Arbeitsforschung in Deutschland

Hans-Otto Regenhardt

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Hans-Otto Regenhardt, Arbeitsforschung in Deutschland (2020), Logos Verlag, Berlin, ISBN: 9783832586591

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Beschreibung / Abstract

Arbeit wurde zum Gegenstand wissenschaftlichen Fragens, als im 19. Jahrhundert ihre jahrhundertelange, vorwiegend handwerkliche Prägung zunehmend verloren ging. Sie wurde zu industrieller Arbeit mit zeitlicher Taktung, unbegrenzter Leistungssteigerung, hochgradiger Zerlegung der Arbeitsvorgänge und erkennbaren gesundheitlichen Folgen. Der Autor untersucht in nationaler Perspektive am Beispiel Deutschlands im 20. Jahrhundert Voraussetzungen und Entwicklungen einer Verwissenschaftlichung industrieller Arbeit. Gefragt wird nach Zusammenhängen zwischen politischen Systembrüchen und Arbeitsforschung von der Weimarer Republik, über das NS-Regime, zur Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland bis 1990. Ein Exkurs zur Arbeitsforschung in der Schweiz weitet die Perspektive auf die arbeitswissenschaftliche Entwicklung in einem demokratischen Staat ohne politischen Systembruch.
Erörtert wird die These, in welchem Maße sich Arbeitswissenschaften und Arbeitsforschung in Deutschland in einer permanenten "Dilemma-Situation" befanden - zwischen Kapital und Arbeit, Volk und Klasse, Wissenschaft und Politik, Führung und Freiheit, Leistung und Ausbeutung, männlicher Dominanz und weiblicher Chancensuche. Inwieweit kann von ideologischer und politischer Instrumentalisierung der Arbeitsforschung, aber auch von gewollter Bereitstellung ihrer Ressourcen für die jeweils politisch Herrschenden gesprochen werden? Wer kämpfte mit welchen Mitteln "um die Seele des Arbeiters?" Das Buch leistet insofern auch einen Beitrag zur immer wieder aktuellen Frage nach dem Verhältnis von Wissenschaft und Politik wie auch nach Gefahren einer politischen Instrumentalisierung von Narrativen - hier am Beispiel der Arbeit - und fordert aus historischer Perspektive auf, die Allgegenwärtigkeit der Arbeit (wieder) verstärkt zum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung zu machen.

Inhaltsverzeichnis

  • BEGINN
  • Vorwort
  • 1 Einführung
  • 1.1 Politische Systembrüche und Arbeitsforschung
  • 1.2 Fragestellung und Aufbau
  • 1.3 Forschungsstand
  • 1.4 Methoden und Begriffe
  • 1.5 Literatur und Quellenlage
  • 2 „Verwissenschaftlichung“ der Arbeit vor 1918
  • 3 Arbeitsforschung in der Weimarer Republik
  • 3.1 Krise der industriellen Arbeit – „Arbeitsfreude“ oder „Entseelung der Arbeit“?
  • 3.2 Psychotechnik und Arbeitswissenschaft – Konzeptionen und Biographien
  • 3.3 „Kampf um die Seele des Arbeiters“ – Positionen und Strategien
  • 3.4 Das Frauenbild in der Arbeitsforschung der 1920er Jahre
  • 3.5 Arbeitsforschung in der Weimarer Demokratie – Zwischenfazit
  • 4 Arbeitsforschung in der nationalsozialistischen Diktatur
  • 4.1 Nationalsozialistische „Weltanschauung“ und Arbeitsforschung
  • 4.2 Arbeitsforschung ab 1933 – Personelle Kontinuitäten und Brüche
  • 4.3 Deutsche Arbeitsfront (DAF) und Arbeitsforschung
  • 4.4 Das Frauenbild in der Arbeitsforschung im NS-Staat
  • 4.5 Menschenführung und Arbeitserziehung in der Betriebsgemeinschaft
  • 4.6 Arbeitsforschung unter Kriegsbedingungen
  • 4.7 Arbeitsforschung in der NS-Diktatur – Zwischenfazit
  • 5 Arbeitsforschung in der SBZ / DDR
  • 5.1 Exkurs: Psychologie in der SBZ / DDR – Kontinuität oder Diskontinuität?
  • 5.2 Übergänge: Abwehr „bürgerlicher“ Arbeitsforschung?
  • 5.3 Die „Menschenbild“-Diskussion in der Psychologie um 1960
  • 5.4 Anfänge der psychologischen Arbeitsforschung
  • 5.5 Sozialistischer Wettbewerb und produktives Denken – „Arbeitsforschung von unten“?
  • 5.6 „Gruppe“ – „Kollektiv“ – „sozialistische Persönlichkeit“
  • 5.7 Sozialistische Leitung – ein Forschungstabu?
  • 5.8 Wissenschaftliche Arbeitsorganisation (WAO) – Anspruch und Realität
  • 5.9 Arbeitsforschung im DDR-Sozialismus – Zwischenfazit
  • 6 Arbeitsforschung in der Bundesrepublik Deutschland
  • 6.1 Arbeitsforschung nach 1945 – Umbruch, Kontinuität, Neubeginn?
  • 6.2 Bernhard Herwig und das Forschungsinstitut für Arbeitspsychologie und Personalwesen (FORFA)
  • 6.3 Das Harzburger Modell – „Führung im Mitarbeiterverhältnis“
  • 6.4 „Amerikanisierung“ der Arbeitsforschung?
  • 6.5 Anfänge institutioneller soziologischer Industrieforschung
  • 6.6 „Humanisierung der Arbeit“ – Parallelen zur DDR-Arbeitsforschung?
  • 6.7 Frauenarbeit und Arbeitsforschung
  • 6.8 Exkurs: Arbeitsforschung ohne politischen Systembruch: Beispiel Schweiz
  • 6.9 Arbeitsforschung in der Bundesrepublik Deutschland – Zwischenfazit
  • 7 Institutionalisierte Arbeitsforschung – ein zeitlicher Schnitt
  • 7.1 REFA-Methodenlehre: Arbeitsstudium als Wissenschaft?
  • 7.2 Das RKW-Projekt – politische Neutralität als Ziel
  • 7.3 Arbeitsforschung im Ruhrgebiet: Arbeitsphysiologie und Soziologie
  • 7.4 Institutionalisierte Arbeitsforschung – Zwischenfazit
  • 8 Arbeitsforschung in Deutschland – Fazit
  • Anhang
  • Abkürzungsverzeichnis
  • Archivquellen
  • Zeitschriften
  • Gedruckte Quellen und Literatur
  • Biographisches Register

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