Beziehungsweise Vertrauen

Warum sich das berufliche Helfen und Erziehen angesichts zunehmender Formularisierung und Absicherungsmentalität neu definieren sollte

Thomas Mörsberger

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Thomas Mörsberger, Beziehungsweise Vertrauen (2022), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISBN: 9783779958130

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Descripción / Abstract

Vertrauen ist etwas Wunderschönes. Wenn es da ist. Zwar ist auch und gerade beim beruflichen Helfen und Erziehen viel davon die Rede, wie wichtig Vertrauen sei. Aber was jeweils damit gemeint ist, bleibt allzu oft vage, wird nicht selten als pure Floskel verwendet. Thomas Mörsberger geht in ungewöhnlicher und faszinierender Weise an dieses Thema heran: Erst macht er den Begriff Vertrauen greifbarer, sodass er sogar handhabbar wird für kritische Reflexionen, was berufliches Helfen und Erziehen ausmacht. Das tut er dann in der Weise, dass er die mit dem Thema unvermeidbar verbundenen Paradoxien angeht und die Bedeutung von Vertrauen beispielhaft in Verbindung bringt mit Arbeitsfeldern des Helfens und Erziehens.
Ein spannendes Buch, geprägt von praktischen Erfahrungen und interdisziplinären Sichtweisen.

Descripción

Thomas Mörsberger, Jg. 1947, arbeitet als freier Rechtsanwalt in Lüneburg. In gerichtlichen Verfahren, als Krisenberater und Fortbildungsreferent ist er schwerpunktmäßig befasst mit rechtlichen, fachlich-konzeptionellen und organisatorischen Fragen zur Praxis des beruflichen Helfens und Erziehens.

Índice

  • BEGINN
  • Übersicht
  • Warum dieses Plädoyer? Einleitung
  • 1.
  • 2.
  • 3.
  • 4.
  • 5.
  • 6.
  • 7.
  • 8.
  • 9.
  • 10.
  • I. Von wegen Vertrauen. Annäherungsversuche an eineschwierige Begrifflichkeit
  • Inhalt
  • 1. Vertrauen als Phänomen
  • 2. Schön, wenn einem Dinge vertraut sind. Aber dasUngewohnte und das Fremde gehören ebenso zum Leben
  • 3. Definition per Begriffsanalyse? Und: Nicht zu vertrauen muss nicht sogleich Misstrauen sein
  • 4. Wenn von Vertrauen gesprochen wird, aber etwas anderes gemeint ist, z. B. „nur“ Einschätzung, Hoffnung, Zuversicht oder Glaube
  • 5. Eupistia, confidentia, reliance, trust … Vertrauen. Zu den Schwierigkeiten, die sich aus fremdsprachlichen Rückübersetzungen ergeben können. Die Sache mit dem „Urvertrauen“
  • 6. Systemvertrauen 1: Sollen wir positive Einschätzungen zu (abstrakten) Systemen wirklich „Vertrauen“ nennen?
