Jahr
  • Die »Schatztruhe«
  • Literatur
  • »Aus der Art geschlagen«. Rekonstruktion des verschwundenen Lebens der Johanna Römmler
  • Literatur
  • Und sie flüsterte: »Du weißt schon, dass er kein Politischer war (…)«. Ein vorbildlicher Kamerad
  • Ein Nuller
  • Durchlavieren am Gänsberg
  • Die Verhaftung
  • Die Überstellung nach Dachau
  • Alles andere als Automatismus: die vorzeitige Entlassung
  • Nach der Entlassung: Spuren der Folter und Verleugnen
  • »Du weißt schon…«
  • Literatur
  • »Wenn ich einen roten Winkel gehabt hätte, könnte ich so ein bisschen Held bei euch spielen. Kann ich aber nicht.«. Einer mit dem grünen Winkel bricht schon in den Achtzigern sein Schweigen
  • Biografische Notizen aus Kindheit, Jugend, jungem Erwachsenenleben bis zum Ende der Zeit im Konzentrationslager
  • Ernst Nonnenmachers Leben nach 1945
  • Ernst spricht zum ersten Mal über seine Zeit im Lager
  • Ernst Nonnenmacher als Zeitzeuge
  • Was bleibt
  • Persönliche Schlussbemerkung
  • Literatur
  • Sozial‐politische Verfolgung jenseits der Konzentrationslager
  • Konsequenzen der Ausgrenzung werden spürbar
  • Meine Mutter wird durch Heirat »asozial«, bringt aber Licht ans Ende des Tunnels
  • Die Verarbeitung der Familiengeschichte in meiner Familie
  • Es gibt keine Gegenwart ohne Vergangenheit
  • Literatur
  • Täter und Opfer
  • Eine verlorene Generation
  • Tragisches Ende eines Volksfestes
  • Der Prozess
  • Haft im Nationalsozialismus
  • Vermeintlich frei
  • Eine Frau kämpft um ihren Mann
  • Mein Resümee
  • Literatur
  • Vom »liederlichen Lebenswandel« zu Arbeitszwang, Psychiatrie und KZ
  • Annäherung an eine Eigensinnige
  • Nicht normal – Verstöße gegen die Sittlichkeit und Inanspruchnahme von Fürsorge
  • Der Nationalsozialismus fiel nicht vom Himmel
  • Zwangssterilisation
  • Familiengeschichte mit doppeltem Boden
  • Unerhörte Geschichten
  • Meine Erfahrungen bei der Aufarbeitung der Geschichte einer »Minderwertigen«
  • Literatur
  • Die verschüttete Geschichte meiner von den Nazis ermordeten Urgroßtante. Von dem Wunsch nach Verdrängen und Vergessen
  • Das kurze Leben der Irmgard Plättner
  • Das Nachleben der Irmgard Plättner
  • Heute
  • Literatur
  • Für die Nazis eine durch und durch »asoziale« Familie
  • »Säufer« oder alkoholkrank?
  • Meine Urgroßmutter – eine Arbeitsscheue?
  • Das tragische Schicksal von Martin und Paul, den ältesten Söhnen
  • Die Zwangstrennung der übrigen Kinder durch die Behörden
  • Endstation der letzten Kinder Remus im Waisenheim
  • Die Stigmatisierungen hören nicht auf
  • »Wir waren Abschaum«
  • Die Familienregeln
  • Meine Recherchen im Archiv
  • Die Anerkennung der Verleugneten
  • Literatur
  • In Auschwitz ermordet – selbst schuld? Meine Großmutter Erna Lieske
  • Ein Leben – rekonstruiert aus Gerichtsakten
  • Problematisches Gedenken – Demütigung bis zur 4. Generation
  • Auseinandersetzung versus Verdrängung in der Familie
  • Gesellschaftliche Abwehreffekte – Gedankensplitter
  • Literatur
  • Er war kein Mörder und wurde doch zum Tode verurteilt
  • Wie ging die Familie mit dem Schicksal meines Onkels um?
  • Nennung als Opfer der Nazijustiz in einem Buch
  • Wie denke ich über meinen Onkel?
  • Literatur und Quellen
  • SCHORSCHI. Ein Anruf auf den letzten Poeng
  • Der traurige Schatz
  • Ein Leben ohne Auswege
  • Abschied nach 77 Jahren
  • Literatur und Quellen
  • Wegen »Schwarzschlachtens« ins KZ
  • Die Konzentrationslager
  • Nach der Befreiung
  • Lange verdrängt und vergessen – späte Erinnerung
  • Und immer wieder neu angefangen …
  • Nie gefragt – doch gewusst?
  • Meine Großeltern
  • Das große Unglück … und die Trennung meiner Großeltern
  • Lösungsversuche, die zu Problemen führen
  • Polizeiliche planmäßige Überwachung
  • KZ‑Haft – Sachsenhausen – Ravensbrück – Berlin‐Lichterfelde
  • Nach dem Krieg – Versuche neu anzufangen
  • »Er ist doch Dein Vater«
  • Scham
  • Zugehörigkeit suchend
  • Ein das Schreiben gewohnter Reichsarbeitsscheuer
  • Prolog
  • Eine von Armut geprägte Kindheit und Jugend im Grenzland Schlesien
  • Redakteur in Ausbildung, Schwerstarbeit im Tiefbau und Wehrdienstleistender
  • »Recht oder Unrecht, mein Vaterland!«
  • Als Wehrmachtssoldat in Frankreich und der Sowjetunion
  • Publizistische Aufarbeitung der Leiden in der NS‑Tyrannei
  • Eine neue Häftlingskategorie? Ein Asozialer/Reichsarbeitsscheuer und antifaschistischer Kämpfer
  • Schreiben als eine lebenslange Leidenschaft
  • Epilog
  • Literatur
  • Für Franz: Wie die Nazis das Leben meines Vaters verpfuschten
  • Einleitung
  • Nur Andeutungen und Ahnungen zu seinen Lebzeiten
  • Die Recherche
  • Sein erstes Leben
  • Der Fall, die verhängnisvolle Anschuldigung
  • Der Gutachter
  • Unterstellungen
  • Hilfeschreie
  • Sein zweites Leben
  • Das Nachspiel
  • Die Nachkriegsjustiz und das Medieninteresse
  • Sein drittes Leben
  • Nachwort
  • Literatur
  • Die NS‑Ideologie in Sachen Familienpolitik – am Beispiel meiner Großeltern
  • Die Recherche meines Vaters
  • Biographie: Herbert
  • Ein großer Fund
  • Die Ehe bröckelt
  • Landesanstalt Bräunsdorf
  • Scheidung
  • Was wurde aus den Kindern?
  • Literatur

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