Offen für alle? Interkulturelle Öffnung der "Hilfen zur Erziehung"

Talibe Süzen

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Talibe Süzen, Offen für alle? Interkulturelle Öffnung der "Hilfen zur Erziehung" (28.04.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 0342-2275, 2010 #4, p.267

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Description / Abstract

Spätestens seit dem Jahr 2005 ist die Forderung der interkulturellen Öffnung der sozialen Dienste einerseits ein sozialpolitischer Auftrag geworden und andererseits stellt sie für die Existenzsicherung dieser Dienste eine Notwendigkeit. Das entscheidende Ziel dabei ist, dass alle hilfebedürftigen Menschen einen chancengleichen Zugang zu sozialen Diensten bekommen und die Chancengerechtigkeit in der Umsetzung von unterstützenden Maßnahmen erfahren. Im folgenden Beitrag wird aufgezeigt, welcher Ansatz verfolgt werden kann, um diese Ziele im Handlungsfeld der Hilfen zur Erziehung umsetzen zu können. -- Nach den aktuellsten Daten des Statistischen Bundesamtes (2010) sind 19 % der Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik Einwanderinnen und Einwanderer. Das heißt, dass rund 15,6 Millionen der insgesamt 82 Millionen Menschen in Deutschland einen Migrationshintergrund haben (die Begriffe Einwanderer/-innen, Migranten/-innen und mit Migrationshintergrund werden hier synonym verwendet. Damit sind all die Menschen mit und ohne einen deutschen Pass, sie selbst oder deren Eltern eingewandert sind, gemeint.). Die Zahl der Menschen mit einem ausländischen Pass beträgt ca. 7,3 Millionen (8,9 %), also knapp die Hälfte der Bevölkerung mit Migrationshintergrund. Mittlerweile lebt ca. 40 % der Migrantenpopulation seit mehr als 15 Jahren in Deutschland. Selbst bei einem Einwanderungsstopp würden in 20 Jahren voraussichtlich ca. 50 % aller Kinder einen Migrationshintergrund haben. Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund lebt in benachteiligten Quartieren. In diesen Wohngebieten herrschen in der Regel hohe Armut, niedrige Einkommensverhältnisse, eine überdurchschnittliche Erwerbslosenrate gekoppelt mit hoher staatlicher Transferleistungsquote. -- Mit Blick auf die Kinder- und Jugendhilfedaten 2007 ist festzustellen, dass gerade in den ambulanten erzieherischen Hilfen, Kinder, Jugendliche und Familien mit Migrationshintergrund bundesweit stark unterrepräsentiert sind. Unter Berücksichtigung des Anteils dieser Gruppe an der altersentsprechenden Bevölkerung, der für die unter 21-jährigen 28 % beträgt, liegt der Anteil der jungen Menschen mit Migrationshintergrund bei den begonnenen erzieherischen Hilfen mit 21 % (einschl. Erziehungsberatung) deutlich darunter. Dieses Ergebnis ist maßgeblich durch die Erziehungsberatung bestimmt, da dort der Anteil der jungen Menschen mit einem Migrationshintergrund bei 19 % liegt und bei den Eingliederungshilfen für seelisch behinderte junge Menschen sogar nur bei 16 %. Auch in der Pflegefamilie sind Menschen mit Migrationshintergrund mit 5,5 % unterrepräsentiert. -- --

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