Reform der Pflegeausbildung - Deutschland auf dem Irrweg?!

Anja Ludwig

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Anja Ludwig, Reform der Pflegeausbildung - Deutschland auf dem Irrweg?! (27.04.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 0342-2275, 2012 #4, S.303

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Beschreibung / Abstract

Die Diskussion um die Reform der Pflegeausbildung in Deutschland währt nun schon seit einigen Jahren. Die angeführten Gründe: Die Pflegeausbildungen hierzulande entsprächen nicht mehr dem aktuellen Stand der pflegewissenschaftlichen Erkenntnisse, die Bedarfe und Bedürfnisse in der pflegerischen Versorgung hätten sich verändert, die Anforderungen an die Berufsangehörigen seien deutlich gestiegen und zudem müsste die deutsche Ausbildung an das europäische Niveau angeglichen werden. Die langjährige Debatte gipfelte Anfang März 2012 in einem Eckpunktepapier, dass vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) vorgelegt wurde. Beide Ministerien hatten 2010 einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe (BLAG) den Auftrag für dieses Eckpunktepapier erteilt. Beide Ministerien, die auch in der Arbeitsgruppe vertreten waren, präferierten schon weit im Vorfeld der BLAG-Sitzungen ein generalistisches Ausbildungsmodell, was bedeutet, dass alle drei Pflegeberufe [Altenpflege und (Kinder-)] zu einem einzigen Berufsbild zusammengeführt werden sollen. So verwunderte es nicht, dass sich auch die BLAG in den Eckpunkten für diese Form der Ausbildung aussprach (Eckpunkte und AWO-Bewertung auf www.awo.org im Informationsservice in der Rubrik Alter und Pflege). Auffällig allerdings ist und bleibt, dass es im gesamten Diskussionsprozess kaum eine kritische Hinterfragung eines solchen Ausbildungsmodells gab und gibt. Die Skeptiker wurden von Beginn an als Feinde des Fortschritts deklariert, wodurch auch ihre fachlich und sachlich begründeten Argumente im Keim erstick wurden. Dieser Beitrag zielt darauf ab, die Hintergründe, die zu einer sehr einseitigen Debatte über die Pflegeausbildungsreform in Deutschland geführt hat, aufzudecken. Dabei soll zum einen auf die unterschiedlichen Interessenlagen von Wissenschaft, Politik und Berufsgruppen bzw. deren berufsständischen Vertretungen eingegangen werden. Zum anderen sollen die Hauptargumente für eine Zusammenlegung der drei Pflegeberufe zu einem Berufsbild kritisch beleuchtet werden. So wird u.a. hinterfragt: - ob und warum eine Zusammenlegung der drei Ausbildungen den Pflegeberuf attraktiver machen soll, - ob und wie die heutige hohe Versorgungsqualität und spezifischen Anforderungen an die Versorgung künftig mit einer Basisqualifikation bewältigt werden können, - warum der Lebensphasenbezug in der Pflege nicht mehr zeitgemäß sein soll, - ob sich durch eine Zusammenführung der drei Pflegeberufe die Personalsituation in der Pflege entspannt, - ob die Zusammenführung der drei Berufe einen Beitrag zur Angleichung der Pflegeausbildung an das europäische Niveau leistet und die Mobilität der Pflegekräfte in der EU erhöht.

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