Tod der Rentenneurose. Psychische Erkrankungen im Haftungs- und Schadensrecht und in der gesetzlichen Rentenversicherung nach weniger dramatisch erscheinenden Ereignissen

Ansgar Keller

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Ansgar Keller, Tod der Rentenneurose. Psychische Erkrankungen im Haftungs- und Schadensrecht und in der gesetzlichen Rentenversicherung nach weniger dramatisch erscheinenden Ereignissen (2022), Logos Verlag, Berlin, ISBN: 9783832583613

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Accesses

Beschreibung / Abstract

Im Haftungs- und Schadensrecht ebenso wie im Erwerbsminderungsrecht stellen psychische Störungen mittlerweile das beherrschende Thema dar. Besonders problematisch sind Fälle, in denen für den äußeren Betrachter die Reaktion des Betroffenen nicht im Verhältnis zur Schwere der auslösenden Situation steht, wie z.B. bei leichten Auffahrunfällen. Nicht selten kommen dann Vorwürfe der Simulation und Begehrlichkeit auf. Die heute unhaltbare pseudo-wissenschaftliche These der "Rentenneurose", wonach etwaige Begehrens- und Wunschvorstellungen des Betroffenen maßgeblicher Einflussfaktor für die Entstehung einer Traumafolgestörung sind, stellt der Autor in den Mittelpunkt seiner Ausführungen.

Die Arbeit erforscht die heutige Bedeutung dieses Problemkreises in Rechtspraxis und -wissenschaft. Dazu untersucht der Autor die genannten Rechtsgebiete in binnenrechtsvergleichender Weise zunächst isoliert und stellt sie sodann gegenüber.

Dabei werden die bestehenden rechtlichen Modelle und Theorien insbesondere auf ihre praktische Handhabbarkeit und dogmatische Tragfähigkeit geprüft. Es werden schließlich Lösungsvorschläge erarbeitet, wie gerade nach objektiv weniger schwerwiegend erscheinenden Ereignissen oder Belastungen die Verantwortungs- und Verursachungsbeiträge für eine psychische Störung besser verteilt werden können. Hierbei darf die oftmals schwierige Objektivierbarkeit und damit Nachweisbarkeit der Beschwerden nicht unberücksichtigt bleiben. Die Kernfrage ist indes, wie sich sekundärer Krankheitsgewinn und andere persönliche Mitwirkungsfaktoren auf den rechtlichen Anspruch auswirken.