  • 7. „Dem Braten trau†™ ich nicht; ver-trauen tu†™ ich allenfalls dem Koch“. Wo im Volksmund die Unterschiede noch erkennbar werden, aber ausgerechnet die Sozialwissenschaften den Vertrauensbegriff inhaltlich entkernen
  • 8.Systemvertrauen 2: Die Ansprechpartner undRepräsentanten von Systemen: Ihr Verhaltenkann ein personales Vertrauensangebot sein(„personal vermitteltes Systemvertrauen“)
  • 9. Fokussierungen in Sachen Vertrauen. Versuch einerTypologie: Sach- / Fachkompetenz; moralische Integrität, Zuverlässigkeit; Diskretion, Respekt; faire Vermittlung zuden jeweiligen Systemen
  • 10. Und was ist, wenn ich meinem Hund vertraue und der mir vertraut? Provozierende wie erhellende Beobachtungen und was wir tatsächlich unter Vertrauen verstehen sollten
  • 11.„Ich liebe keine Staaten, ich liebe meine Frau; fertig!“(Bundespräsident Gustav Heinemann 1969).Zu den faszinierenden Facetten des Personalen –als Kernelement des Vertrauensbegriffs
  • 12. Vorschlag zur Güte: Am Rednerpult kein Vertrauenohne personales Gegenüber. Aber für den Alltagwird zum Anthropomorphismus eingeladen. Der ist so schön menschlich
  • II. Ja wirklich? Vom Umgang mit dem Thema Vertrauen und seinem Verhältnis zur Realität, zum Narrativ und zur Wahrheit
  • Inhalt
  • 1. Vertrauen birgt Effizienz
  • 2. Vom Vertrauen sprechen und damit Politik machen
  • 3. „Wir empfehlen die Farbe Blau. Das schafft Vertrauen.“ So einfach ist das
  • 4. Legitime Erfolgsstrategien oder Trickkisten der guten Tat? Die Geschäftsleute formulieren Tugendkataloge, die Philosophen predigen Realitätssinn
  • 5. Von der unerträglichen Leichtigkeit des Scheins. Oder: Wenn beim beruflichen Helfen und Erziehen mitVertrauensangeboten geworben wird
  • 6. Von wegen „Heim“: Alle sehnen sich danach, aber keiner willhin. Die andauernde Suche nach passenden Bezeichnungenspiegelt Ungereimtheiten wider und verhindert so, was mansich erhofft: Vertrauen
  • 7. „Ohne Notlügen geht†™s wohl nicht!“. Muss ich nach der Wahrheit suchen? Was wirklich zählt, wenn es um Vertrauen geht, ich mich aber vergewissern will. Oder soll
  • 8. Das Mitteilen von Geheimnissen schafft Vertrauen. Aber Geheimnisse machen auch misstrauisch
  • 9. Vertrauen durch Transparenz? Oder macht nicht gerade geringe Transparenz Vertrauen erst wichtig?
  • 10. Anknüpfungspunkte / Quellen für die Entwicklung von Vertrauen (Kriterien)
  • 11. Sexueller Missbrauch in Einrichtungen der Kirche als Beispiel: Um welches Vertrauen es da wirklich geht. Und was für die Zukunft gelernt werden könnte
  • 12. Was ist, wenn das Putzlicht angeht? Zum Umgang mit enttäuschtem Vertrauen und zur Konfrontation mit unangenehmen Realitäten
  • III. Eine Art Dialektik der Aufklärung? Misstrauen und kritische Sichtweisenals Voraussetzung für – Vertrauen
  • Inhalt
  • 1. Misstrauen: Ist da einfach nur der Lack ab oder geht es vielleicht um etwas Anderes?
  • 2. „Da stimmt irgendwas nicht!“ Misstrauen als mentale Positionierung gegenüber Ungereimtheiten, ob auf der Inhalts- und/oder auf der Beziehungsebene
  • 3. Eine Art Dialektik der Aufklärung?
  • 4. Misstrauen als Erinnerungsposten für die Vertreibung ausdem Paradies?
  • 5. Vom Geist der Utopie: Kein Traum von einer heilen, sondern einer besseren Welt. Also einer mit „Verantwortungs-Misstrauen“ und offener Kritik
  • 6. Für die Bedeutung des Begriffs Misstrauen gibt es kein Entweder-Oder. Vielmehr wird hier eine Unterscheidung in drei verschiedene Varianten bzw. Funktionen vorgeschlagen, nämlich zwei positive und eine negative
  • 7. „Verantwortungs-Misstrauen“ als Ausgangsimpuls für Zweifel, Kritik und dann Kommunikation und Dialog
  • 8. Wenn Misstrauen in Verbitterung und Ressentiment erstarrt. Oder Traumata die Bildung von Vertrauen blockieren
  • 9. Die Welt als Wille und Verstellung. Da wird gegenseitig belogen, dass sich die Balken biegen. Und doch vertraut man sich. Weil das Vorteile hat
  • 10. Die pseudokritische deutsche Wacht am Nein. Warum ein Reden vom Vertrauen ohne personales Gegenüber („Systemvertrauen“) dazu beiträgt, dass sich pauschales und kritikresistentes „System-Misstrauen“ entwickelt
  • 11. Die 6 Modi des Vertrauens, seines emotionalen Rahmens
  • 12. Neues von Baron Münchhausen: Wer jegliches Vertrauen verloren hat, sollte nicht auf Entsatz warten, sondern notwendigenfalls phantastische Ideen entwickeln. Aber keinen Verschwörungstheorien auf den Leim gehen
  • IV. Arbeitsbeziehung oder Beziehungsarbeit? Vertrauen lebt von Gegenseitigkeit, benötigt Zeit und Raum, überhauptförderliche Rahmenbedingungen
  • Inhalt
  • 1. Ziehen. Gezogen werden. Werden
  • 2. Machtkämpfe „auf gleicher Augenhöhe“. Wie soll das gehen, wenn einer am Boden liegt?
