Verletzte Form, Formen der Verletzung

Zur Ästhetik des Populismus

Johannes Völz

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Johannes Völz, Verletzte Form, Formen der Verletzung (2021), Campus Frankfurt / New York, 60486 Frankfurt/Main, ISSN: 1860-2177, 2021 #1, S.141

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Descripción / Abstract

Der Beitrag untersucht die Ästhetik des US-amerikanischen Rechtspopulismus am Beispiel von George Wallace, dem langjährigen Gouverneur von Alabama und viermaligen US-Präsidentschaftskandidaten. Zunächst wird erläutert, was eine ästhetische Analyse zum Verständnis des Populismus beizutragen verspricht. Ästhetik wird zur zentralen Kategorie des Populismus, wenn man Repräsentation nicht als stellvertretendes Handeln, sondern als performative Darstellung begreift. Hierbei wird ein Anspruch auf Repräsentation auf der sinnlich wahrnehmbaren Behauptung verkörperter Präsenz aufgebaut. Auf dieser Grundlage lässt sich erkennen, dass der Populismus auf einer Ästhetik der Authentizität beruht, in der sich hergestellte Präsenzeffekte als zeitlos und naturwüchsig darstellen. Der moderne amerikanische Rechtspopulismus, der in George Wallace seinen Anfang nimmt und sich bis zu Donald Trump fortsetzt, setzt die Ästhetik der Authentizität um, indem er ein Wechselspiel von Formverletzung und Zurschaustellung von Verletzung aufführt. Die Formverletzungen zielen auf die Transgression etablierter Standards und Gepflogenheiten ab, sie machen aber zugleich auch einen Unterschied zur mit dem Populismus verwandten Ästhetik des Faschismus deutlich. Der Beitrag schlägt vor, den Übergang von einer faschistischen zu einer populistischen Ästhetik als Umschlag einer hierarchischen, vertikalen hin zu einer horizontalen, polarisierenden Ordnung zu verstehen. Während die faschistische Ästhetik die Geburt einer neuen Ordnung suggeriert, erotisiert die populistische Ästhetik das destruktive Moment polarisierter Konflikthaftigkeit.

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