Leiblichkeit
Käte Meyer-Drawe
Cite this publication as
Käte Meyer-Drawe, Leiblichkeit (29.04.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 2191-8325, 2023S.1
41
accesses
accesses
Descripción / Abstract
Die gelegentliche Behauptung der Leibvergessenheit in der westlichen Tradition verdeckt die lange, wechselhafte theoretische und praktische Geschichte der Befassung mit der menschlichen Leiblichkeit. Es war immer fraglos, dass der Mensch leiblich existiert. Strittig war, welche Bedeutung dieser Tatsache zukam. Der Körper wurde in seiner Kraft bewundert und gestaltet. Er wurde aber auch immer wieder verdächtigt, der Wahrheitsfindung im Weg zu stehen. Er wurde als Medium der Erziehung missbraucht, um über Habitualisierungen herrschende Vorstellungen zu inkorporieren und damit dem kritischen Bewusstsein zu entziehen. Erst neuerdings wird seine kritische Potenz ins Auge gefasst. Der vorliegende Artikel versucht, die mannigfaltigen Auffassungen in der okzidentalen Tradition zu skizzieren, um die Erblast des Begriffs der Leiblichkeit zu verdeutlichen und ihm seine nicht abgegoltene provokative Kraft zurückzuerstatten.