  • 3. Vertrauen erwirbt man nicht schon deshalb, weil man ein so lieber oder vielleicht auch nur unentbehrlicher Helfer ist
  • 4. „Medicus curat, natura sanat“. Bei den alten Römern gab es Rollenklarheit, während Hilfeangebote bei uns ungeniert (aber verräterisch?) als „Maßnahmen“ bezeichnet werden
  • 5. Oper oder Konzert? Oder: Zu der Kunst, Machtkämpfe durch Streitkultur konstruktiv zu wenden. Also die Beziehungsebene ernst zu nehmen
  • 6. Nennen wir es „Überziehungs-Kredit“. Oder: Man muss nicht alles Beziehung nennen, was eigentlich nur ein Verhältnis ist
  • 7. Gefühle zulassen, aber Nähe und Distanz austarieren. Nur so kann sich Vertrauen entwickeln
  • 8. Vertrauen als Ausgleichsfaktor. Wenn Beziehungen durch Verehrung, Bewunderung, Angst, Neid oder Eifersucht geprägt sind
  • 9. Der Mensch ist nun mal ein „Beziehungswesen“. Aber was heißt das, wenn das beruflichen Helfen und Erziehen zur Singularisierung neigt und gleichzeitig Kennzahlen triumphieren? Oder „Vitamin B“ im Spiel ist?
  • 10. Tabuthema Charakterschwäche. Manchmal geht es gar nicht um Beziehungsfragen, aber was heißt das praktisch?
  • 11. „Eigentlich bräuchte ich nur praktische Hilfe, also keinen Schlaumeier für alle Lebenslagen“. Aber wer da was kann und wer da was macht – Wer blickt da noch durch?
  • 12. „Kommt Zeit kommt Rat?“ Und: „EINE Schraube fehlt immer.“ Zu den Rahmenbedingungen für die Entwicklung helfender Beziehung und pädagogischer Wirkmacht
  • V. Selbstvertrauen: Da hängt dann irgendwie alles mit allem zusammen
  • Inhalt
  • 1. Selbstvertrauen – eine Sache für sich. Oder nur eine besondere Form von Vertrauen?
  • 2. „Trau ich mir nicht oder trau ich mich nicht?“ Selbstvertrauen, eine Form des Vertrauens in mich selbst – als personalem Gegenüber
  • 3. „I think to myself, it†™s a wonderful world“ (Louis Armstrong). Auf was das Selbstvertrauen zielt. Rückgriff auf den Vertrauensbegriff in seiner Kernbedeutung und den möglichen Unterschieden in der Fokussierung
  • 4. „Gottvertrauen“ als Ersatzreserve Richtung Selbstvertrauen durch Gespräche mit mir selbst als personalem Gegenüber?
