Sprachengerechtigkeit

für Europa und die Welt

Philippe Van Parijs

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Philippe Van Parijs, Sprachengerechtigkeit (2013), Suhrkamp Verlag, Berlin, ISBN: 9783518733141

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Accesses

Beschreibung / Abstract

»Do you speak English?« Nicht nur in Europa erhält man als Antwort darauf immer häufiger ein »Yes«. Und in der Tat: Quasi unter der Hand scheint sich Englisch zu einer neuen »lingua franca« zu entwickeln, wie auch empirische Daten belegen. Aber ist das gerecht? Oder vielmehr ein Menetekel der »Amerikanisierung« der Welt, respektlos und »unfair« – der Anfang vom Ende der kulturellen Vielfalt, die gerade Europa so besonders macht?

Philippe Van Parijs vertritt in seinem Buch die provokante These, dass wir diese Entwicklung nicht nur begrüßen, sondern auch aktiv beschleunigen sollten. Eine gemeinsame Sprache, so seine Überzeugung, ermögliche mehr Bürgern die Teilhabe an politischen und wirtschaftlichen Prozessen und sei eine effektive Waffe im Kampf um mehr Gerechtigkeit. Seine Devise lautet daher: »Go English!«

Aber ist das wirklich gerecht? Schließlich wären englische Muttersprachler im Vorteil, und es spricht viel dafür, die Sprachenvielfalt gerade aus Gründen der Gerechtigkeit zu schützen. Van Parijs stellt sich diesen und weiteren Einwänden in gehaltvoller Auseinandersetzung mit den maßgeblichen Paradigmen der Gerechtigkeitstheorie und diskutiert dann praktische Maßnahmen zur Durchsetzung der Sprachengerechtigkeit – etwa eine Sprachsteuer für anglophone Länder oder ein Verbot der Synchronisierung englischsprachiger Filme.

»Sprachengerechtigkeit für Europa und die Welt« ist kein Buch gegen die Vielfalt der Sprachen und Kulturen. Aber es behauptet, dass Sprachenvielfalt kein Wert an sich ist, anders als Gerechtigkeit. Ein außergewöhnlicher Beitrag zur Debatte um die Zukunft Europas.

Beschreibung

<p>Philippe Van Parijs, geboren 1951 in Br&uuml;ssel, ist Professor f&uuml;r &Ouml;konomie und Sozialethik an der Universit&eacute; catholique de Louvain sowie f&uuml;r Philosophie in Harvard. Gastprofessuren f&uuml;hrten ihn an Universit&auml;ten und Forschungseinrichtungen rund um den Globus, u. a. nach Moskau, Paris, Montr&eacute;al, Rio de Janeiro, Peking, Montevideo und Kinshasa. Er gilt als Vordenker des bedingungslosen Grundeinkommens und ist Gr&uuml;nder des<em> Basic Income Earth Network</em> (BIEN). 2001 erhielt Van Parijs den Francqui-Preis, die h&ouml;chste akademische Auszeichnung, die sein Heimatland zu vergeben hat.</p>

