Gewerkschaften in der Krise

Die Anpassung der deutschen Gewerkschaften an neue Weltmarktbedingungen

Josef Esser

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Josef Esser, Gewerkschaften in der Krise (2015), Suhrkamp Verlag, Berlin, ISBN: 9783518771235

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Descripción / Abstract

Seit Beginn der siebziger Jahre und verstärkt seit der ökonomischen Stagnationskrise 1974/75 werden Verantwortungsbewußtsein sowie Ordnungs- und Integrationsleistung der deutschen Gewerkschaften für die gesellschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland wesentlich kontroverser beurteilt als in den zwanzig Jahren zuvor. Für Konservative sind maßlose tarif- und sozialpolitische Forderungen, zunehmende Streikmilitanz, ungezügeltes Machtstreben bzw. Mißbrauch gesellschaftlicher Macht (Gewerkschaftsstaat) zentrale Ursache für die ökonomische Krise und die zunehmende Unregierbarkeit. Liberale und Sozialdemokraten befürchten und Linke hoffen, die Lohnabhängigen und ihre Gewerkschaften würden die negativen sozialen Folgen der von den Unternehmen betriebenen Anpassungsstrategien zur Erhaltung ihrer Spitzenposition auf dem Weltmarkt nicht stillschweigend hinnehmen und den jahrzehntelangen sozialen Konsens aufkündigen. Diese Diskussion gewinnt zu Beginn der achtziger Jahre zusätzliches Gewicht, weil weltweit mit zunehmenden Rezessionsgefahren, hohen Inflationsraten und verschärften Verteilungskämpfen gerecht werden muss. Auf der Basis theoretischer Überlegungen und empirischer Fallstudien belegt die Untersuchung von J. Esser dagegen die These, daß die in der Bundesrepublik traditionell vorhandene Kooperation von Staat, Unternehmen und Gewerkschaften sich seit der Krise noch verstärkt hat, daß alle Akteure in einem korporatistischen Block zur Modernisierung der Volkswirtschaft vereint sind. Die darin angelegte Ausgrenzung sozialer Gruppen/Individuen aus dem Wirtschaftsprozeß wirft freilich die Frage auf, ob die Gewerkschaften damit nicht längerfristig auf eine Krise ihrer Integrationsfähigkeit und die Gefährdung eigener Kampfstärke und organisatorischer Stabilität zusteuern.

Índice

  • [Cover]
  • [Informationen zum Buch und Autor]
  • [Titel]
  • [Impressum]
  • Inhalt
  • Vorwort
  • I. Das Problem: Gewerkschaftsintegration und ökonomische Stagnations- und Anpassungskrise
  • 1. Gewerkschaftsintegration in der sozialwissenschaftlichen Diskussion
  • 2. Empirischer Einstieg: Die saarländische Stahlkrise
  • 3. Weitere Arbeitsschritte
  • II. Rahmenbedingung gewerkschaftlicher Politik: Das "Exportmodell" Deutschland
  • 1. Struktur und Entwicklung des "Exportmodell" Deutschland
  • 2. Das "Exportmodell" Deutschland in den siebziger Jahren: Verstärkter Anpassungs- und Modernisierungsdruck durch neue Weltmarktbedingungen
  • 3. Unternehmerische Anpassungsstrategie und staatliche Wirtschaftspolitik
  • 4. Fazit
  • III. Gewerkschaftspolitik in der Stagnations- und Anpassungskrise
  • 1. Lohnpolitik 1975 - 1979
  • 2. Reaktionen auf Massenentlassungen, Betriebsstillegungen, Strukturkrisen
  • 3. Abwehrkämpfe gegen negative Modernisierungs- und Rationalisierungsfolgen
  • 4. Gewerkschaften und "Technologiepolitischer Dialog"
  • 5. Arbeiterbewußtsein und Arbeiterverhalten während der Krise
  • 6. Fazit
  • IV. Modernisierung der Volkswirtschaft durch korporatistische Blockbildung
  • 1. Gewerkschaften als Klassenorganisationen
  • 2. Gewerkschaften als massenintegrative Apparate
  • 3. Das Neokorporatismusparadigma
  • 4· Das Blockkonzept Gramscis (1951; 1967)
  • 5. Korporatistische Blockbildung und Gewerkschaftenin der BRD
  • 6. Korporatistische Blockbildung und politische Stabilität
  • Anmerkungen
  • Literaturverzeichnis

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