Sinnerweiterungen zwischen Relation und Qualität
Das Aufkommen von „pädagogisch“ in der französischen und spanischen Publizistik für Primarschullehrkräfte im 19. Jahrhundert
Marcelo Caruso
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Marcelo Caruso, Sinnerweiterungen zwischen Relation und Qualität (28.04.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 0044-3247, 2023 #4, S.450
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Beschreibung / Abstract
In mehreren westeuropäischen Sprachen bezog sich die Charakterisierung von Vorgängen, Objekten und Handlungen als ‚pädagogisch‘ ursprünglich auf zwei unterschiedliche Referenzen: die Lehre der Pädagogik oder die Figur des Pädagogen (seltener der Pädagogin). Das Adjektiv hatte zunächst in mehreren europäischen Sprachen im 18. Jahrhundert eine relationale Funktion und wies auf andere Größen hin. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entstand jedoch ein weiterer Bedeutungshorizont. ‚Pädagogisch‘ bzw. ‚unpädagogisch‘ bezeichnete demnach auch die Qualität eines Substantivs, nicht länger lediglich eine Relation. ‚Pädagogisch‘ erhielt eine qualifizierende Funktion und bezeichnet etwas, das klar formuliert und somit für Erziehung und Bildung förderlich ist. Der Beitrag fragt nach dem Verlauf dieser Sinnerweiterung im 19. Jahrhundert auf der Grundlage der Analyse des Wortgebrauchs von ‚pädagogisch‘ in 98 Handbüchern für Primarschullehrkräfte aus Frankreich und Spanien. Obwohl sich Tempo und Intensität dieser Bedeutungserweiterung in beiden Ländern unterscheiden, zeigen sich äquivalente Bedeutungsverschiebungen, die die Semantik des Adjektivs ‚pädagogisch‘ nennenswert erweiterten.