Inhaltsverzeichnis

  • BEGINN
  • § 1 Einleitung
  • A. Gegenstand der Arbeit
  • I. Die Problematik
  • II. Begriffsbestimmung und Fallbeispiele
  • III. Terminologie
  • I. Ansatz
  • II. Binnenrechtsvergleichende Untersuchung
  • § 2 Historisch-medizinische Entwicklung
  • A. Erste Phase: Somatische Phase (Zeitraum: Industrielle Revolution und Vorkriegszeit Erster Weltkrieg)
  • I. Anfänge
  • II. Hysterie und Hypochondrie
  • III. Die Industrialisierung als Katalysator
  • IV. Neurose und Psychoanalyse
  • V. Anmerkungen zum damaligen Gesundheitswesen
  • VI. Die Railway-Spine
  • VII. Hermann Oppenheim und die traumatische Neurose
  • VIII. Kritik am Konzept der traumatischen Neurose
  • I. Kriegstraumata
  • II. Das Ende der traumatischen Neurose
  • III. Begehrens- und Wunschvorstellungen als Ursache der Neurose
  • IV. Folgen des neuen herrschenden Erklärungskonzepts: Ablehnung von Entschädigung und Diffamierung
  • V. Weitere Entwicklung in Weimarer Republik und Drittem Reich
  • VI. Psychiatrie im Dritten Reich
  • VII. Psychiatrie und Gutachterpraxis in der Nachkriegszeit
  • VIII. Die Entschädigungsfrage bezüglich KZ-Häftlingen und anderen NS-Verfolgten
  • I. Die Anfänge eines Umschwungs
  • II. Die richtungsweisende Einteilung nach Ulrich Venzlaff
  • III. Die Entschädigungsfrage als Katalysator
  • IV. Konzeptualisierung der PTSD und Übernahme durch deutsche Psychiatrie
  • V. Psychische Störungen und Rentenbegehren
  • VI. Klaus Foerster und die neurotischen Rentenbewerber oder das Ende der Rentenneurose
  • VII. Erneuerung und Übergang zu moderner Diagnostik
  • VIII. Moderne Klassifikationssysteme
  • IX. Wandel des Neurosenbegriffs
  • X. Beschleunigungstraumata der Halswirbelsäule als neues Problem
  • XI. Beschleunigungstraumata der Halswirbelsäule als altes Problem?
  • § 3 Heutige Position der Medizin
  • A. Ein obsoleter Begriff
  • I. Medizintheoretische Gründe für das Obsolet-Werden der Rentenneurose
  • II. Aus interdisziplinärem Kontext stammende Gründe für das Obsolet-Werden der Rentenneurose
  • III. Heutige Handhabung
  • I. Subjektive Angaben und Objektivierung
  • II. Simulation, Aggravation und Verdeutlichungstendenzen
  • III. Probleme und Schwierigkeiten
  • I. Bedeutung personengebundener- und Umweltfaktoren
  • II. Einzelne Einflussfaktoren
  • I. "Normale" Reaktionsmuster
  • II. Akute Belastungsreaktionen
  • III. Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS)
  • IV. Komplexe PTBS (KPTBS)
  • V. Anpassungsstörungen
  • VI. Anhaltende Trauerstörung (ATS)
  • VII. Posttraumatische Verbitterungsstörung
  • VIII. Somatoforme Störungen, somatische Belastungsstörung, bodily distress disorder, funktionelle Körperbeschwerden
  • IX. Dissoziative Störungen, Konversionsstörungen
  • X. Depressive Störungen
  • XI. Phobien, Angststörungen
  • XII. Artifizielle Störungen
  • XIII. HWS-Problematik
  • XIV. Komorbidität und differenzialdiagnostische Aspekte
  • I. Formen von Stigmatisierung
  • II. Folgen von Stigmatisierung und Diskriminierung
  • III. Was wird gegen Stigmatisierung unternommen?
  • IV. Das Stereotyp der Selbstverantwortlichkeit
  • § 4 Psychische Störungen und Rentenneurose in der gesetzlichen Rentenversicherung
  • A. Gesetzliche Vorgaben der Erwerbsminderungsrente
  • I. Krankheit oder Behinderung als Anspruchsvoraussetzung
  • II. Leistungsversagung wegen selbstschädigendem Verhalten
  • I. Rechtshistorische Vorbemerkungen?
  • II. Normzwecke des Rechts der gesetzlichen Rentenversicherung
  • III. Inhalt der Anspruchsvoraussetzung "nicht absehbare Zeit"
  • IV. Ursachenzusammenhang zwischen Krankheit oder Behinderung und Erwerbsminderung
  • V. Höhe und Bezugspunkt der Rentenleistung
  • VI. Allgemeiner Arbeitsmarkt als Referenzpunkt
  • VII Befristung der Erwerbsminderungsrente
  • VIII. Einschlägiges Verfahrensrecht, insb. Beweisrecht
  • I. Der Behandlungsvorbehalt in der Kritik
  • II. Die zumutbare Willensanspannung in der Kritik
  • III. Strenge Beweisanforderungen wegen Simulationsnähe?
