Narrative Bewältigung von Trauma und Verlust

Diese Publikation zitieren

Gabriele Lucius-Hoene (Hg.), Anja Stukenbrock (Hg.), Carl Eduard Scheidt (Hg.), Elisabeth Waller (Hg.), Narrative Bewältigung von Trauma und Verlust (2018), Schattauer Verlag (Klett), Stuttgart, ISBN: 9783608267853

2846
Accesses
85
Quotes

Beschreibung / Abstract

Von der Seele reden
Traumatisierende Erfahrungen und Verluste lösen einen tiefen seelischen Schmerz aus. Im therapeutischen Rahmen werden die Betroffenen darin unterstützt, von dem traumatisch Erfahrenen zu erzählen. Für den klinisch tätigen Psychotherapeuten sind die sprachlich oft sehr vielfältig ausgestalteten Erzählungen ein zentraler Weg zum Verständnis des Patienten. Diese Narrative sollen sich im therapeutischen Prozess zu heilsamen Narrativen formieren und sind von der Hoffnung auf Besserung getragen.
In diesem Buch werden erstmals die wichtigsten Fragen zur Narratologie der sprachlichen Bewältigung von Trauma und Verlust eruiert:
- Unter welchen Voraussetzungen kann das Erzählen von Trauma- und Verlusterfahrungen zu ihrer Verarbeitung beitragen?
- Liefert die Art der Narrativierung einen Hinweis auf die individuelle Verarbeitungweise des traumatisierten Patienten?
- Was sagt die Erzählweise über den Stand der Bewältigung des Traumas aus?
- Welche sprachlichen Darstellungsmittel werden überhaupt zur Narrativierung von Traumaerfahrungen gewählt, und wie verändern sich die Narrative über die Zeit?
Das Buch versammelt auf einzigartige Weise das Fachwissen unterschiedlicher Disziplinen, die zum Verständnis solcher Narrative beitragen: Linguistik, Literaturwissenschaft und Kulturwissenschaft bereichern die psychologische und psychotherapeutische Kompetenz.
KEYWORDS: Trauma, Verlust, Narrativ, Narratologie, Sprache, Erzählen, Bewältigung, Psychotherapie

Beschreibung

<p>Prof. Dr. med. Carl Eduard Scheidt, Arzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychoanalyse, Lehrstuhlinhaber der Thure von Uexkuell Stiftungsprofessur für stationäre und teilstationäre Psychotherapie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Leiter der Thure von Uexkuell-Klinik, Leiter der Sektion für psychoanalytische Psychosomatik an der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg.</p>
<p>Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Gabriele Lucius-Hoene, akademische Oberrätin i.R. am Institut für Psychologie der Universität Freiburg in der Abt. für Rehabilitationspsychologie und Psychotherapie, Arbeitsschwerpunkte: Klinische Erzählforschung und Bewältigungsforschung bei chronischer Krankheit, illness narratives, Psychotherapie und Bewältigung bei Hirnschädigungsfolgen. Koordination des deutschen DIPEx-Projekts mit der Website www.krankheitserfahrungen.de.</p>
<p>Prof. Dr. Anja Stukenbrock, Professorin für Germanistische Linguistik an der Universität Duisburg-Essen, zuvor Junior Fellow am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS). Forschungsschwerpunkte: Konversations- und Interaktionsanalyse, Sprache und Identität, Sprachreflexionsgeschichte, Multimodalität, Eye-Tracking, linguistische Erzähl-/Traumaforschung.</p>
<p>Dr. phil. Elisabeth Waller, Dipl.-Psych. ist niedergelassene Psychoanalytikerin und langjährige wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsklinik Freiburg. Arbeitsschwerpunkte: Verstehen und Erforschen gesunder und pathologischer seelischer Entwicklungen vor dem Hintergrund früher Bindungsbeziehungen, Untersuchung sprachlicher Merkmale bei der Narrativierung von Trauma- und Verlusterfahrungen.</p>

