Rechtsextremismus und Gender Gap

Ute Schad

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Ute Schad, Rechtsextremismus und Gender Gap (28.04.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 0012-0332, 2012 #8, S.314

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Beschreibung / Abstract

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit wissenschaftlichen Grundlagen der Auseinandersetzung mit Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit, also einem wichtigen Themenfeld der politischen Jugendbildung. Die Autorin untersucht, welche Herausforderungen sich aus Befunden zum Gender Gap und zu geschlechtspezifischen Differenzen hinsichtlich fremdenfeindlicher und rechtsextremistischer Einstellungen für die politische Bildungsarbeit ergeben. Der Beitrag basiert auf einer Zusammenschau von Ergebnissen einer Literaturanalyse der seit den 90er Jahren erschienenen Forschungsarbeiten zum Thema Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus bei männlichen und weiblichen Jugendlichen, empirischen Befunden zu Menschenrechten bzw. Menschenrechtsbildung und Ergebnissen der politischen Sozialisationsforschung. Als entscheidenden geschlechterübergreifenden Schutzfaktor im Hinblick auf die Entwicklung fremdenfeindlicher und rechtsextremistischer Einstellungen identifiziert die Autorin eine kritische Distanz zur Werthaltung des "hierarchischen Selbstinteresses" ("Leistungsorientierung", "Konkurrenzdenken", Individualismus" sowie "Machiavellismus"). Eine egalitäre und prosoziale Wertorientierung, demokratische Kompetenzen und in geringerem Ausmaß auch politisches Wissen benennt sie als weitere protektive Faktoren. Die Werthaltungen des "hierarchischen Selbstinteresses", so Schad, zeigen eine deutliche Affinität zu hegemonialen Männlichkeitsmustern, die Konkurrenz, Leistung, Erfolg in Beruf und Sport, Unabhängigkeit, Stärke, Durchsetzungsfähigkeit, Dominanz, Rationalität und Hierarchie betonen. Gleichzeitig passen diese maskulinistischen Haltungen zu den Orientierungsmustern einer konkurrenz- und leistungsorientierten Markwirtschaft. Eine kritische Distanz zur Werthaltung des "hierarchischen Selbstinteresses" kann nach Meinung der Autorin am ehesten gelingen, wenn derartige Haltungen durch die Einsicht in die Bedeutung bürgerlicher, kultureller, wirtschaftlicher, politischer und sozialer Menschenrechte ausbalanciert werden. Schad empfiehlt eine emotionsbetonte, empathiefördernde sowie handlungsorientierte - darüber aber Reflexion und Kognition nicht vergessende - Methodik der Menschenrechtsbildung.

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