Sparsamkeit

Tugendethik im oikonomischen Spektrum

Rudolf B. Hein

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Rudolf B. Hein, Sparsamkeit (2016), Aschendorff Verlag, Münster, ISBN: 9783402190456

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Accesses

Beschreibung / Abstract

Kann man den Griechen trauen? Die Frage nach der Umsetzbarkeit von Rettungspaketen für sog. europäische Krisenländer wird in jüngster Zeit mit großer Regelmäßigkeit neu gestellt. Kaum jemand bemerkt dabei das Vokabular, das sich um den Terminus „sparen“ rankt und oftmals ethische Konnotation enthält: Sparpakete sollen ganze Nationen vor dem wirtschaftlichen Untergang bewahren, sie beinhalten sog. Sparauflagen und werden von Seiten der Betroffenen oftmals als Spardiktat gesehen, das die Freiheit des Einzelnen prekär beschneide.
Offenkundig besitzt die vielmals totgesagte Rede vom „Sparen“ ein Diskussionspotenzial, das die Ethik bislang unbeachtet gelassen hat, obwohl der fundamentalethische Kern des Freiheitsdiskurses ganz wesentlich berührt wird. Gleichzeitig wird mit der Vertrauensfrage der individualethische Bereich der konsequent realisierten Haltung berührt, den die Tugendethik aufnimmt.
Die vorliegende Untersuchung will aus theologischer Perspektive diesen längst fälligen Diskurs um das Sparen tugendethisch eröffnen, indem sie auf die oikonomische Tradition der Ethik des Hauses verweist und diese für ein aktualisiertes Verständnis von „Sparsamkeit“ fruchtbar zu machen versucht. Damit ist ein solches - auch normativ dimensioniertes - Tugendkonzept mehr als eine bloße Fußnote zur alles dominierenden Nachhaltigkeitsdebatte.

Inhaltsverzeichnis

  • BEGINN
  • Inhalt
  • Vorwort
  • I. Sparsamkeitsdebatte? Kann man sich sparen! Eine Einführung
  • 1. Distanzierungen
  • 2. Annäherungen
  • 3. Schlussfolgerungen
  • II. Semantische Grundlegung: Wertwort Sparen
  • 1. Etymologische Dimension (token-Ebene)
  • 2. Begriffliche Dimension (type-Ebene)
  • III. Sparen: kein Thema? Dimensionen empirischer Wissenschaften im Hinblick auf ein Tugendverständnis
  • 1. (Wirtschafts-)soziologische Dimensionen
  • 2. Volkswirtschaftliche Dimensionen
  • 3. (Wirtschafts-)psychologische Dimensionen
  • 4. Pädagogische Dimensionen
  • IV. Wo ist die Sparsamkeit zu Haus? – Prinzipielle ethische Weichenstellungen und Ausgrenzungen: die peripatetische Trias
  • 1. Oikonomik
  • 2. Ethik (Monastik)
  • 3. Politik: sozialethische Zugänge
  • 4. Fazit
  • V. Sparen für das Himmelreich? – (Christliche) Neuakzentuierungen der alteuropäischen Oikonomik
  • 1. Biblischer Befund: Spuren der Sparbegriffe
  • 2. Patristische Weiterentwicklung: Impulse
  • 3. Scholastik – die Yconomica des Konrad von Megenberg
  • 4. Renaissance-Humanismus – Leon Battista Alberti und die masserizia
  • 5. Seitenblick auf einen protestantischen Gegenentwurf: Die Oeconomia Christiana des Justus Menius
  • 6. Dem Höhepunkt der oikonomischen Literatur entgegen: Die Oeconomia Ruralis et Domestica des Johann Coler
  • 7. Der oikonomische Systematiker: Franz Philipp Florin und sein Allgemeiner Klug- und Rechts-verständiger Haus-vatter
  • 8. Der Verlust der alten Ökonomik? Bruchkanten und Kontinuitätslinien
  • 9. Ausgesparte Sparsamkeit? – Stimmen postmoderner Konsumkritik
  • VI. Methodologische Überlegungen: Sparsamkeit als Gegenstand der Moraltheologie
  • 1. Grundlegendes zum Selbstverständnis der Moraltheologie
  • 2. Theologisch-anthropologische Perspektiven auf die Sparsamkeit als Freiheitskonzept
  • 3. Moraltheologische Perspektiven auf die Sparsamkeit als Tugendkonzept
  • VII. Ein Plädoyer: Konturen eines christlichen Tugendmodells von Sparsamkeit im oikonomischen Spektrum
  • 1. Tugend in Geschichtlichkeit
  • 2. Tugend im Ordnungskontext
  • 3. Tugend in Relationalität
  • 4. Tugend in konkreter Autonomie
  • 5. Tugend in mittelbarer Normativität
  • Literaturverzeichnis
  • Quellen im Originaltext
  • Quellen in Übersetzung
  • Sekundärliteratur
  • Register

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