Karl Jaspers und die NS-Psychiatrie

Ingo Harms

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Ingo Harms, Karl Jaspers und die NS-Psychiatrie (19.04.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 1610-2339, 2023 #1, S.32

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Accesses

Beschreibung / Abstract

Im Frühjahr 2022 entzündete sich in Oldenburg ein Disput zwischen der Gedenkstätte Wehnen und der Karl-Jaspers-Gesellschaft über einen Briefwechsel, der den Philosophen und Psychiater Karl Jaspers im Jahr 1947 als politischen Zögerer und Zauderer zeigt, der von der Publizierung eines Forschungsberichtes über die NS-Krankenmorde abrät. Dieser auf Dirk Blasius (1991) zurückgehende Forschungsstand sei überholt, kritisierte die Karl-Jaspers-Gesellschaft. Neuere Quellenfunde hätten erwiesen, dass Jaspers sogar selbst die Initiative zur Verbreitung von Berichten über die NS-Euthanasie ergriffen habe. Bei der Prüfung dieser Quellen bestätigte sich jedoch nicht nur der Forschungsstand von 1991, sondern es zeigt sich, dass es Jaspers bei der Beurteilung der nationalsozialistischen Krankenmorde und Zwangssterilisationen an Objektivität fehlte. Seine Entscheidungen lassen ein Handlungsmuster erkennen, in welchem die Sorge um den Ruf des ärztlichen Berufsstands vor der Anerkennung von Fakten und Empathie für die Opfer rangiert.

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