Das obskure Subjekt der Begierde

Fanons Theorie antikolonialer Befreiung und Subjektivität zwischen antiimperialistischer Identitätspolitik und hybrider Subjektdezentrierung im Postkolonialismus

Udo Wolter

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Udo Wolter, Das obskure Subjekt der Begierde (2001), Unrast Verlag, Münster, ISBN: 9783986840006

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Descripción / Abstract

Mit der hier vorgeschlagenen Herangehensweise ist der Versuch verbunden, sowohl die Befreiungstheorie von Fanon selbst als auch ihre widerstreitenden Interpretationen in der Debatte um den Postkolonialismus aus einer gemeinsamen, den Gesamtzusammenhang warenkapitalistischer Vergesellschaftung einbeziehenden, kritischen Perspektive zu lesen.
Dabei wird die These entwickelt, daß das gesellschaftskritische Potential von Fanons Befreiungstheorie in nur scheinbarer Pardoxie gerade durch seine existentialistisch geprägte Befreiungsemphase eingeschränkt wird. Dies wird an der in Fanons Werk nachweisbaren androzentrischen Schieflage seiner Subjektkonzeption ebenso aufzuweisen versucht, wie an dem Umstand, daß er in gewisser Analogie zur Arbeitsontologie des Arbeiterbewegungsmarxismus zuerst die Handlungsmacht der Subjekte ontologisiert und später auf kollektiver Ebene in der nationalen Kultur hypostasiert hat. Beides wurde in den von der Befreiungsbewegung zu schaffenden Staat eingeschrieben, diese Perspektive prägt bis heute Fanons Interpretation im Sinne eines marxistischen Antiimperialismus.
Die postkoloniale Fanon-Interpretation dagegen neigt dazu, das bei Fanon entstandene Subjekt- und Staatsillusion vor allem aufgrund ihrer phänomenologisch auf Kultur und subjektive Kategorien wie Sprache und Identität gerichteten Perspektive durch alle "Dekonstruktionen" hindurch unwillentlich zu reproduzieren.

Índice

  • Das obskure Subjekt der Begierde
  • Inhalt
  • 1. Einleitung – ein, zwei, viele Fanons
  • Anmerkungen
  • 2. »Schwarze Haut, Weiße Masken« oder das männliche antikoloniale Subjekt
  • 2.1. Der weiße Blick und die Konstituierung des schwarzen Subjekts
  • 2.2. Fanon und Lacan – die Psychoanalyse der kolonialen Situation
  • 2.3. Auf dem Weg zum universellen antikolonialen Subjekt
  • 2.4. Fanon und die Geschlechterverhältnisse
  • 2.5. Geschlecht als Aporie des universellen antikolonialen Subjektes
  • Anmerkungen
  • 3. Von der Herr-Knecht-Dialektik zur Ontologie der emanzipatorisch-antikolonialen Gewalt: Fanon und Hegel revisited
  • 3.1. Genese der Herr-Knecht-Dialektik bei Hegel und Fanon
  • 3.2. Fanon und die Gewalt
  • 3.3. Exkurs: Hannah Arendt und »die Gespensterwelt des schwarzen Erdteils«
  • 3.4. Fanon und die hegelianische Revolutionstheorie von Lukà¡cs
  • 3.5. »Heilige Gewalt« für die vom Kolonialismus deklassierten Massen?
  • 3.6. Arbeit und Gewalt im Kolonialismus und reale Abstraktion
  • 3.7. Der Blick des Engels und der Wille zur Geschichte: Fanon und Benjamin
  • Anmerkungen
  • 4. Fanon und die Missgeschicke der Befreiung in den nationalen Staat
  • 4.1. Fanons Kritik der nationalen Befreiung nach Art der indigenen Bourgeoisie
  • 4.2. Fanon contra Ethnonationalismus
  • 4.3. Fanons »Volk« und die bäuerlichen Massen
  • 4.4. Missverständnisse der nationalen Kultur
  • 4.5. Die Geburt der nationalen Zeit aus dem Radiolautsprecher
  • 4.6. Algerien entschleiert
  • 4.7. Die Dialektik von Geschlecht und Nation und der postkoloniale Staat
  • Anmerkungen
  • 5. Epilog – Fanon lesen im einundzwanzigsten Jahrhundert
  • Anmerkungen
  • 6. Literaturliste
  • Personenregister

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