Entwerfen statt Bauen

Ein architekturphilosophisches Plädoyer für die Rehabilitation des Bodens

Heinrich Jennes

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Heinrich Jennes, Entwerfen statt Bauen (2017), oekom verlag, München, ISBN: 9783960062325

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Descripción / Abstract

Ob große Prestigeprojekte oder neue Wohnanlagen – überall wird gebaut. Die ökologischen Auswirkungen einer grenzenlosen Bauwut sind hinreichend bekannt; trotzdem verschwindet immer mehr wertvoller Boden unter tristem Grau. Phantasievolle und verantwortungsvolle Alternativen haben derzeit keine Lobby; in Zeiten von Terrorgefahr besinnt sich die Architektur erneut auf ihre angestammte Funktion, ihre Bewohner zu (be-)schützen.

Das war nicht immer so: Seit dem Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts war es die Moderne, die trotz und gegen permanente Kriegsgefahren auf ein entspanntes Verhältnis zum Außenraum gedrängt hatte: Transparenz, Leichtigkeit, Reduktion und Horizontalität waren ihr Programm gegen die Festungsmentalität und für die Freiheit des Entwerfens. Jedes Blatt, jeder Monitor galt als Stellvertreter des Bodens; die leichte Skizze ging gravierenden Bauentscheidungen voraus – zum Wohl von Mensch und Natur.

Heinrich Jennes nimmt dieses Programm der Moderne auf und verleiht ihm Perspektiven für die Zukunft. Er plädiert für die Wiederentdeckung des freien Entwerfens, dem es zuletzt gar gelingen mag, das Bauen zu erübrigen und damit den Boden zu bewahren.

Descripción

Heinrich Jennes wuchs in Köln auf, studierte Religionswissenschaft an der FU Berlin und Architektur an der Universität der Künste Berlin. Von 1992 bis 2000 arbeitete er als Entwurfslehrer bei Günther Domenig am Institut für Gebäudelehre der TU Graz. Seither untersucht er das wachsende Potential der architektonisch skizzierenden Erfindungskraft und deren Verhältnis zum Boden als ihrer zunehmend begrenzten Grundlage.

Índice

  • Entwerfen statt Bauen
  • Inhalt
  • Einleitung
  • 1. Entwurf und Skizze
  • 1.1. Grundierung als Entwurfsbeginn
  • 1.2 Territoriale Grundierung – Entwurf ohne Funktion
  • 1.3 Architektur und Skizze: Entwurfsprojekt "Spur", drei Lösungen
  • 1.4 "sKizzeKan", das Unbewusste gegen die Bauwut
  • 1.5 Camouflage: Erfindung aus der Grundierung, dem Milieu, dem Umfeld
  • 2. Zähmung der Bauwut
  • 2.1 Kultur der Skizze. Umbau des Studienangebots
  • 2.2 Architektur der Skizze. Die Skizze fast ein Bauwerk
  • 2.3 Steigender Raumwiderstand und Nichtbauen
  • 2.4 Letzte Architektur
  • 2.5 Schluss. Wettbewerbe und Bauherren
  • 3. Quellen und Qualen der Bauwut. Der andauernde Positivismus
  • 3.1 Facetten des industriellen Fortschrittsglaubens
  • 3.2 Positivismus und Historismus – Ornamentale Uniformierung der Dinge und Bändigung der Naturkräfte, Gotik der Lokomotive, positivistische Transportmobilität auch für die Architektur
  • 3.3. Gewaltgeschichte der Mobilität, Paul Virilio 1978
  • 4. Gefahren der Verbote
  • 4.1 Die Internalisierung des Verbots steigert die Entwurfskraft, doch auch den Hang zur Selbstzerstörung in Form der Überanpassung
  • 4.2 "Überwältigende Größe" ist die Aufgabe der Architektur. Arthur Schopenhauer – Bauwut statt Entwerfen.
  • 4.3 Monumentale Moderne. Die Moderne heult mit den Wölfen. Walter Gropius 1914: Das Großsilo als Vorbild für den Industriebau
  • 4.4 Die Wahrnehmung des amerikanischen Wolkenkratzers als Schule gegen den Monumentalismus im Zweiten Weltkrieg, Sigfried Giedion 1941:
  • 5. Moderne, Mobilität und Motilität, Adolf Behne
  • 5.1 Die Moderne entwickelt ein anderes Verständnis von Mobilität: Schweben im Kosmos, Formen seiner architektonischen Umsetzung
  • 5.2 Bodenangst. Die Moderne fühlt sich vom Boden zwar kaum noch positivistisch durch Revanche als vielmehr durch Rückhalt bedroht, durch seine Bodenhaftung!
  • 5.3 Adolf Behne. Die moderne Ornament- und "Schutz"-Kritik transformiert die kosmische Schwerelosigkeit in ein entspanntes Verhältnis von Innen- zum Außenraum
  • Kritik an Behnes dominanter "Funktion". Funktion bekrönt den Entwurf an seinem Ende
  • 6. Schauplätze der Bodenverdrängung
  • 6.1 Allgemeine Überschätzung der Stadt als Rückhalt gegen die Nation und den Nationalismus
  • 6.2 Stadt potenziert die seit Jahrtausenden in der Landwirtschaft gewohnte Bodenkontamination und -erosion
  • 6.3 Boden als Köder namens "Ort". Martin Heidegger, 1951: "Bauen Wohnen Denken"
  • 6.4 Prekäre Gründung. "Bodenangst"
  • 6.5 ästhetische Verdrängung durch »Abstraktion«
  • 7. Formen der Rehabilitation des Bodens.
  • 7.1 Giotto – Die Entdeckung des Bodens als Beginn der Moderne
  • 7.2 Erst 1973 traut sich die Moderne ihr angestammtes Kleines zu: "Small is Beautiful" von Ernst Schumacher
  • 7.3 Der moderne Mäander. Vom Ornament der Architektur zur Architektur als Ornament des Bodens
  • 7.4 Lehmbau
  • 7.5 Geomorphes Bauen
  • 7.6 Landschaftsschutz in der Stadt
  • 7.7 Die Allmende zieht in die Stadt – Entwerfen und Allmende
  • 7.8 Schutz nach Art der Transport-Logistik
  • 7.9 Die Sinking-Site-Reliefs
  • 7.10 Architekturmodelle
  • Zusammenfassung
  • Entwurf und Skizze (Kap.1)
  • Zähmung der Bauwut (Kap.2)
  • Quellen und Qualen der Bauwut. Andauernder Positivismus (Kap.3)
  • Gefahren der Verbote (Kap.4)
  • Moderne, Mobilität und Motilität, Adolf Behne (Kap.5)
  • Schauplätze der Bodenverdrängung (Kap.6)
  • Formen der Rehabilitation des Bodens (Kap.7)
  • Literaturverzeichnis
  • Personen- und Schlagwortverzeichnis

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