Kinder ohne Bindung

Deprivation, Adoption und Psychotherapie

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Theodor Hellbrügge (Hg.), Karl Heinz Brisch (Hg.), Kinder ohne Bindung (2015), Klett-Cotta Verlag, Stuttgart, ISBN: 9783608203240

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Descripción / Abstract

Die Untersuchungen von René Spitz zum Hospitalismus haben gezeigt, daß ausreichende Ernährung und Versorgung allein nicht ausreichen: Kinder brauchen für eine gesunde psychische Entwicklung auch Bindungspersonen, die ihre emotionalen Bedürfnisse befriedigen. Vor dem Hintergrund der Bindungstheorie von John Bowlby konnte die Bindungsforschung nachweisen, daß eine Vernachlässigung der frühen emotionalen Bedürfnisse eines Säuglings Schädigungen in der Hirnreifung zur Folge hat.
Diese sind eine Ursache für die Entwicklung von schweren psychopathologischen Auffälligkeiten, die wir auch als Bindungsstörungen diagnostizieren. Wenn die elterlichen Fähigkeiten zur Förderung der emotionalen Entwicklung ihres Kindes nicht ausreichen oder sich schädigend auswirken, wird oft eine Fremdbetreuung des Kindes in einer Pflege- oder Adoptivfamilie erwogen. Dies kann zu neuen, »heilenden« Bindungserfahrungen des Kindes führen.
Die Beiträge erläutern die rechtlichen Zusammenhänge und Fragen wie etwa Besuchskontakte, betreuter Umgang oder Rückführung des Kindes in seine Ursprungsfamilie unter bindungs dyna mischen Gesichtspunkten.
Mit Beiträgen von:
Theodor Hellbrügge, Stephen J. Suomi, Kim A. Bard, Mechthild Papou ek, Michael Rutter, Zdenek Matejcek, Jarà³slav turma, Ludwig Salgo, Dana E. Johnson, Miri Keren, Angie Hart, Karl Heinz Brisch.

Descripción

<p>Karl Heinz Brisch, Dr. med. habil., ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychiatrie und Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Neurologie; Psychoanalytiker für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Gruppen; Ausbildung in spezieller Psychotraumatologie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Er war Vorstand des weltweit ersten Lehrstuhls für Early Life Care und leitete das gleichnamige Forschungsinstitut an der PMU in Salzburg.<br />Seine klinische Tätigkeit und sein Forschungsschwerpunkt umfassen den Bereich der frühkindlichen Entwicklung und der Psychotherapie von bindungstraumatisierten Menschen in allen Altersgruppen. <br />Brisch leitete über viele Jahre die Abteilung für Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Universität München und entwickelte dort das MOSES®-Therapiemodell zur erfolgreichen Intensiv-Psychotherapie von früh traumatisierten Kindern und Jugendlichen. <br />Brisch entwickelte die Präventionsprogramme »SAFE® – Sichere Ausbildung für Eltern« und »B.A.S.E® – Babywatching«, die inzwischen in vielen Ländern Europas, aber etwa auch in Australien, Neuseeland und Russland Verbreitung gefunden haben. <br />Er ist Gründungsmitglied der »Gesellschaft für Seelische Gesundheit in der Frühen Kindheit« (GAIMH e. V. – German-Speaking Association for Infant Mental Health) und war dort viele Jahre lang im Vorstand. Die GAIMH ist eine Tochtergesellschaft der WAIMH – World Association for Infant Mental Health.<br />Seit 2000 organisiert er die jährlich stattfindende renommierte Internationale Bindungskonferenz (www.bindungskonferenz.de) so wie seit 2018 die Internationale Early Life Care Konferenz in Salzburg (www.earlylifecare.at).<br />Brisch verbreitet die Inhalte und Ergebnisse der Bindungs- und Traumaforschung und -psychotherapie auch durch viele Publikationen, Vorträge und die Teilnahme an zahlreichen Radio- und Fernsehsendungen (https://www.khbrisch.de).</p><p>Vom 16. bis zum 18. September 2022 findet die 21. Internationale Bindungskonferenz zum Thema »Gestörte Bindungen in digitalen Zeiten – Ursachen, Prävention, Beratung und Therapie« statt. Die Konferenzleitung obliegt Karl Heinz Brisch.</p><p>Zur Website der Bindungskonferenz: www.bindungskonferenz.de</p>
<p>Theodor Hellbrügge (1919-2014), Prof. Dr. med., Dr. h.c. mult., em. Professor für Sozialpädiatrie der Ludwig-Maximilians-Universität in München, war ein Pionier und Begründer der Sozialpädiatrie in der modernen Kinderheilkunde und ein bedeutender Kinderarzt.<br /></p>

