Kapitalistischer Geist und literarische Kritik

Arbeitswelten in deutschsprachigen Gegenwartstexten

Susanne Heimburger

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Susanne Heimburger, Kapitalistischer Geist und literarische Kritik (2010), edition text+kritik, 81673 München, ISBN: 9783967071726

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Beschreibung / Abstract

Das Verhältnis der deutschen Literatur zur Arbeitswelt galt über einen langen Zeitraum als problematisch. So formulierte beispielsweise noch der Mannheimer Literatur- und Medienwissenschaftler Jochen Hörisch in einer bewusst provokativ gehaltenen These die "Arbeitsscheu" der deutschen Literatur, wonach zwischen der sogenannten schönen Literatur und dem Thema "Arbeit" ein grundsätzliches Missverhältnis bestehen müsse. Seit einiger Zeit ist aber vor allem in der Literaturkritik immer häufiger von einem Aufschwung der "Literatur der Arbeitswelt" die Rede und vom zunehmenden Interesse auch an ökonomischen Zusammenhängen.
Die Studie zeigt anhand eines Korpus von rund 40 heterogenen narrativen wie dramatischen Texten der unmittelbaren Gegenwartsliteratur, auf welch vielfältige Weise die Veränderungen in der Arbeitswelt und die Paradigmen der aktuellen Managementliteratur inhaltlich und formal literarisch reflektiert werden. Die Untersuchung widmet sich auch Texten, die bisher noch kaum Gegenstand literaturwissenschaftlicher Untersuchungen waren, und zeigt, wie die Grenzen zwischen den beiden Sphären "Kunst" und "Ökonomie" allmählich aufgehoben werden.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Impressum
  • Inhalt
  • Einleitung
  • I. Zum bisherigen Verhältnis von Literatur und Arbeitswelt
  • 1. Die Arbeitsscheu der deutschen Literatur
  • 2. Mögliche Gründe für die Arbeitsscheu der Literatur
  • 3. Literatur der Arbeitswelt: Ein kurzer Über- und Rückblick
  • 4. Literatur der Arbeitswelt als nostalgische Rückschau?
  • II. Aktuelle Transformation der Arbeitswelt
  • 1. Altes und neues Management
  • 2. Von der Disziplinar- zur Kontrollgesellschaft
  • 3. Der flexible Mensch: Zwischen Unsicherheit und charakterlicher Zersetzung
  • III. Zur neuen Beziehung von Literatur und Arbeitswelt
  • IV. Nostalgische Archivalik fordistischer Arbeitsverhältnisse – Verlorene Reservate regulierter Arbeit
  • 1. Rückblick: Richartz†™ »Büroroman« (1976) als Roman des späten Fordismus
  • 2. Moderne »Versicherungsdiskurse« und »Tragödien des Eigensinns«
  • V. Personifizierungen des Verhältnisses von Kunst und Ökonomie
  • 1. Anne Weber: »Gold im Mund« und »Liebe Vögel« (2004) – Büroalltag und dichterische Allmacht
  • 2. Burkhard Spinnen: »Der schwarze Grat« (2003) – Der Autor als Unternehmer, der Unternehmer als Autor
  • 3. Ingo Schulze : »Neue Leben« (2005) – Verkehrter Künstlerroman und moderne Teufelspaktgeschichte
  • 4. John von Düffel: »Vom Wasser« (1998) – Zur semantischen Trennung von Kunst und Ökonomie
  • 5. Von Müßiggängern und Kunstbanausen – Jenseits von Bildungs- und Künstlerroman
  • VI. Rainer Merkel: »Das Jahr der Wunder« (2001) – Arbeitswelt als Idylle
  • 1. Arbeit als »arebeit«?
  • 2. Das Unternehmen: GFPD – ein Start-up der 1990er Jahre
  • 3. Humanisierung der Arbeitswelt als Idylle
  • 4. Die Brüche innerhalb der Idylle
  • 5. Zur Bedeutung der Figurenperspektive
  • 6. Arbeit als Bluff und Fiktion
  • 7. Anwendung moderner Machtmechanismen
  • 8. Die Idylle von der Überarbeitung
  • VII. Literarische Arbeitskraftunternehmer
  • 1. Jörg-Uwe Albig: »Land voller Liebe« (2006) – Management by Love
  • 2. Georg Oswald: »Alles was zählt« (2000) – Selbstverantwortung und tragische Ironie
  • 3. Rolf Dobelli: »Und was machen Sie beruflich?« (2004) – Genealogie des Scheiterns
  • 4. Kathrin Röggla: »wir schlafen nicht« (2004) – Kapitalismuskritik als Sprachkritik
  • 5. Joachim Zelter: »Schule der Arbeitslosen« (2006) – Biografische Selbstoptimierung und die Poetik der Bewerbung
  • 6. Literatur und Selbstmarketing
  • VIII. Ernst-Wilhelm Händler: »Wenn wir sterben« (2002) – Der Roman als Allegorie postfordistischer Arbeitsverhältnisse
  • 1. Monotonie der Karrierewege?
  • 2. Das Unternehmen der Zukunft
  • 3. Die Ökonomisierung des Menschen
  • 4. Arbeit als Lebenssinn
  • 5. Das Verhältnis von Wirtschaft und Kunst
  • 6. Krise der Arbeitsgesellschaft: Das Problem der Arbeitslosigkeit
  • 7. Roman und neoliberale Mentalität
  • IX. Theater und Arbeitswelt
  • 1. Hochhuths Arbeitslosendramen: »Das Recht auf Arbeit« (UA: 1999), »McKinsey kommt« (UA: 2004)
  • 2. Managerarbeitslosigkeit in Urs Widmers »Top Dogs« (UA: 1996)
  • 3. Gesine Danckwart: »Täglich Brot« (UA: 2001), John von Düffel: »Elite I.1« (UA: 2002), Kathrin Röggla: »Junk Space« (UA: 2004) – Radikale Individualisierung und Selbstprogrammierung
  • 4. Schauspieler und Arbeitskraftunternehmer bei René Pollesch (UA: 2000–2002)
  • 5. Falk Richter: »Das System« – »Unter Eis«, »Electronic City« (UA: 2003) – Kritik an der Kritik und optimierte Kunst
  • 6. Arbeit im Theater, Theater und Arbeit, Theater im Theater
  • Fazit: Literarisierung der Arbeit im Postfordismus
  • Literaturverzeichnis
  • 1. Zitierte Primärliteratur mit Kürzel
  • 2. Sekundärliteratur
  • 3. Rezensionen / Kritiken/Interviews in der Tages- und Wochenpresse

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