  • IV. Kritik zum Ausschluss wegen Rentenneurose bzw. Wegfall der Störung bei Verweigerung der Rente
  • I. Einfluss der Normzwecke auf die rechtliche Stellung psychischer Erkrankungen
  • II. Zu den streitigen Anspruchsvoraussetzungen der Erwerbsminderungsrente
  • III. Keine strengeren Beweisanforderungen
  • IV. Uneinheitliche Rechtsanwendung
  • V. Stigmatisierung psychisch Kranker im Rentenverfahren
  • VI. Kritische Betrachtung des Befristungsmodells
  • VII. Defizite der gesetzlichen Leistungsversagungstatbestände
  • VIII. Waffengleichheit zwischen Versicherten und Rentenversicherungsträger
  • IX. Zusammenfassung
  • I. Leitentscheidung oder gesetzliche Klarstellung bzgl. Krankheitsbegriff
  • II. Hochwertigere Beweisanordnungen und hierauf bezogener Rechtsbehelf
  • III. Waffengleichheit durch Aufwertung der Position des Rechtsanwalts
  • IV. Verbindliche Mindestanforderungen und Standards in der Begutachtung
  • V. Reform des Befristungsmodells
  • VI. Anpassung oder Ergänzung der geregelten Leistungsversagungstatbestände
  • VII. Akzeptanz von Entscheidungen und Gutachten erhöhen
  • VIII. Schlussbemerkungen
  • § 5 Psychische Störungen und Rentenneurose im Haftungs- und Schadensrecht
  • A. Gesetzliche Vorgaben für Haftungsbegründung und -ausfüllung
  • I. Haftungsbegründung/Tatbestandsvoraussetzungen
  • II. Haftungsausfüllung/Rechtsfolge
  • III. Ergänzende Rechtsquellen
  • I. Vorbemerkung: Primär- und Sekundärschaden
  • II. Schadenszurechnung: Eine systematische Darstellung
  • III. Grenzen der Schadenszurechnung bei unangemessener Erlebnisverarbeitung
  • IV. Schadensbemessung: Auswirkungen unangemessener Erlebnisverarbeitung auf den Anspruchsumfang
  • V. Die Rolle des Mitverschuldens bei psychischer Fehlverarbeitung
  • VI. Zusammenfassung
  • I. Rechtshistorische Vorbemerkungen?
  • II. Normzwecke des Haftungs- und Schadensrechts
  • III. Rechtsgutverletzung: Gesundheitsverletzung
  • IV. Ursachen- und Zurechnungszusammenhang im Zivilrecht
  • V. Mitverschulden und Mitverursachung: Grundlagen und Regelungsziel von § 254 BGB
  • VI. Einschlägiges Verfahrensrecht, insb. Beweisrecht
  • I. Kritik an Anwendung laienhafter Alltagstheorien i. S. e. Erheblichkeitsschwelle
  • II. Unsicherheiten in dogmatischer und tatsächlicher Hinsicht
  • III. Kritik an Rentenneurose-Rechtsprechung
  • IV. Kritik an Bagatell-Rechtsprechung
  • V. Verlagerung eines materiell-rechtlichen Problems auf die prozessuale Ebene
  • VI. Lösung über § 254 BGB als Gegenvorschlag
  • VII. Zusammenfassung
  • I. Analyse der herrschenden Lehre
  • II. Analyse und Weiterentwicklung der Gegenansicht (Lösung über § 254 BGB)
  • I. Schlussfolgerungen für die vier Grundkonstellationen
  • II. Zusammenfassende Thesen
  • § 6 Vergleichende Analyse der beiden Rechtsgebiete
  • A. Normzwecke der Anspruchsgrundlagen
  • I. Gegenüberstellung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten
  • II. Auswertung der Gegenüberstellung
  • III. Konsequenzen
  • I. Gegenüberstellung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten
  • II. Auswertung der Gegenüberstellung
  • III. Konsequenzen
  • I. Gegenüberstellung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten
  • II. Auswertung der Gegenüberstellung
  • III. Konsequenzen
  • I. Gegenüberstellung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten
  • II. Auswertung der Gegenüberstellung
  • III. Konsequenzen
  • I. Gegenüberstellung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten
  • II. Auswertung der Gegenüberstellung
  • III. Konsequenzen
  • I. Gegenüberstellung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten
  • II. Auswertung der Gegenüberstellung
  • III. Konsequenzen
  • I. Gegenüberstellung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten
  • II. Auswertung der Gegenüberstellung
  • III. Konsequenzen
  • I. Gegenüberstellung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten
  • II. Auswertung der Gegenüberstellung
  • III. Konsequenzen
  • I. Fazit
  • § 7 Schluss und zusammenfassende Thesen

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