Índice

  • Kinder ohne Bindung
  • Inhalt
  • Vorwort
  • Einleitung
  • Vom Deprivationssyndrom zur Entwicklungs-Rehabilitation
  • Das Deprivationssyndrom – Beispiele
  • Diagnose des Deprivationssyndroms – Sozialentwicklung, Entwicklung zur Selbständigkeit, Kontaktfähigkeit und Sprache
  • Möglichkeiten der Interaktionsdiagnostik
  • Einbeziehung der Eltern in die Entwicklungs-Rehabilitation
  • Die »Münchener Funktionelle Entwicklungsdiagnostik« als Basis für eine frühzeitige Rehabilitation
  • Umfassende Entwicklungs-Rehabilitation und Heilpädagogik statt Sonderpädagogik
  • Gemeinsame Erziehung nichtbehinderter und unterschiedlich behinderter Kinder
  • Literatur
  • Die wechselseitige Beeinflussung zwischen genetischen und Umweltfaktoren formt individuelle Differenzen der Verhaltensentwicklung bei Primaten
  • Einleitung
  • Individuelle Differenzen in der Aggressionsregulation
  • Auswirkungen einer frühen Aufzucht unter Gleichaltrigen
  • Interaktionen zwischen genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen
  • Zusammenfassung
  • Dank
  • Anmerkungen
  • Literatur
  • Die Entwicklung von Schimpansen, die von Menschen aufgezogen wurden
  • Einleitung
  • Fähigkeiten der Mütter bei Schimpansen
  • Kindliche Bewältigungsstrategien: Erregungsmuster, Regulierung und Ansprechbarkeit auf Sozialisierung
  • Entwicklung emotionaler Bindungen
  • Schlußfolgerungen
  • Dank
  • Literatur
  • Bindungssicherheit und Intersubjektivität
  • Antworten aus dem Bereich der Bindungsforschung
  • Antworten aus der interdisziplinären Frühentwicklungsforschung
  • Emotionale Bezogenheit auf der Ebene der primären Intersubjektivität
  • Emotionale Bezogenheit auf der Ebene der sekundären Intersubjektivität
  • Störungen der intersubjektiven Bezogenheit bei frühkindlichen Regulations- und Beziehungsstörungen
  • Spezifische Probleme der Spiegelung und Affektregulation bei frühkindlichen Regulationsstörungen
  • Augenblicke positiver intersubjektiver Bezogenheit in der Eltern-Säuglings-Psychotherapie
  • Literatur
  • Die psychischen Auswirkungen früher Heimerziehung
  • Einleitung
  • Aufbau der Studie mit rumänischen Adoptivkindern
  • Waren die negativen psychischen Symptome durch Vernachlässigung (Deprivation) im Heim verursacht?
  • Die Spezifität psychischer Reaktionen auf schwere Deprivationserfahrungen im Heim
  • Sind die Auswirkungen der Heimbetreuung altersspezifisch?
  • Sensible Phasen
  • Mögliche Auswirkungen von Deprivationserfahrungen im Heim auf die Programmierung
  • Heterogenität (Verschiedenheit) in der Reaktion auf frühe Deprivation
  • Mögliche indirekte Wirkmechanismen
  • Zusammenfassung
  • Dank
  • Anmerkungen
  • Literatur
  • Zusammenhänge zwischen dem Wachstum von psychisch belasteten Kindern und kognitiver sowie emotionaler Entwicklung
  • Einleitung
  • Methoden
  • Ergebnisse
  • Diskussion
  • Dank
  • Literatur
  • Deprivationsstudien in der ehemaligen Tschechoslowakei und ihre Folgen für die Familienpolitik
  • Einleitung: Kinder ohne Zuwendung und das Problem der Deprivation
  • Kindererziehung in der Tschechoslowakei
  • Die Arbeit von MatÄ›jček und Langmeier
  • Literatur
  • Ehemalige Heimkinder in Adoption und Familienpflege
  • Der erste Akt – 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts Typen der deprivierten Persönlichkeit des Kindes und die Indikation für eine Adoption
  • Intermezzo
  • Zweiter Akt
  • Der dritte Akt
  • Epilog
  • Wie soll man ein Kleinkind diagnostizieren, das in einem Waisenhaus gelebt hat?
  • Einleitung
  • Fallbeschreibung
  • Falldiskussion
  • Fazit
  • Literatur
  • Die alltäglichen kleinen Wunder
  • Einleitung
  • Zum Hintergrund meiner Arbeit
  • Resilienz als alltägliches kleines Wunder
  • Resilienz in Aktion
  • Therapeutische Methoden
  • Alltägliche kleine Wunder zur Förderung »hoffnungsvoller Bindungen«
  • Schlußfolgerung
  • Dank
  • Literatur
  • Adoption aus der Perspektive der Bindungstheorie und Therapie
  • Einleitung
  • Bindungsforschung: Konzept der Feinfühligkeit
  • Bindungsqualität des Kindes
  • Vorteile einer sicheren Bindung
  • Ursachen von Bindungsstörungen
  • Diagnose der Bindungsstörungen
  • Bindung und Trauma
  • Der Einfluß von traumatischen Erfahrungen auf Funktion und Struktur des Gehirns
  • Bindung, Pflegekindschaft und Adoption
  • Störung im Heilungsprozeß
  • Therapie von traumatischen Erfahrungen am Beispiel Frühgeburt
  • Therapie von Bindungsstörungen
  • Fallbeispiel
  • Prävention von Trauma, Bindungsstörung und Fremdplazierung
  • Ausblick
  • Literatur
  • Das Wohl des Kindes unter den Aspekten gesetzlicher Einflüsse
  • Kinderrechte rücken in den Blickpunkt – unterschiedliche Bilder von »Kindheit«
  • Probleme des Kinderschutzes im Recht – Schutz des Kindes und/oder der Familie?
  • Zum Auftrag der Jugendämter
  • Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte und die Menschenrechte für Kinder
  • Elternschaft und Eltern-Kind-Beziehung werden hervorgehoben – aber stehen die Rechte des Kindes wirklich im Mittelpunkt?
  • Gerichtsentscheidungen gegen das Kindeswohl – zwei Beispiele
  • Fazit: Bindungspsychologie und Gesellschaft, Bindungsforschung und Recht
  • Anmerkungen
  • Literatur
  • Informationen zu den Herausgebern

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