Partizipation als Handlungsprinzip in der Eltern- und Familienbildung

Christiane Solf und Verena Wittke

Diese Publikation zitieren

Christiane Solf, Verena Wittke, Partizipation als Handlungsprinzip in der Eltern- und Familienbildung (27.04.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 0342-2275, 2012 #4, S.262

80
Accesses
9
Quotes

Beschreibung / Abstract

Angebote der Elternbildung, Elternbegleitung und Elternberatung haben in den vergangenen Jahren, insbesondere durch den Beschluss der Jugendministerkonferenz von 2003, einen maßgeblichen Bedeutungszuwachs erfahren. Familienbildung als ein durch das Kinder- und Jugendhilfegesetz geregeltes Handlungsfeld (§ 16 SGB VIII) unterliegt ebenso wie andere Arbeitsfelder der Kinder- und Jugendhilfe Handlungsprinzipien oder Strukturmaximen, wie sie seit etwa Mitte der 1980er Jahre als Standards einer zeitgemäßen Jugendhilfe formuliert und konkretisiert wurden (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 1990): Primäre und sekundäre Prävention, lebensweltorientiertes Handeln der Träger der Jugendhilfe, Dezentralisierung und Regionalisierung, Alltagsorientierung, Existenzsicherung, Alltagsbewältigung, Integration, Partizipation und Einmischung. Mit dem Wesen und der Bedeutung des Handlungsprinzips "Partizipation" in der Eltern- und Familienbildung setzt sich dieser Beitrag auseinander. Partizipation als demokratietheoretischer Begriff bezeichnet die Beteiligung, die Teilhabe Einzelner oder von Gruppen an Entscheidungen und Entscheidungsprozessen und dient einer Beförderung und Stärkung demokratischer und zivilgesellschaftlicher Strukturen. Partizipation erfolgt immer in konkreten Kontexten und in Hierarchien: So gibt es eine In- stanz, die über die Macht verfügt, Partizipation zuzulassen oder zu hemmen, und es gibt Betroffene, die unter bestimmten Bedingungen partizipieren. Ihre Teilhabe kann in sehr unterschiedlichen Beteiligungsformen realisiert werden: von der Konsultation über das Recht zur Mitgestaltung und Mitentscheidung bis hin zur vollständigen Selbstverwaltung. Unsere Überlegungen zur Partizipation in der Eltern- und Familienbildung leiten sich aus den Ergebnissen einer Studie ab, die sich mit den Partizipationsmöglichkeiten von Eltern in Tagesgruppen als einer Hilfe zur Erziehung (§§ 27ff. SGB VIII) auseinandersetzt (Solf/Wittke 2007). Die Erkenntnisse, die sich aus der Begleitung zahlreicher verschiedener Bildungs-, Beratungs- und Freizeitangebote, aus unterschiedlichsten Situationen im pädagogischen Alltag wie auch aus Interviews mit Eltern ergeben haben, werden im Folgenden mit Erfahrungen aus dem Feld der Eltern- und Familienbildung verbunden und für eben dieses Arbeitsfeld modifiziert und weiterentwickelt. Dabei nehmen wir zunächst Eltern und Kinder als Teilnehmende in Angeboten und Gäste in den Einrichtungen in den Blick und erweitern dann die Perspektive um einen Blick auf Familienbildung, die maßgeblich durch ehrenamtliche Laienmitarbeiter/innen getragen wird und so noch einmal andere Möglichkeiten für Partizipation eröffnet. Unsere Überlegungen sind grundsätzlicher Art, ihre Konkretisierung kann ausschließlich über eine Umsetzung in die Praxis vor Ort erfolgen.

Mehr von dieser Ausgabe

    Ähnliche Titel

      Mehr von diesem Autor