  • 5. Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und die Lebenskunst, mit sich selbst befreundet zu sein. Unterschiede und Gemeinsamkeiten
  • 6. Wer Halt sucht, braucht Vertrauen. Und findet dann auch eher den Kontakt zu Mitmenschen und Gruppen. Das gilt für†™s Helfen wie für†™s Erziehen
  • 7. „Die wahren Abenteuer finden im Kopf statt“. Selbstvertrauen in Zeiten neuer Unübersichtlichkeit, mangelnder Vertrautheit und zu wenig Gemeinschaftsleben
  • 8. Wer sich selbst zu viel vertraut, der will in der Not nur andere als Helfer, die loyal zu ihm stehen und keinen demokratisch legitimierten Staat, der für alle da ist. Und bekämpft diesen mitunter sogar
  • 9. Wenn Misstrauen zum Habitus wird und Verbitterung chronifiziert ist, wird auf Identität gesetzt und auf Heilsbringer gehofft. Anmerkungen zu Francis Fukuyama und Arlie Hochschild
  • 10. Resilienz. Empowerment. Oder nach TaiChi-Art: Die eigenen Kräfte optimal stärken lernen. Also sich z. B. nicht durch die ewige Suche nach Schuldigen selbst blockieren, sondern sich öfter mal vertrauen
  • 11. Selbstvertrauen als Gratifikation. Zu den Schwierigkeiten, den Wunsch nach Anerkennung und das notwendige Maß an Resilienz ins Gleichgewicht zu bekommen
  • 12. Ist Vertrauen manchmal etwas zu bequem? Öfter Dinge zur eigenen Sache machen und Teilhabe erkämpfen, statt auf die Bestätigung von Vertrauen und die Einladung zur Beteiligung zu warten. Das gilt übrigens auch für†™s Alter
  • VI. Gesellschaft mit verschränkter Haftung: Wie Vertrauen in unserer Rechtsordnung geschützt und in der Rechtspraxis unterlaufen wird
  • Inhalt
  • 1. Vertrauen und Recht. Zu einigen besonders markanten wie überraschenden Verbindungslinien
  • 2. Vertrauen als Tatbestandsmerkmal oder als Auslegungskriterium. Zum Beitrag juristischer Systematik, Komplexität zu reduzieren – auch in Sachen Vertrauen
  • 3. Varianten des bona-fides-Prinzips
  • 4. Wozu die Vormerkungen im Grundbuch? Beispielhaftes zum Verhältnis von Sicherheitsgarantien und Vertrauensschutz
  • 5. Mehr Vertrauen durch mehr Regeln zur Beachtung von Regeln? Compliance und die neue Liebe der Betriebswirte in Reglementierungsorgien
  • 6. „Geht es nicht auch eine Nummer kleiner?“ Die Justiz wünscht sich als System so etwas wie General-Vertrauen, obwohl es genügen würde, selbst endlich für mehr Verständlichkeit, Kalkulierbarkeit und Transparenz zu sorgen
  • 7. Sozialstaatsprinzip: Rechtsansprüche auf soziale Sicherung können für die Bildung von „Vertrauen als Beziehungsweise“ hilfreich sein; sie schaffen aber kein „Vertrauen in den Staat“
  • 8. Systembedingt favorisiert unser Rechtssystem detaillierte Vorgaben und verleitet Führungskräfte dazu, sich mit kleinteiligen Dienstvorschriften aus dem Staub zu machen
  • 9. Verunsicherung der Praxis, weil der Diskurs zu Haftungskriterien zwischen den Vorstellungen der Fachwelt und der Justiz immer noch unterentwickelt ist oder regelrecht vermieden wird
  • 10. Wenn Fachkräften im Nachhinein vorgeworfen wird, dass sie im Vorhinein etwas hätten tun sollen, wozu sie zwischendurch keinen Grund sahen, aber manche sich wünschen, sie hätten es jedenfalls anders machen müssen
  • 11. Darf noch in das „Risiko des Vertrauens“ investiert werden oder verlangt unsere Rechtsordnung den Vorrang formaler Absicherung?
  • 12. Steht da nicht ein „Abschied von gestern“ an? Ungereimtheiten zwischen der heute üblichen Verteilung von Verantwortlichkeiten und der Übersetzung in traditionelle juristische Haftungskategorien
  • VII. Beim Thema Datenschutz kommt es zum Schwur: Obsiegt die Tendenz zum Formularismus oder wird endlich die Beziehungsfrage in den Blick genommen?
