Trost spenden. Über das Versprechen der Zukunft in der ›kritischen‹ Sozialtheorie

Jakob Schultz

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Jakob Schultz, Trost spenden. Über das Versprechen der Zukunft in der ›kritischen‹ Sozialtheorie (29.04.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 2195-0695, 2023 #2, S.353

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Beschreibung / Abstract

In diesem Beitrag wird die These vertreten, dass das Versprechen der Zukunft in der ›kritischen‹ Sozialtheorie einem spezifischen Verständnis von Trostspenden entspricht, wie es sich auch in den Konsolationsschriften der Antike findet. Anstatt das Leiden einfach hinzunehmen, über es hinwegzutrösten, wie es für das moderne Trostverständnis charakteristisch ist, halten die Texte der antiken Consolatio die zu Trostenden dazu an, ihr Leiden aktiv selbst zugunsten einer wesentlich besseren Zukunft zu überwinden. Diese Struktur der Anrufung taucht auch in Texten der ›kritischen‹ Sozialtheorie auf, was anhand von Marx’ und Engels’ »Manifest der kommunistischen Partei« (1848), Benjamins »Geschichtsphilosophischen Thesen« (1940) und Latours Kampf um Gaia (2015) exemplarisch demonstriert werden soll. Der aktivierende Trost der ›kritischen‹ Sozialtheorie zielt auf die Errichtung einer ›heilen Gesellschaft‹; doch um die ›gesellschaftlichen Pathologien‹ hinter sich zu lassen, ist ein offener Kampf, eine Revolution erforderlich. Zum Schluss wird gezeigt, dass die diametral entgegengesetzten Weltverhältnisse des aktivierenden und passivierenden Trostspendens auf fundamentale Unterschiede in der Auseinandersetzung mit dem menschlichen Tod zurückzuführen sind.

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