Entgrenzung des Erziehungsbegriffs
Risiken einer beliebten Strategie
Nicole Welter und Heinz-Elmar Tenorth
Diese Publikation zitieren
Nicole Welter, Heinz-Elmar Tenorth, Entgrenzung des Erziehungsbegriffs (29.03.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 0044-3247, 2022 #1, S.15
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Beschreibung / Abstract
In der erziehungswissenschaftlichen Debatte über den Erziehungsbegriff werden zunehmend Strategien der Entgrenzungen des Erziehungsbegriffs propagiert. Das geschieht in der scheinbar förderlichen Absicht, das Theoriepotential der Erziehungswissenschaft zu steigern, aber mit letztlich desaströsen Folgen für den theoretischen Status der Disziplin (Gleichsetzung von beliebigen Lernprozessen mit Erziehung; Verständnis von Erziehung, die primär durch Räume, Situationen oder Materie geschieht; Erziehungsbegriff, der Erziehung und Sozialisation nicht mehr unterscheiden kann; Auflösung von Erziehung als begrenzter biographischer Phase in einen Prozess lebenslangen Lernens; normative Entgrenzung durch den Verzicht auf ein dezidiertes Erziehungsziel wie Mündigkeit resp. Autonomie). Für die Disziplin sind solche Entgrenzungen, das ist die vertretene These, desaströs, weil sie einen Verlust an analytischem und theoretischem Potential zur Folge haben und die Nichtunterscheidbarkeit im Kosmos der Humanwissenschaften, letztlich den Verlust der disziplinären Identität der Erziehungswissenschaft mutwillig herbeiführen.