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Informationen zum Buch/zum Autor
  • Impressum
  • Inhalt
  • Widmung
  • Vorwort zur deutschen Ausgabe
  • Einleitung
  • 1 Lingua franca
  • 1.1 Europas Lingua franca
  • 1.2 Eine globale Lingua franca?
  • 1.3 Wahrscheinlichkeitsgesteuertes Sprachenlernen
  • 1.4 Der Maxi-min-Sprachgebrauch
  • 1.5 Die Maxi-min-Dynamik
  • 1.6 Didaktische und symbolische Abweichungen vom Maxi-min-Kriterium
  • 1.7 Die Maxi-min-Dynamik und die Machtverhältnisse
  • 1.8 Die Machtverhältnisse und der Aufstieg des Englischen
  • 1.9 Die Lingua franca und die Rechtfertigungsgemeinschaft
  • 1.10 Die Lingua franca und der transnationale Demos
  • 1.11 Das Englische als Träger ideologischer Vorherrschaft?
  • 1.12 Go English?
  • Anhang: Drei Alternativen zur Lingua-franca-Konvergenz
  • 2 Sprachengerechtigkeit als faire Kooperation
  • 2.1 Englische Muttersprachler als Trittbrettfahrer
  • 2.2 Unbegrenztes Lernen versus einmalige Umstellung
  • 2.3 Ein stilisiertes Bild
  • 2.4 Effiziente Kostenteilung: Church und King
  • 2.5 Gleiche Kostenteilung: Pool
  • 2.6 Gleiche Nutzenaufteilung: Gauthier
  • 2.7 Gleiches Kosten-Nutzen-Verhältnis: Homans
  • 2.8 Warum manchmal die Kleinen die Großen subventionieren müssen
  • 2.9 Zur Schätzung der Sprachlernkosten
  • 2.10 Annäherungen an die Realität
  • 2.11 Eine Sprachsteuer?
  • 2.12 Ausgleichende Wilderei?
  • Anhang
  • 3 Sprachengerechtigkeit als Chancengleichheit
  • 3.1 Liberal-egalitäre Gerechtigkeit
  • 3.2 Sprache, Religion und Rechte
  • 3.3 Sprachlich begründete Chancenungleichheiten
  • 3.4 Ad-hoc-Anpassungen des Sprachenregimes
  • 3.5 Transfers an die sprachlich Benachteiligten
  • 3.6 Die Verbreitung der Lingua franca durch Immersionsschulung
  • 3.7 Eine preiswerte Methode der Verbreitung
  • 3.8 Ein Verbot von Synchronfassungen?
  • 3.9 Vom Nachteil zum Vorteil?
  • 4 Sprachengerechtigkeit als gleiche Wertschätzung
  • 4.1 Gleiche Achtung
  • 4.2 Symbolische Gleichheit aller Sprachen?
  • 4.3 Symbolische Gleichheit als Nebeneffekt praktischer Zwänge?
  • 4.4 Wer soll für kostspielige Symbolpolitik zahlen?
  • 4.5 Eine Shortlist der Mehrsprachigkeit?
  • 4.6 Rhetorische Ermunterungen
  • 5 Sprachliche Territorialität
  • 5.1 Ein territorial differenziertes zwingendes Regime
  • 5.2 Rohrkrepierer: das Ius soli und die nationale Souveränität
  • 5.3 Erstes Argument: Kolonialherrenmentalität
  • 5.4 Zweites Argument: In Freundlichkeit sterben
  • 5.5 Drittes Argument: Jede Sprache eine Königin
  • 5.6 Territoriale Reziprozität
  • 5.7 Befriedigung durch Territorialität?
  • 5.8 Territorialität versus Homogenität
  • 5.9 Die Kosten einer allgemeinen Sprachkompetenz
  • 5.10 Das Parterre der Welt
  • 5.11 Diasporapuffer und Regimelockerung
  • 5.12 Tiefgehende Heterogenität
  • 5.13 Demokratische Konfliktlösung
  • 5.14 Faire Schicksalsergebenheit
  • 6 Sprachenvielfalt
  • 6.1 Was ist Vielfalt?
  • 6.2 Was ist Sprachenvielfalt?
  • 6.3 Mehrsprachigkeit contra Sprachenvielfalt?
  • 6.4 Lokale Vielfalt versus interlokale Vielfalt
  • 6.5 Fluch oder Segen?
  • 6.6 Wirtschaftliche Solidarität, Identifikation und Verständigung
  • 6.7 Lokale Vielfalt und Solidarität
  • 6.8 Interlokale Vielfalt und Solidarität: eine überraschende Allianz?
  • 6.9 Interlokale Vielfalt und Solidarität: ein nicht zu leugnendes Spannungsverhältnis
  • 6.10 Wirkliche Freiheit für alle versus gleiche Wertschätzung
  • Fazit
  • Danksagung
  • Literaturverzeichnis
  • Register

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