Multikonfessionalität im Alltag

Speyer zwischen politischem Frieden und Bekenntnisernst (1555-1618)

Daniela Blum

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Daniela Blum, Multikonfessionalität im Alltag (2015), Aschendorff Verlag, Münster, ISBN: 9783402178652

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Descripción / Abstract

Wie lebten Menschen unterschiedlicher Konfessionen in der Enge der frühneuzeitlichen Stadt zusammen? Noch dazu, wenn das Recht ihre Situation nicht regelte? Die Studie sucht fünf kirchliche Räume Speyers auf, in denen die Konfessionen in unterschiedlichen Konstellationen aufeinander trafen: die reformierte Kirche St. Ägidien, das Simultaneum in der Dominikanerkirche, den Speyerer Dom, das Jesuitenkolleg und die Ratskirche. Die lokative Herangehensweise bereichert Reformationsgeschichtsschreibung und Konfessionalisierungsforschung. Wo Geistliche die neue Lehre einführten, welche Konflikte dabei entstanden und wie diese gelöst wurden – all dies hat mit den Kirchen, ihren Patronen und Pfarrern, ihren Traditionen und ihrer Geschichte, ihren Gemeindestrukturen und Netzwerken und ganz entscheidend mit bereits vorhandenen Konflikten zu tun. Die Konfessionalisierung dieser Kirchen ging oft mit der Konfessionalisierung von Wissen einher. Die unterschiedlichen Konfessionsgruppen entwickelten dabei sehr verschiedene Wissensbestände. Wissen über Religion und christliche Existenz, Gewohnheit und Geschichte, Recht und Raum. Mit ihnen argumentierten sie im Konfliktfall um die konfessionelle Ausrichtung einer Kirche. Schließlich dient die frühe Speyerer Konfessionalisierungsgeschichte hier als Modellfall des Augsburger Religionsfriedens. Seine Leistungen und seine Grenzen werden unmittelbar deutlich – und auch, warum die Kombination von konfessioneller Unbedingtheit und alltagstauglicher Pragmatik keine dauerhaften Lösungen ermöglichte.

Índice

  • BEGINN
  • Zum Dank
  • Inhaltsverzeichnis
  • Kapitel 1: Einleitung
  • 1.1 Eine unvollständige Reformation in Speyer
  • 1.2 Fragestellung
  • 1.3 Forschungsdiskussion
  • 1.4 Das Beispiel Speyer
  • 1.5 Begriffliche Vorüberlegungen
  • 1.6 Methodische Vorüberlegungen
  • Kapitel 2: Konfessionelle Auseinandersetzungen in St. Ägidien – Ein erster Konflikt
  • 2.1 Eine reformierte Kirche in der lut herischenStadt – Die Ägidienkirche
  • 2.2 Provokation und Konflikt – Die calvinistis cheAbendmahlst heologie im praktis chen Diskurs
  • 2.3 Die Entlassung eines Aufrü hrers? Der Weggang des calvinistischen Pfarrers
  • 2.4 Ein Fazit in Thesen
  • Kapitel 3: Die lutherische Predigt in der Dominikanerkirche – Koexistenz in einer Kirche?
  • 3.1 Im Herzen der Stadt – Das mittelalterli che Dominikanerkloster
  • 3.2 Der Stein des Anstosses – Die Öffnung der Dominikanerkirche
  • 3.3 Eine Tiefenschärfung – Aspekte eines Konflikts
  • 3.4 Eine Gefahr für die Einheit und die Vision vonfriedlicher Koexistenz – Die Mobilisierung der Reichsstände Augsburger Konfession
  • 3.5 Ein Kompromiss? – Die endgültige Entscheidung des Kaisers
  • 3.6 Eine Kontextualisierung – Die Dominikanerkirche im Diskurszusammenhang zeitgenössis cher Religionsfragen und heutiger Forschungsfragen
  • 3.7 Ein Ausblick – Die Restitution an die Dominikaner 1628
  • 3.8 Ein Fazit in Thesen
  • Kapitel 4: Der Dom – die Saliergrablege als Ausdruck überkonfessioneller städtischer Identität?
  • 4.1 Der Dom, die Salier und die Stadt –die mittelalterli che Perspektive als Vorgeschichte
  • 4.2 Der Dom in Wahrnehmung und Deutung –die konfessionelle Perspektive in Bild- und Textkunst
  • 4.3 Der Dom in sozialer Praxis und liturgis cher Nutzung – die konfessionelle Perspektive in Akten und Amtsbüchern
  • 4.4 Ein Fazit in Thesen
  • Kapitel 5: Das Jesuitenkolleg – ein Kristallisationsort katholischer Konfessionalität
  • 5.1 Schule und Predigt – Der Auftrag der Jesuiten
  • 5.2 Unter Schutz und Schirm der Stadt ? –Der Konflikt um die Jesuiten als Streit um die Interpretation der Rachtung
  • 5.3 Die unabhängige Societas – Die Jesuiten in der Koexistenz mit Bürgern und Domkapitel
  • 5.4 Woher der Hass? – Eine Annäherung an die Ablehnung durch den Rat
  • 5.5 Ein Fazit in Thesen
  • Kapitel 6: St. Georg – ein Kristallisationsort evangelischer Konfessionalität
  • 6.1 Spitalkirche und Bürgerpfarrkirche – St. Georg im Mittelalter
  • 6.2 1561 – Die Reformation der Georgenkirche?
  • 6.3 Wer darf investieren? – Der Streit um die Kaplanei St. Katharina
  • 6.4 Ein lutherischer Kirchenraum –Der Abbruch der Seitenaltäre
  • 6.5 Eine unvollständige Reformation in St. Georg?
  • 6.6 Ein Fazit in Thesen
  • Kapitel 7: Fazit der Speyerer Konfessionalisierungsgeschichte
  • 7.1 Die Speyerer Konfessionalisierungsgeschichte als raumbezogene Analyse von Kirchen
  • 7.2 Die Speyerer Konfessionalisierungsges chichte als Verschränkung von normativem Bekenntnis und sozialer Praxis
  • 7.3 Die Speyerer Konfessionalisierungsges chichte als Wirkungsges chichte des Augsburger Religionsfriedens
  • Kapitel 8: Literaturverzeichnis
  • 8.1 Quellen
  • 8.2 Sekundärliteratur
  • Register
  • Orte
  • Personen

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