  • Inhalt
  • 1. „Ich weiß etwas, was Du nicht weißt!“ Um was es beim Datenschutz wirklich geht
  • 2. Zum „Recht der personalen Informationsbeziehungen“. Zu den unterschiedlichen Wurzeln dessen, was heute unter Datenschutz verstanden wird
  • 3. „Vor dem Spiel ist nach dem Spiel.“ Als Postulat wird Datenschutz beim beruflichen Helfen und Erziehen hochgehalten. Aber wenn es konkret ist, darf gefremdelt werden, wird Vertrauen verspielt
  • 4. Mit der Fixierung auf die Privatsphäre und der Verdrängung des Schutzzwecks Vertrauen verliert der Datenschutz an Legitimation. Und warum vage Zugriffsoptionen seine Wirkung neutralisieren
  • 5. „Der Wald ist noch da, nur die Bäume sind weg“. Zur Wirklichkeit der Einwilligung als Zulässigkeitsvoraussetzung für die Weitergabe persönlicher Daten
  • 6. „Formularismus“: Nix gegen Verwaltungsvereinfachung, aber alles gegen schematisierende Vorgaben, wenn dadurch Eigenverantwortung und Selbsthilfekräfte übersehen und übergangen werden
  • 7. Datenschutz und Kinderstube: Wie wäre es, die gesetzlichen Vorgaben zum Umgang mit personenbezogenen Informationen als Benimm-Regeln und Hinweise zu sinnvollen wirtschaftlichen Prinzipien zu verstehen?
  • 8. Sind das wirklich Gegensätze? Missverständnisse um das Verhältnis von Vertrauen und Kontrolle
  • 9. (Guter) Whistleblower oder (böser) Denunziant? Es genügt nicht, auf der richtigen Seite zu stehen
  • 10. „Da wächst zusammen, was sich zusammen nicht gehört“. Das Transparenzgebot, die Bedeutung der Informationsfreiheitsgesetze
  • 11. Digitalisierung muss nicht zur Formularisierung führen. Tut es aber. Oder: Bei der (digitalen) Aktenführung kommt es zum Offenbarungseid
  • 12. Kreuzworträtsel oder Mikado? Das Verhältnis von Verwendungslegitimation und Zugriffskriterien sollte neu sortiert und das Transparenzgebot mit der Vertrauensfrage verknüpft werden
  • VIII. Liebesgrüße aus dem Off: Wird jetzt in (a-)sozialen Netzwerken mehr vertraut als in der Beziehung zwischen einzelnen Menschen?
  • Inhalt
  • 1. Gestern noch vertraute Technik, heute schon Elektroschrott
  • 2. „Trau†˜ keinem unter 30“. Erst amüsieren wir uns zu Tode und nun die Digitalisierung. In welche Richtung wird das Ganze wohl gehen?
  • 3. Netze auslegen oder im Netz gefangen sein? Fluch und Segen moderner Kommunikationstechnik. Haben wir die Wahl?
  • 4. „Soziale Netze“: Ist das jetzt so etwas wie „Sozialismus“, allerdings mit neoliberalen Vorzeichen? Oder tatsächlich ein Potenzial an Menschenfreundlichkeit wie nie zuvor?
  • 5. Meinungsfreiheit und Informationspflicht der Medien ja, Gaffertum, Bloßstellung und Fixierung auf individuelle Schuld nein. Allenfalls kommt Sühne im wörtlichen Sinne in Betracht, also von Versöhnung
  • 6. On oder Off? Das ist wie im Theater keine Alternative, sondern eine Frage der Dramaturgie. Und also der entsprechenden Fähigkeiten
  • 7. „Seid umschlungen, Millionen!“ Echt jetzt? Zum Wunsch nach persönlicher Begegnung und Beziehung, wenn es zuletzt doch nur zu Kontakten kommt, ab und zu mal verbunden mit netten Emoji-Masken
  • 8. Sie suchen die Masse, gehen aber darin unter. Oder: Von Instagram direkt in die Bücherverbrennung bei Fahrenheit 451? Zum Umgang mit Big Data, zur Gefahr der Überforderung und Manipulierbarkeit
  • 9. „Kevin allein zu Haus“. Die Enge des Vertrauten fliehen und neue Kontakte suchen, kann bereichern, aber gegen falsche Freunde und Eindringlinge sollte man sich zu wehren wissen
  • 10. „Das ist so, als würde ich den Anderen kennen“. Aber was tun mit Begeisterung bzw. Enttäuschung? Zu den Effekten von Kommunikation in sog. sozialen Netzwerken
  • 11. Wird Vertrauen, weil das personale Gegenüber zu teuer ist, zum Luxusartikel? Wird stattdessen der Bedarf an wirklichen sozialen Netzwerken steigen, also an Begegnung mit leibhaftigen Menschen?
