Lizenz zur Multiprofessionalität in Zeiten des Fachkräftemangels?

Professionstheoretische Einordnung ‚multiprofessioneller‘ Teams in Kindertageseinrichtungen vor dem Hintergrund der aktuellen Fachkräftekataloge in den Bundesländern

Mariana Grgic y Tina Friederich

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Mariana Grgic, Tina Friederich, Lizenz zur Multiprofessionalität in Zeiten des Fachkräftemangels? (25.04.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 0044-3247, 2023 #2, S.233

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Descripción / Abstract

Aktuell ist in Kindertageseinrichtungen (Kitas) ein großer Fachkräftemangel spürbar. Da es sich um ein lizenziertes Arbeitsfeld handelt, d.h. der Zugang auf bestimmte Berufsgruppen beschränkt ist, wird die Öffnung der sog. Fachkräftekataloge für nicht (sozial)pädagogisch qualifizierte Berufsgruppen diskutiert. Zudem gibt es die Forderung einiger Trägerverbände nach multiprofessionellen Teams als mögliche Bereicherung der Praxis durch zusätzliche Kompetenzen. In diesem Beitrag wird mit Bezug auf interaktionistische und strukturtheoretische Professionstheorien das Verständnis von multiprofessionellen Teams in der Frühen Bildung reflektiert. Mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse wird untersucht, welchen Rahmen die sog. Fachkräftekataloge der Bundesländer für die Zusammensetzung multiprofessioneller Teams bieten. Dabei konnten drei Typen von Fachkräftekatalogen identifiziert werden, von denen nur einer als multiprofessionell orientiert zu bezeichnen wäre. Für die sechs am häufigsten vorkommenden, nicht pädagogischen Ausbildungsgänge wurden die Ausbildungsinhalte hinsichtlich der Frage analysiert, wie viel pädagogisches Wissen diese Beschäftigten mitbringen. Die Analyse zeigt, dass die neu zugelassenen Berufsgruppen kaum auf eine Tätigkeit in pädagogischen Interaktionen vorbereitet sind, was Zweifel an ihrer kurzfristigen Eignung für eine professionelle Zusammenarbeit im Arbeitsfeld Kita aufkommen lässt. Hieraus erwachsen neue Anforderungen an die Teams, die diese Beschäftigten integrieren müssen. Beobachtete Tendenzen der Deregulierung sowie der Öffnung der Fachkräftekataloge ‚nach unten‘ können zudem langfristig die Attraktivität und Fachlichkeit des Arbeitsmarkts der Frühen Bildung gefährden.

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