Von seelischer Selbstvergiftung und Hasskonserven

Das Ressentiment im Sprachspiel der Psychiatrie

Barbara Gründler

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Barbara Gründler, Von seelischer Selbstvergiftung und Hasskonserven (2019), wbg in Herder, Freiburg, ISBN: 9783534401826

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Accesses

Beschreibung / Abstract

Der Begriff Ressentiment hat in der Philosophie Friedrich Nietzsches eine herausragende Bedeutung und ist in neuester Zeit durch das Werk Peter Sloterdijks wieder in den Fokus des philosophischen Interesses geraten. Er bezeichnet einen schleichenden Prozess "seelischer Selbstvergiftung" (Max Scheler), der die Entstehung von Rachewünschen, Missgunst und "Hasskonserven" (Sloterdijk) begünstigt und den freien Lebensvollzug behindert. Die in diesem Buch vorgestellte Ressentimenttheorie eröffnet neue Perspektiven auf und für Helfer und Hilfesuchende im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie, und führt dabei auf ungewöhnlichen Denkwegen zu unkonventionellen Einsichten. Als anthropologische Theorie versteht sie sich zudem als Einladung für Fachfremde, die im Sinne Nietzsches Mut zum Selbstexperiment mitbringen. Sie sensibilisiert für eigene Ressentiments und entwirft Möglichkeiten der Überwindung, die als praktische Anwendung von Nietzsches Lebensbejahungsphilosophie verstanden werden können.

Beschreibung

Dr. phil. Barbara Gründler studierte Germanistik, Romanistik und Philosophie an der Université Lille III (Frankreich) und an der HfG Karlsruhe, und promovierte 2018 bei Peter Sloterdijk. Als Dipl.-Ergotherapeutin (FH), Fachberaterin für Psychotraumatologie und Praktische Philosophin arbeitet sie v.a. in den Bereichen Psychiatrie und Philosophie.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Impressum
  • Inhalt
  • Vorwort
  • 1. Einleitung
  • 2. Genese und Phänomenologie des Ressentiments
  • 2.1 Französische Wortgeschichte
  • 2.2 Das Ressentiment nach Friedrich Nietzsche
  • 2.3 Das Ressentiment nach Max Scheler
  • 2.4 Das Ressentiment nach Peter Sloterdijk
  • 3. Das Sprachspiel der Psychiatrie
  • 3.1 „Psychische Krankheit" – Versuch einer Begriffsklärung
  • 3.2 Exkurs: Die Sprachspieltheorie Ludwig Wittgensteins
  • 3.3 „Psychische Krankheit" vor dem Hintergrund der Sprachspieltheorie
  • 4. Die „Verstimmten" vor dem Hintergrund der Philosophie Peter Sloterdijks
  • 5. Angewandte Philosophie: Die „Verstimmten" und das Ressentiment
  • 5.1 Die Schwäche des Bruchstück-Menschen – das ADHD, die Borderline- Persönlichkeitsstörung und die Paranoide Psychose
  • 5.2 Die Umkehrung der Zeit im „Es war" – die Posttraumatische Belastungsstörung
  • 5.2.1 Frau S.
  • 5.3 Die Müdigkeit und die Reaktivität – das Erschöpfungssyndrom
  • 5.3.1 Frau A.
  • 5.4 Die Furcht – die Soziale Phobie
  • 5.4.1 Frau T.
  • 5.5 Der schuldige Täter – die Dissoziale Persönlichkeitsstörung
  • 5.6 Die Wendung nach innen und der Wille zum Nichts – die Depression
  • 5.6.1 Frau U
  • 6. Das Ressentiment der Therapeuten als asketische Priester
  • 6.1 Nietzsches Figur des asketischen Priesters
  • 6.1.1 Der asketische Priester am Beispiel des Klerikers
  • 6.2 Das asketische Ideal als Machtmittel des asketischen Priesters
  • 6.3 Ressentiment und Wille zur Macht des asketischen Priesters im Gesundheitswesen
  • 6.4 Die Richtungs-Umkehrung des Ressentiments in den modernen Gesundheitswissenschaften
  • 6.5 Die Medikation des Priesters
  • 7. Ansätze zu einer Überwindung des Ressentiments
  • 7.1 Die Philosophie als Antidot gegen das Gift des Ressentiments
  • 7.2 Der Abschied von Gesten der Erhöhung und Erniedrigung: der Mensch als „unbegreifbares Unwesen“ zwischen dem Unendlichen und dem Nichts – Blaise Pascal
  • 7.3 Nietzsches Kunst der Transfiguration und der Perspektivismus
  • 7.3.1 Der Therapeut der „docta ignorantia“ als Armenarzt des Geistes
  • 7.3.2 Nietzsches Kunst der Transfiguration
  • 7.4 Der Verzicht auf mimetisches Begehren und Rache – René Girard
  • 7.5 Die Wendung zu einer Ethik der Großzügigkeit – Peter Sloterdijk
  • 7.6 Der Therapeut als „philosophischer Toxikologe" und lachender Verschwender – Nietzsches Zarathustra und Georges Bataille
  • 7.7 Ein Plädoyer für die Negativität als Aspekt der Lebensbejahung – Byung-Chul Han
  • 8. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
  • 9. Literaturverzeichnis
  • 10. Endnoten
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