  • 12. Liebesgrüße à  la James Bond. DoppelagentInnen müssen sich entscheiden, ob sie ihrem Gewisssen folgen oder ihren möglicherweise fragwürdigen Auftrag erfüllen und oder gar blindlings Befehle ausführen
  • IX. Notwendige Bereitschaft zum Risiko versus mangelnde Sorgfalt. Was mit der Kritik an „Absicherungsmentalität“ gemeint ist
  • Inhalt
  • 1. Ob nun Savoir-vivre oder German Angst: „Um wen geht es denn bitte beim beruflichen Helfen und Erziehen?!“
  • 2. „…und glaubt, dass er ein Vogel wär†™, so irrt sich der!“ Abwehr realer Gefahren oder Verantwortung für notwendige Risiken?
  • 3. Absicherungsmentalität: Schuld ist immer der andere. Und welche Folgen hat das für das Thema Vertrauen?
  • 4. „Haltet den Dieb!“. Über Bürokratisierung wird besonders gerne von denen geklagt, die zwar wenig vertrauenswürdig sind, aber von Bürokratie am meisten profitieren
  • 5. „Lob des Risikos“. Da braucht es Engagement und Mut, aber auch Dokumentation, Lernbereitschaft und Kontrolle
  • 6. „Was möglich ist, kommt vor“. Draufgängertum, Schlampereien und andere Missverständnisse verdienen kein Vertrauen. Und zum Unterschied zwischen Absicherungsmentalität und „TÜV-Mentalität“
  • 7. Absicherungsmentalität im Personalwesen: Ohne förmliche Abschlusszeugnisse fehlt allzu vielen (z. B. schultraumatisierten) Menschen die Chance, sich in der praktischen Arbeit zu bewähren
  • 8. Ärztliche Aufklärungsprozeduren zwecks Förderung von Vertrauen oder nur zur eigenen Absicherung?
  • 9. Meisterleistungen sind nur zu erzielen durch eine situationsgerechte Mischung aus Standards der Sorgfalt und fehleranfälliger Kreativität. Oder: Was man von moderner Medizin und von guter Architektur lernen kann
  • 10. Strebertum versus Fehlerkultur. Wenn „Fehlerkultur“ drauf steht, aber nur der Wunsch nach Fehlerfreiheit oder gar Innovationsvermeidung drin ist
  • 11. „Statt auf §§ zu reiten: Runter vom Pferd und überzeugen!“ So notwendig Aufsichtsbehörden sind, so klar und kritikoffen müssen auch ihre Prüfkriterien und -verfahren sein. Das erleichtert Aufsicht durch Einsicht
  • 12. „Kultur des Risikos“ als Aufgabe von Führung und Leitung. Und in den Rechtsabteilungen sollte nicht nur gewarnt, sondern auch aufgabengemäßer Gestaltungsspielraum abgesichert werden
  • X. Beispiel Kinderschutz: Im Irrgarten diffuser Verantwortlichkeiten. Helfen und Erziehen auf der Basis eines „konstruktiven Misstrauensvotums auf Gegenseitigkeit“
  • Inhalt
  • 1. Kinder wollen vertrauen und brauchen Vertrauen, als Beziehungsweise. Aber was, wenn das mit der Beziehung nicht so recht klappt?
