Kampf gegen Gespenster

Die Radio-Essays Wolfgang Koeppens und Arno Schmidts im Nachtprogramm des Süddeutschen Rundfunks als kritisches Gedächtnismedium

Ansgar Warner

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Ansgar Warner, Kampf gegen Gespenster (2020), Aisthesis Verlag, Bielefeld, ISBN: 9783849816056

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Descripción / Abstract

Prominente Zeitgenossen wie Theodor W. Adorno und Max Bense plädierten in der Nachkriegszeit lautstark für den Essay als Mittel der Auseinandersetzung mit den aktuellen Problemen. Als 'kritische Form par excellence' versprach der Essay konsequente Ideologiekritik, und durch seine rhetorische Dynamik zugleich eine neue Qualität der Kommunikation. Doch was war im 'drahtlosen Zeitalter' die angemessene mediale Form des Essayismus? Im Süddeutschen Rundfunk entwickelte Alfred Andersch Mitte der 1950er Jahre als Antwort auf diese Frage das neue Sendeformat 'Radio-Essay'. Es sollte ermöglichen, 'politische, soziale und geistige Probleme, Länder und Landschaften, ja selbst psychologische, soziologische und historische Phänomene im Funk darzustellen'.

Zu den †ºAushängeschildern†¹ der Radio-Essay-Redaktion gehörten die Schriftsteller Wolfgang Koeppen und Arno Schmidt. Im Nachtprogramm des Stuttgarter Senders führten sie den essayistischen Kampf gegen die Gespenster der NS-Vergangenheit ebenso wie gegen die Gespenster der bundesrepublikanischen Gegenwart. In dieser Studie werden erstmals ausgewählte Radio-Essays beider Autoren vergleichend gegenübergestellt. Der Radio-Essay wird dabei als kritische Gedächtnisgattung verstanden, deren Methodenrepertoire nicht nur die Enttrümmerung des nationalen kulturellen Gedächtnisses ermöglichte, sondern auch die Demontage von Propaganda-Sterotypen des Kalten Krieges. In Abgrenzung zu bisherigen Ansätzen beschreibt diese Studie den Radio-Essay als moderne massenmediale Form, die spezifisch an die Kommunikationssituation im Rundfunk angepaßt ist.

Índice

  • Frontcover
  • Titel
  • Impressum
  • Inhalt
  • Vorwort
  • Einleitung
  • 1. Medientheoretische Aspekte des Radio-Essays
  • 1.1 Die Debatte über den Essay in der frühen Nachkriegszeit
  • 1.2 Aktuelle Theorieansätze zum Essay
  • 2. Mediengeschichtliche Aspekte des Radio-Essays
  • 2.1 Die Entstehung von Hörspiel, Feature und Radio-Essay
  • 2.2 Radio-Essay und Feature als non-fiktionale Sendeformate im deutschen Nachkriegsrundfunk
  • 2.3 Das Kulturprogramm des SDR im Spannungsfeld ambitionierter Radiokunst und populärer Unterhaltung
  • 2.4 Alfred Andersch und die Radio-Essay-Redaktion des Süddeutschen Rundfunks
  • 2.5 Der Radio-Essay und die spezifische Rolle der Schriftsteller im medialen System der 1950er Jahre
  • 3. Koeppens und Schmidts Radio-Essays im medialen-, Kommunikations- und Werkzusammenhang
  • 3.1 Koeppen und Schmidt im Literaturbetrieb der frühen Nachkriegszeit
  • 3.2 Bedeutung der Massenmedien im werkbiographischen Zusammenhang
  • 3.3 Formale Gestaltung und Produktion der Radio-Essays
  • 3.4 Mediencharakter und Kommunikationszusammenhang der Radio-Essays
  • 3.5 Kommunikationszusammenhang und politischer Charakter der Radio-Essays
  • 4. Vergleichende Analysen ausgewählter Radio-Essays
  • 4.1 Das kulturelle Gedächtnis und die Kontinuität von Faschismus, Militarismus und Nationalismus
  • 4.2 Von der Refunktionalisierung des kulturellen Gedächtnisses zur meta-medialen Erinnerungskritik
  • 4.3 »Eine Übung in Toleranz« †” Vorstöße in die Tabuzonen der »Diskussionsgesellschaft« der frühen Nachkriegszeit
  • Literaturverzeichnis
  • Backcover

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