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Die Biomarkerisierung der Depression

Eine Soziologie psychiatrischer Wissensproduktion

Jonas Rüppel
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Jonas Rüppel, Die Biomarkerisierung der Depression (2024), Campus Frankfurt / New York, 60486 Frankfurt/Main, ISBN: 9783593449791

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Description / Abstract

Schon lange versuchen Psychiatrie und klinische Psychologie, der Depression auf den Grund zu gehen. In den letzten Jahrzehnten richten sich die Forschungsanstrengungen auf Biomarker, das heißt biologische Parameter, mit denen depressive Erkrankungen greifbar gemacht und im Körper verankert werden sollen. Jonas Rüppel arbeitet mit einem Fokus auf genetische und neurowissenschaftliche Studien heraus, dass diese Suche nach Biomarkern jedoch nicht in der ersehnten körperlichen Fundierung resultiert. Stattdessen mündet die »Biomarkerisierung der Depression« in einer zunehmenden Destabilisierung dieses psychiatrischen Krankheitsbildes. Erkennbar wird ein neues psychiatrisches Dispositiv, das auf eine Dekonstruktion und biowissenschaftliche Neuzusammensetzung der etablierten Krankheitskategorien abzielt: das »postgenomische Prisma«.

Lizenzierung:
https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/

Description

Jonas Rüppel, Psychologe und Soziologe, ist Professor für Entwicklungs- und Sozialpsychologie im Kontext Sozialer Arbeit und Gesundheit an der Hochschule RheinMain. Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte liegen im Feld der Soziologie und Sozialpsychologie von Krankheit und Gesundheit, den Science and Technology Studies, Theorien der Subjektkonstitution und Sozialisationsforschung sowie an der Schnittstelle von psychoanalytischer Theorie und psychosozialer Praxis.

License

Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 International (CC BY-NC-ND 4.0) (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/legalcode)

Table of content

  • BEGINN
  • Inhalt
  • 1. Einleitung
  • 1.1 Die Historizität der psychiatrischen Klassifikation und der fehlende Körper
  • 1.2 »Das große Ereignis«? Erste Bluttests der Depression
  • 1.3 Die Suche nach Biomarkern. Sozialwissenschaftlicher Forschungsstand
  • 1.4 Fragestellung
  • 1.5 Aufbau des Buches
  • 2. Soziologie psychiatrischer Wissensproduktion. Konzeptueller Rahmen und empirisches Vorgehen
  • 2.1 Psychiatrische Forschung als Kultur und Praxis
  • 2.2 Forschungsdesgin
  • 3. Major Depression. Zur Geburt eines psychiatrischen Objekts
  • 3.1 Was ist eine Depression? Die aktuelle psychiatrische Klassifikation
  • 3.2 Das DSM und die kategoriale Transformation der Psychiatrie
  • 3.3 Zwischenfazit
  • 4. Die Versprechen des Biomarkers
  • 4.1 Das Konzept des Biomarkers. Definitionen, Merkmale und Funktionen
  • 4.2 Vision und Versprechen. Biomarker und die Zukunft der Psychiatrie
  • 4.3 Zwischenfazit
  • 5. Krankheit und Zeichen. Genealogie und Konjunkturen des Biomarkers
  • 5.1 Praktiken des Ordnens beim Übergang von der Krankenbett‐ zur Labormedizin
  • 5.2 Konzeptualisierungen und Klassifikationen der »Geisteskrankheiten«. Die Formierung der Universitätspsychiatrie im deutschsprachigen Raum
  • 5.3 Spuren des Wahnsinns. Konjunkturen des Biomarkers im 20. Jahrhundert
  • 5.4 Zwischenfazit
  • 6. Suchbewegungen I. Das Problem der Heterogenität und die Strategie der großen Zahlen
  • 6.1 »Sample size can overcome heterogeneity«. Die Suchscheinwerfer der psychiatrischen Genetik und das Problem der Heterogenität
  • 6.2 Depression als »Black Box«. Die Dimensionen der Heterogenität und der neue Blick auf die Oberfläche
  • 6.3 Metamorphosen des »Heiligen Grals«. Postgenomik und calculative devices
  • 6.4 Neue Ungleichheiten. Der Wert der Daten und der Imperativ der Vernetzung
  • 6.5 Zwischenfazit
  • 7. Suchbewegungen II. Das Problem der Kausalität und die Strategie der Intervention
  • 7.1 »Ich habe lieber Biomarker, die man auch versteht.« Das Verhältnis von Biomarkern und Krankheitsmechanismen
  • 7.2 »Wir kommen an dieses Organ nicht ran.« Von der Unzugänglichkeit des Gehirns und der Unzulänglichkeit des Blutes
  • 7.3 Über den »Umweg« der Tiere. Rationalitäten und Praktiken einer tierexperimentellen Biomarker‐Forschung
  • 7.4 Zwischenfazit
  • 8. Eine Dekonstruktion der Depression? Vom DSM‐ICD‐System zur Research Domain Criteria‐Matrix
  • 8.1 Das »epistemische Gefängnis«. Die Revision des DSM und die Krise der psychiatrischen Klassifikation
  • 8.2 »Sidestepping the issue of a gold standard«. Research Domain Criteria (RDoC) als neues infrastrukturelles Regime
  • 8.3 Die Matrix bewohnen – Heterogenität affirmieren. Die Praxis der RDoC‐Forschung
  • 8.4 Die Kontroverse um RDoC
  • 8.5 RDoC und die Krise der psychiatrischen Identität
  • 8.6 Zwischenfazit
  • 9. Das postgenomische Prisma. Konturen eines psychiatrischen Dispositivs
  • 9.1 Richtige Farben. Heterogenität und das Konzept des Spektrums
  • 9.2 Komplexität, Integration und Techno‐Somatisierung
  • 9.3 Unvoreingenommener Blick und lebendige Klassifikation
  • 9.4 Von der Biomarkerisierung zur postgenomischen »Designation«?
  • 9.5 Revolution und Konservation. Die alte neue Logik der Spezifität
  • 9.6 Ein Ende des »Biomarker‐Traums«? Gegenbewegungen und Kritik
  • 10. Schluss
  • Historische und konzeptuelle Voraussetzungen: Operationale Klassifikation und diskrete Krankheitsentitäten
  • Die Versprechen des Biomarkers und die Politik der Erwartungen
  • Die Strategie der großen Zahlen und die Netzwerke der globalen Psychiatrie
  • Die Strategie der Intervention, die Praktiken der Zerlegung und das neue infrastrukturelle Regime
  • Das postgenomische Prisma und seine Gegenbewegungen
  • Soziologie psychiatrischer Wissensproduktion
  • Ausblick: Findet die Jagd ein Ende?
  • Abbildungen
  • Tabellen
  • Literatur
  • Dank

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