Versprengte Debatten, vertagte Inklusion: Paradoxe Öffentlichkeit in der multipel differenzierten Gesellschaft

Joachim Renn

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Joachim Renn, Versprengte Debatten, vertagte Inklusion: Paradoxe Öffentlichkeit in der multipel differenzierten Gesellschaft (28.04.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 2195-0695, 2023 #1, p.128

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Description / Abstract

Digitalisierung und Pluralisierung öffentlicher Kommunikation werden als eine Art neuer »Strukturwandel der Öffentlichkeit« betrachtet. Die Techniken ermöglichen, die Ökonomie motiviert und fragmentierte performative Kulturen des Umgangs mit Dissens ratifizieren eine faktische Pluralisierung der Debatten, der Debattenräume und der Debattenkulturen. Diese strukturell bedingte Vervielfältigung affiziert das Prinzip der öffentlichen Verständigung über ein vermeintlich allgemeines »gesellschaftliches« Interesse. Zeigt die Durchsetzung pluraler »Halböffentlichkeiten« (Habermas) also an, dass die theoretische Reflexion im Sinne der Aufklärung (Kant: öffentlicher Vernunftgebrauch) das Potential rationaler Selbstbestimmung im Medium öffentlicher Rede prinzipiell überschätzt hat? Eine differenzierungstheoretische Analyse kann dieser Verfallsoptik etwas entgegensetzen, nämlich die ergebnisoffene Suche nach einer medial angestoßenen Soziogenese veränderter Milieus und ihrer Stile öffentlichen Kommunizierens. Das führt zurück in die Theoriebildung: im sozialen Raum wie in der soziologischen Theorie ist es an der Zeit, die normativen Prinzipien einer aufgeklärten Vergesellschaftung in die neuen Lagen zu übersetzen.

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