Anleitung zur Selbstregulation

Eine Wissensgeschichte der Therapeutisierung im 20. Jahrhundert

Jens Elberfeld

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Jens Elberfeld, Anleitung zur Selbstregulation (2020), Campus Frankfurt / New York, 60486 Frankfurt/Main, ISBN: 9783593442105

1960
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26
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Beschreibung / Abstract

Ob Coaching oder Paartherapie, Erziehungsberatung oder Stressmanagement: Tagtäglich werden wir mit therapeutischen Angeboten konfrontiert, die vorgeben, unser Leben gesünder, erfolgreicher und glücklicher zu machen. Jens Elberfeld untersucht, wie es zur Omnipräsenz von Psychotherapie, Beratung und Coaching kommen konnte. Auf innovative Weise verknüpft er medizin- und wissenschaftshistorische Perspektiven mit gesellschaftsgeschichtlichen und subjektivierungstheoretischen Fragen. Als Sonde dient der Studie die Familientherapie: An ihr wird die zunehmende Verbreitung therapeutischen Wissens mit dem gesellschaftlichen Wandel um 1968 in Beziehung gesetzt, der gerade Familie, Ehe und Erziehung betraf.

Beschreibung

Jens Elberfeld, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Historische Erziehungswissenschaft an der Universität Halle.

Inhaltsverzeichnis

  • BEGINN
  • Inhalt
  • Einleitung
  • Das Problem: Die Therapeutisierung von Selbst und Gesellschaft
  • Forschungsstand und Fragestellung
  • Theoretisch-methodischer Analyserahmen
  • Familientherapie als historische Sonde
  • Quellenkorpus und Gliederung
  • I. Soma – Psyche – Soziales: Krankheitsmodelle der Psy-Disciplines im 19. und 20. Jahrhundert
  • 1. Geisteskrankheiten als Gehirnkrankheiten? Psychiatrisches Wissen im19. und frühen 20. Jahrhundert
  • 1.1. Zur Entwicklung eines medizinischen Krankheitsverständnisses Anfang des 19. Jahrhunderts
  • 1.2. Die Etablierung eines naturwissenschaftlichen Krankheitskonzepts ab Mitte des 19. Jahrhunderts
  • 1.3. Somatische Spekulationen und psychologische Alternativen: Die wachsende Unzufriedenheitmit dem medizinischen Modell
  • 2. Von der Wiederentdeckung der Hypnosezur Entstehung der Psychoanalyse (1870er–1920er Jahre)
  • 2.1. Charcots Konzept der traumatischen Hysterie und dieexperimentelle Verwendung der Hypnose
  • 2.2. Freud: Von der Verdrängungshypothese zur Geburt der Psychoanalyse
  • 3. Alternative Ansätze der Schizophrenieforschung und die Aneignung der Kybernetik (1930er–1960er Jahre)
  • 3.1. Häretiker der Psychiatrie und Psychoanalyse: Sullivan und Fromm-Reichmann
  • 3.2. Konzeptionelle Gründung der Familientherapie: Von der »schizophrenogenen Mutter« zur»schizophrenogenen Familie«
  • 3.3. Bateson und die Kybernetik
  • Exkurs zur Kybernetik
  • 3.4. Gregory Bateson: Epistemologie und Psychiatrie
  • 4. »Psychoboom«. Entstehung und Verbreitung post-analytischen Psychowissens ab den 1960er Jahren
  • 4.1. Verhaltenstherapie oder: »Get rid of the Symptom!«
  • 4.2. »Wachstum«, »Selbstverwirklichung«, »Ganzheitlichkeit«: Die Humanistische Psychologie
  • II. Ausbildung des therapeutischen Feldes: Prozesse, Akteure und Konfliktein den †ºlangen†¹ 1970er Jahre
  • 5. »Metamorphosen der psychiatrischenOrdnung«: Von der Anstaltspsychiatrie zum psychosozialen Versorgungssystem
  • 6. Anerkennungskämpfe: Die Etablierung der Psychotherapie
  • 7. Therapeutisierung und Wohlfahrtsstaat: Zur Erschließung nicht-medizinischer Anwendungskontexte in Beratung und Sozialer Arbeit
  • 7.1. Wohlfahrtsstaatlicher Ausbau und gesellschaftspolitischer Aufbruch: Die Expansion des Beratungswesens
  • 7.2. Therapeutisierung der Beratung: Der Aufstieg der Psychologen und die Verbreitung post-analytischen Psychowissens
  • 7.3. Telefonseelsorge und Unterschichten-Modell: Zur medialen und sozialen Differenzierung von Beratung
  • 7.4. »Rückzug der Pädagogik – Vormarsch der Therapie«? Sozialarbeit zwischen Professionalisierung und Politisierung
  • 7.5. »Hilfe zur Selbsthilfe«: Sozialpolitische Initiativen und die Neukonstitution des »armen Subjekts«
  • 8. »Revolution der inneren Mitte«: Von der Aneignung therapeutischer Techniken †ºum 68†¹ zur Entfaltung eines Grauen Marktes im Alternativen Milieu
  • 8.1. Die therapeutische »Befreiung des Subjekts« um 68
  • 8.2. Selbstverwirklichung in Gemeinschaft: Alternatives Milieu und der »Psychoboom«
  • 8.3. Politik der ersten Person: Frauenbewegung und Consciousness-Raising-Gruppen
  • 8.4. Alternatives Milieu und Grauer Markt: Zu Vertrieb und Verkauf von Psychotherapie
  • III. Familientherapie und dieTherapeutisierung der Familie (BRD 1960er–1990er)
  • 9. Erfolg im Scheitern? Institutionalisierung und Professionalisierung seit den 1970er Jahren
  • 9.1. Amerikanisierung oder Verflechtung? Die Rezeption der Familientherapie in den 1960er und 1970er Jahren
  • 9.2. Etablierung der Familientherapie und die Richtungskämpfe der 1970er Jahre
  • 9.3. Gescheiterte Professionalisierung oder andere Professionalität?
  • 9.4. Anwendungsgebiete und Positionierungen im Feld
  • 10. »Patient Familie«: Heterogenes Wissen und widersprüchliche Praxis in den Anfängen der Familientherapie
  • 11. Kopernikanische Revolutionen: Psychowissen zwischen Kybernetik und New Age (Ende 1970er–Ende 1980er)
  • 12. Selbstorganisation lebender Systeme:Die konstruktivistische Wende der Systemischen Therapie (1980er Jahre)
  • 13. Von der Krise der Familie zu Familienkrisen: Therapeutisierung und sozialer Wandel nach 1945
  • 13.1. Geschichte des Krisentopos und der Familiendiskurs der Nachkriegszeit
  • 13.2. Zwischen notwendiger Reform und notgedrungener Anpassung: Diskussionen um den Wandel der Familie
  • 13.3. Primat der Funktion: Zur Versozialwissenschaftlichung der Familie
  • 14. Autonomie in der Bindung? Therapeutische Selbst/Regulationvon Familie und Partnerschaft
  • 14.1. Familie im Fließgleichgewicht: Kybernetische Modelleund der Wandel von Beziehungsleitbildern
  • 14.2. Von der Verschmelzung zur Autonomie? Neue Beziehungsleitbilder in Paartherapie und Eheberatung
  • 15. Fazit: Arbeit am Selbstin der Kontrollgesellschaft
  • Danksagung
  • Quellen- und Literaturverzeichnis
  • Interviews
  • Internetquellen
  • Publizierte Quellen
  • Literatur

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