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Impressum
  • Vorwort
  • Inhalt
  • 1 Erfahrung und Erzählung
  • 1.1 Sprache, Zeichen, Symbole
  • 1.2 Zeitlichkeit
  • 1.3 Qualia
  • 1.4 Interpretativität
  • 1.5 Fazit
  • 2 „Nachträglichkeit“, traumatisch und nicht-traumatisch: Erinnerung, Erzählung und das Mysterium der Ursprünge
  • 2.1 Die Zeitlichkeit des historischen Verstehens
  • 2.2 Zeitlichkeit, Trauma und der Terror der Erinnerung
  • 2.3 Trauma jenseits von Trauma
  • 2.4 Traumatische Erinnerung und die produktive Macht der Distanz
  • 2.5 Das Unaussprechliche aussprechen
  • 2.6 Distanz und Aufschub, immerfort
  • 3 Kategorisierung und narrative Bewältigung bindungsbezogener Traumaerfahrungen im Erwachsenenbindungsinterview
  • 3.1 Das Konzept der narrativen Bewältigung
  • 3.2 Probleme der Erzählbarkeit
  • 3.3 Kategorisierung und narrative Rekonstruktion
  • 3.4 Zuerkennung von Verantwortung und narrative Bewältigung
  • 4 Neurobiologische Folgen von Traumatisierung im Kindesalter
  • 4.1 Psychopathologische Symptomatik infolge früher Traumatisierung
  • 4.2 Neurobiologische Veränderungen infolge früher Traumatisierung
  • 4.3 Hirnstrukturelle und -funktionelle Veränderungen infolge früher Traumatisierung
  • 4.4 Interindividuelle Unterschiede infolge früher Traumatisierung
  • 4.5 Therapeutische Implikationen und Ausblick
  • 5 Neuropsychologie und Hirnbildgebung des mnestischen Blockadesyndroms
  • 5.1 Gedächtnissysteme
  • 5.2 Dissoziative oder psychogene Amnesien – wie die soziale und die biologische Umwelt Gedächtnis und geistige Gesundheit beeinflussen
  • 5.3 Schlussfolgerungen
  • 6 Agency in Erzählungen über Gewalterfahrungen in Kindheit und Jugend
  • 6.1 Agency
  • 6.2 Narrative Darstellung von Gewalterfahrungen
  • 6.3 Fazit: Praktiken der Zuschreibung von Schuld und Verantwortung in der Darstellung von Gewalterfahrungen
  • 7 Verlustnarrative im Spannungsfeld zwischen erzählter Situation und Erzählsituation: Linguistische Fallanalysen
  • 7.1 Emergentes Erzählen: Aktualisierung und Distanzierung als Online-Phänomene
  • 7.2 Übergreifende Strukturmerkmale
  • 7.3 Gestaltungstypen im Vergleich
  • 7.4 Fazit und Ausblick
  • 8 Wiedererzählen als Möglichkeit, anders zu erzählen?
  • 8.1 Retelling: Formen und Funktionen des Wiedererzählens
  • 8.2 Erzählen und Wiedererzählen von traumatischen Erfahrungen
  • 8.3 Veränderung und Konstanz im Wiedererzählen: Eine exemplarische Analyse
  • 8.4 Zusammenfassung: Retelling als Bewältigungsarbeit
  • 9 Arbeit am Unerzählbaren. Narrative Identität und die Nachtseite der Erzählbarkeit
  • 9.1 Erzählen als Formaufgabe und Wagnis
  • 9.2 Erzählen als Formaufgabe: Arbeit an der Narrativität
  • 9.3 Erzählen als Wagnis – Arbeit an der Erzählbarkeit
  • 9.4 Arbeit an der Erzählbarkeit: Autobiografisches Erzählen zwischen Normativität und Authentizität
  • 10 Brüche in der Kohärenz bei der narrativen Rekonstruktion von Krankheitserfahrungen Konversationsanalytische und klinische Aspekte
  • 10.1 Kohärenzbrüche aus konversationsanalytischer Sicht
  • 10.2 Beispielanalysen
  • 10.3 Klinische Überlegungen
  • 11 Die dunkle Seite der Bindungsmetapher
  • 11.1 Alltagshermeneutik wiedergewinnen
  • 11.2 Bindung, Faszination, Fesselung
  • 11.3 Literarische Fesselungskünstler
  • 11.4 Sexualstraftäter
  • 11.5 Abschließende Bemerkung
  • 12 Narrative Arbeit im Kontext „schonender Traumatherapie“
  • 12.1 Das Informationsverarbeitungsmodell der Traumafolgestörungen
  • 12.2 Befunde aus der Gedächtnisforschung
  • 12.3 Konsequenzen für die Behandlung von Traumafolgestörungen
  • 12.4 Narratives Arbeiten in der Traumatherapie
  • 12.5 Umschreiben traumatischer Narrative
  • 12.6 Rekonstruktives Erarbeiten eines Narrativs allein ist nicht ausreichend
  • 12.7 Fazit
  • 13 Internettherapie für Eltern nach dem Verlust eines Kindes in der Schwangerschaft
  • 13.1 Verlust eines Kindes in der Schwangerschaft
  • 13.2 Trauerreaktionen
  • 13.3 Risikofaktoren für den Trauerverlauf
  • 13.4 Therapie
  • 13.5 Zusammenfassung
  • 14 Die Narration des Traumas als therapeutischer Ansatz am Beispiel der Integrativen Testimonial Therapie
  • 14.1 Schriftliche Narration in der Therapie
  • 14.2 Gedächtnisstrukturen
  • 14.3 Wirkmechanismen schriftlicher Trauma-Narration
  • 14.4 Integrative Testimonial Therapie (ITT)
  • 14.5 Zusammenfassung
  • 15 „Was nur erzählt und nicht gemessen werden kann …“
  • 15.1 Depression und Trauma: Ein klinisches Beispiel
  • 15.2 LAC-Depressionsstudie
  • 15.3 Zusammenfassung
  • 16 Den Terror nationalsozialistischer Lagerhaft bezeugen
  • 16.1 Von den Anfängen der Traumafolgenforschung zur narrativen Traumatherapie
  • 16.2 Nachträgliches Erzählen von Extrembelastungen als Herausforderung
  • 16.3 Ehemalige Insassen nationalsozialistischer Lager erzählen
  • 16.4 Nicht das eigene mentale Leben ist gestört, sondern die Lagerordnung
  • 16.5 Lilli S und Sara W: zwei narrative Porträts
  • 17 Erinnerungsbilder im narrativen Erinnerungsdiskurs bei Jean Améry und Jorge Sempràºn
  • 18 Lyrische Trauernarrative
  • 18.1 Erzähltheoretisches Modell
  • 18.2 Kindertotenlieder des 19. Jahrhunderts
  • 18.3 Fazit
  • Anhang: GAT2-Transkriptionskonventionen (Selting et al. 2009)
  • Sachverzeichnis

Ähnliche Titel