  • 2. Was Kinderschutz überhaupt ist. Zum Unterschied von Schützen und Helfen. Bei „Kinderarmut“ geht es in Wirklichkeit um „Armutskinder“. Zur Kompetenzverteilung zwischen Eltern und Staat, auch beim Erziehen
  • 3. Verkehrte Welt in der Welt des Verkehrs. Wo wir Kindern nicht so einfach vertrauen dürfen – um sie zu schützen
  • 4. Kinderschutz als Erwartung. Das Problem der verschiedenen Vertrauensperspektiven. Oder: Wer rudert, schaut immer in die falsche Richtung, nämlich in die, in die er gerade nicht fährt
  • 5. „Kindeswohl“ als Tatbestandsmerkmal oder als Ziel? Oder: Es macht wenig Sinn, wenn alle dasselbe machen (sollen), auch wenn die Öffentlichkeit sich das so wünscht
  • 6. „Bitte keine Hilfe, ich habe schon genug Probleme!“, sagt eine Mutter zum Mitarbeiter des Jugendamts. Von der Aufmerksamkeit für Krisen in Familien zur Fixierung auf den Selbsterhaltungstrieb der tangierten Institutionen
  • 7. Warum Datenschutz für den Kinderschutz so wichtig ist. Es braucht informationelle Zusammenarbeit. Aber eben auch geschützte Räume für diskrete Beratung
  • 8. Schutzkonzepte haben oder schreiben? Absicherungsstrategien und Haftungsrisiken mangels interdisziplinärer Diskurse. Nochmals zur Entgrenzung der strafrechtlichen „Garantenpflicht“
  • 9. Aus Fehlern lernen? Ja. Aber bitte das Richtige!
  • 10. „Bis hierher und nicht weiter!“ Wenn Vertrauen und/oder Macht von Bezugspersonen des beruflichen Helfens und Erziehens in teuflischen Varianten missbraucht wird, etwa in Form sexueller Gewalt
  • 11. „Wir wollen doch nur Ihr Bestes!“ Statt warmer Worte und vager Versprechen sollte mit dem konstruktiven Misstrauensvotum auf Gegenseitigkeit gearbeitet werden. Auch in der Kooperation
  • 12. „Wir beraten Sie gern. Widerstand ist zwecklos!“ Werden Helfer zum Ausfallbürgen für den notwendigen Schutz von Kindern gemacht, verspielt man die Chancen einer sinnvollen Aufgabenverteilung
  • XI. „Wohin soll das führen?“ Das Thema Vertrauen als Gegenstand von Erziehung, Politik und politischer Bildung
  • Inhalt
  • 1. Welches Vertrauen?
  • 2. Wozu das Ganze? Zu den unterschiedlichen Vorstellungen von Erziehung, zum schwierigen Kampf gegen Übermacht und zur Wirkung schubladisierender Schlagworte
  • 3. „Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen“ (Hannah Arendt). Blindes Vertrauen kann wie blinder Gehorsam Verantwortlichkeiten vernebeln
  • 4. Erziehungsziele schön und gut. Aber „wer einen Menschen bessern will, muss ihn erst einmal respektieren“ (Romano Guardini). Aber auch konfliktbereit und -fähig sein. Vertrauen als Transmissionsriemen?
  • 5. Für die Er-ziehung gilt wie für jede gute Be-ziehung – und für die Entwicklung von Vertrauen: Es braucht Resonanz (Hartmut Rosa)
  • 6. „Kinder machen nicht das, was wir sagen, sondern das, was wir tun“ (Jesper Juul)
  • 7. Mut und Unmut zur Erziehung. Und schafft es Freude am Lernen, wenn junge Menschen uns dabei beobachten, dass wir Ostereier meist da suchen, wo wir sie selbst versteckt haben?
  • 8. Chaostheorie und Schulerfolg. Es kommt ohnehin anders als man denkt. Aber: Auf welches Vertrauen kommt es an im Blick auf Leistungs- bzw. Erfolgsdruck?
  • 9. „Wie die mir, so ich Dir!“ Gewalterfahrene und provozierende Kinder betreuen und erziehen – eine Herausforderung. Wie kann sich da Vertrauen entwickeln, ohne aus der Rolle zu fallen?
  • 10. Führerkult als Mangelerscheinung? Wenn das Vertrauen junger Menschen missbraucht wird und sie zum Hass erzogen werden. Wer kann da wie gegensteuern?
  • 11. Inwieweit können berufliches Erziehen und politische Bildung dazu beitragen, dass Politik (und Politikerinnen) nicht mehr nach den Maßstäben der Unterhaltungsindustrie bewertet werden?
