Ch'ixinakax utxiwa

Eine Reflexion über Praktiken und Diskurse der Dekolonisierung

Silvia Rivera Cusicanqui

Diese Publikation zitieren

Silvia Rivera Cusicanqui, Sebastian Garbe (Hg.), María Cárdenas (Hg.), Andrea Sempertegui (Hg.), Ch'ixinakax utxiwa (2018), Unrast Verlag, Münster, ISBN: 9783986840235

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Accesses

Beschreibung / Abstract

Silvia Rivera Cusicanqui entwickelt in drei Essays eine neue, radikal dekoloniale Perspektive auf die bolivianische Gesellschaft.

Im ersten Essay schließt sie ausgehend von den Kämpfen 2000–2005 auf die indigenen Aufstände von 1781, die sie dem indigenen, spiralförmigen Zeitverständnis folgend verbindet.

Im zweiten Essay entwickelt sie anhand der Interpretation der Zeichnungen des Chronisten Wuman Puma de Ayala aus dem 17. Jahrhundert eine ›Sociología de la imagen‹, eine Bildsoziologie. Sie macht klar, wie die Kolonisierung und die Übernahme der Kolonialsprache die Interpretation der Welt und das eigene Denk- und Wertesystem verändert hat und soziale Missstände so nicht mehr denk- und ansprechbar sind. Bilder und deren Interpretation ermöglichen eine alternative Betrachtung der Verhältnisse und beinhalten dadurch enormes emanzipatives Potenzial.

Im dritten Teil setzt sich Cusicanqui mit der Geschichte der vermeintlichen ›Inklusion‹ indigener Menschen auseinander und übt Kritik an gängigen Theorien wie dem Multikulturalismus, aber auch der Dekolonisierungstheorie. Beide sind nicht nur durchzogen von elitären Strukturen und Teil eines internen Kolonialismus, sondern auch unfähig, von der Theorie in eine dekoloniale Praxis überzuleiten. Auf den letzten Seiten umreißt die Autorin das Konzept des Ch'ixi, vereinfacht gesprochen, die Anwesenheit zweier Komponenten, die sich vermischen, ohne sich dabei aufzulösen.

Ergänzt wird das Buch durch Cusicanquis umfangreichen und bislang ebenfalls unveröffentlichten Artikel »Der Rechtediskurs und die Paradoxe postkolonialer Moderne«.

Beschreibung

Ein neuer dekolonialer Blick auf lateinamerikanische Gesellschaften, Sprache, Bilder und Diskurse

Kritik

»Der Kolonialismus hat Denkweisen geprägt. In seiner historischen Phase wurden nicht nur Länder ausgeraubt und Menschen zu tödlicher Arbeit gezwungen sowie in rassistische Kategorien eingeteilt. Der Kolonialismus beeinflusst noch Jahrzehnte nach seinem offiziellen Ende bei allen Nachfahren derer, die mit ihm in Berührung gekommen sind, die ›mentalen Strukturen und die Art, die Welt wahrzunehmen‹. Das ist wohl die zentrale Grundannahme jeder dekolonialistischen Theorie. Formuliert hat sie hier die bolivianische Soziologin Silvia Rivera Cusicanqui. Sie ­arbeitet seit Jahrzehnten eng mit indigenen Menschen in Bolivien zusammen und vertritt eine Form eingebetteter Sozialwissenschaft, die sich vor allem der Methode der Oral History bedient. Nun sind erstmals einige ihrer Texte auf Deutsch erschienen.« – Jens Kastner, jungle world

Inhaltsverzeichnis

  • Ch†™ixinakax utxiwa
  • Inhalt
  • Vorwort der Herausgeber*innen zur deutschen Ausgabe. Silvia Rivera Cusicanqui: ein »compromiso vital« als Aktivismus und emanzipatorisches Denken
  • Eine politische Biografie in und für Bolivien
  • »Eine Wissenschaft des Lebens« – Das akademische Werk von Silvia Rivera Cusicanqui
  • Zum Buch
  • Literatur
  • Ch†™ixinakax utxiwa. Eine Reflexion über Praktiken und Diskurse der Dekolonisierung
  • Über die Autorin. Vorwort der Originalausgabe
  • Das andere zweihundertjährige Jubiläum
  • Soziologie des Bildes. Eine Vision der Kolonialgeschichte des Andengebietes
  • Ch†™ixinakax utxiwa. Eine Reflexion über Praktiken und Diskurse der Dekolonisierung
  • Editorische Anmerkungen
  • Der Begriff der †ºRechte†¹ und die Widersprüche der postkolonialen Moderne. Pueblos Indà­genas und Frauen in Bolivien
  • Geschichtlicher Zusammenhang zwischen kolonialer und patriarchaler Unterdrückung in Bolivien
  • Eine Gesellschaft der gebildeten Männer: Der Kampf um Land und Territorium
  • Pueblos Indà­genas und neoliberale Reformen: Eine Mehrheit mit einem Minderheitenbewusstsein
  • Die neue Indigenität und Reformen des Plurinationalen Staates
  • Frauenrechte oder die Grenzen der Territorialität
  • Glossar
  • Weitere Veröffentlichungen der Autorin
  • Die Herausgeber*innen

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