  • 12. Reggae. Oder der Versuch, trotz Fremdheit durch Gemeinschaft und gute Kooperation Vertrauen zu entwickeln
  • XII. Grenzperspektiven. Durch einen veränderten Umgang mit dem Thema Vertrauen für†™s berufliche Helfen und Erziehen neue Entwicklungschancen entdecken
  • Inhalt
  • 1. Grenzperspektiven, also Ende wie Anfang. Und: Die Herkunft von Begriffen kann erhellend sein, der Blick auf alte Bedeutungen neue Perspektiven eröffnen
  • 2. Die Grenze als Ort, der zum „freien Durchblick in das Mögliche“ auffordert
  • 3. Verantwortungsgemeinschaft und Kollusion. Zum Risiko von Grenzverletzungen, wenn es zu gut gemeinten Absprachen hinter dem Rücken der Klientel kommt. Anmerkungen zu einem Tabuthema
  • 4. „Alles in Ordnung bei Ihnen?“– „Was meinen Sie mit Ordnung?“ Zu einigen Missverständnissen um das Verhältnis von Hilfesystemen, Ordnungsverwaltung und Strafverfolgung
  • 5. „Not macht erfinderisch“. Oder abhängig. Zu einigen problematischen Entwicklungen – in die falsche Richtung: Tendenzen zur „Krankenkassifizierung“ und der Einsatz diagnostischen Halbwissens
  • 6. „Während die Weisen grübeln, erobern die Dummen die Festung“. Zur Notwendigkeit einer neuen Selbstverständnisdebatte des beruflichen Helfens und Erziehens
  • 7. Sterne nur zur Orientierung, nicht um sie zu erreichen. Ein Votum wider den Machbarkeitswahn und die verbreitete „Ergebnis- und Erledigungsmentalität“:
  • 8. Zuviel ver-sprechend als ent-sprechend: Was nützt das viele Sprechen, wenn der Jargon befremdet? Oder geht es um Lebenslügen des beruflichen Helfens und Erziehens?
  • 9. „Campus-Rhetorik“. Manche Fachwissenschaftler leben als Stichwortgeber der Politik neben den PraktikerInnen her wie Eltern, die zwar geschieden sind, aber gemeinsam das Sorgerecht wahrnehmen
  • 10. „Vor dem Überholen in den Rückspiegel gucken!“ Oder: Warum erst wie bei den Heimkindern der Nachkriegszeit nach 50 Jahren zurückblicken? Vorschläge für eine Kultur der Wiederbegegnung mit Betroffenen
  • 11. „Immer davon reden, nie daran denken!“ Soll so mit dem Thema Vertrauen umgegangen werden? Im Gegenteil: Wir brauchen mehr „Vertrauens-Begegnungen“, Konkretisierungen von Menschenwürde und Sozialstaatsgebot
  • 12. Neu definiert: Berufliches Helfen und Erziehen – eine Beziehungssache mit differenzierendem Vertrauen: Seilschaft ohne Seil. Ein Nachwievorwort
  • Ein Nachwievorwort
  • Endnoten
  • Einleitung
  • Kap. I: Von wegen Vertrauen
  • Kap. II: Ja wirklich? Vom Umgang mit dem Thema Vertrauen
  • Kap. III: Eine Art Dialektik der Aufklärung?
  • Kap. IV: Arbeitsbeziehung oder Beziehungsarbeit?
  • Kap. V: Selbstvertrauen: Da hängt dann irgendwie alles mit allem zusammen
  • Kap. VI: Gesellschaft mit verschränkter Haftung
  • Kap. VII: Beim Thema Datenschutz kommt es zum Schwur
  • Kap. VIII: Liebesgrüße aus dem Off
  • Kap. IX: Notwendige Bereitschaft zum Risiko versus mangelnde Sorgfalt
  • Kap. X: Beispiel Kinderschutz: Im Irrgarten diffuser Verantwortlichkeiten
  • Kap. XI: „Wohin soll das führen?“
  • Kap. XII: Grenzperspektiven

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