Nachruf auf die liberale Demokratie

C.B. Macpherson

Cite this publication as

C.B. Macpherson, Nachruf auf die liberale Demokratie (2016), Suhrkamp Verlag, Berlin, ISBN: 9783518746325

610
accesses
3
quotes

Descripción / Abstract

Macpherson reduziert liberale Demokratie nicht auf formale Elemente wie gleiche Entfaltungschancen für alle Individuen, Gleichheit vor dem Gesetz, bürgerliche Grundrechte und Volkssouveränität bei gleichem Stimmrecht für alle Bürger. Ihr Wesen ist vielmehr, so seine These, durch die Beziehungen zwischen den demokratischen Institutionen und der Klassenstruktur einer Gesellschaft bestimmt. Die ernstesten – und am wenigsten untersuchten – Probleme für die liberale Demokratie in Gegenwart und Zukunft erwachsen aus der Tatsache, daß liberale Demokratie typischerweise dazu dienen sollte, einer in Klassen geteilten Gesellschaft eine demokratische Regierung überzustülpen. Da es solche Versuche weder in der Theorie noch in der Praxis vor dem 19. Jahrhundert gegeben hat, sieht Macpherson in früheren Modellen und Visionen von Demokratie allenfalls Vorläufer liberaler Demokratie.

Macpherson unterscheidet vier Modelle liberaler Demokratie, die er in einer entwicklungslogischen Sequenz darstellt:

1. In der »projektiven Demokratie« haben die demokratischen Mechanismen die Funktion, das Privateigentum effektiver zu schützen, als es die nicht demokratisch legitimierten Regierungen vermögen (Bentham, James Mill). 2. Die »Entwicklungsdemokratie« (John Stuart Mill) hofft auf die Entfaltung der Persönlichkeit unter demokratischen Bedingungen. 3. In der »Gleichgewichtsdemokratie« (Schumpeter, Downes) werden demokratische Prozesse und Marktprozesse analogisiert. 4. Mit gedämpftem Optimismus sieht Macpherson in der Gegenwart Tendenzen (Betriebsdemokratie, Bürgerinitiativen), die zu einer »partizipatorischen Demokratie« führen könnten, in der die klassenbedingten Ungleichheiten abgebaut wären.

Índice

  • [Cover ]
  • [Informationen zum Buch und Autor]
  • [Titel]
  • [Impressum]
  • Inhalt
  • Vorwort
  • I. Modelle und Vorläufer
  • Die Anlage der Untersuchung
  • Der Nutzen von Modellen
  • Vorläufer der liberalen Demokratie
  • II. Das erste Modell: Demokratie als Schutz des Bürgertums
  • Der Bruch in der demokratischen Tradition
  • Die utilitaristische Grundlage
  • Benthams Ziele der Gesetzgebung
  • Politische Voraussetzungen
  • James Mill und sein Wankelmut
  • Demokratie als Schutz für den Marktmenschen
  • III. Das zweite Modell: Demokratie als Voraussetzung menschlicher Selbstvervollkommnung
  • Die Entstehung des zweiten Modells
  • Modell 2A: John Stuart Mill und die Demokratie als Voraussetzung menschlicher Selbstvervollkommnung
  • Die Bändigung des demokratischen Wahlrechts
  • Modell 2B: Demokratie als Voraussetzung menschlicher Selbstvervollkommnung im zwanzigsten Jahrhundert
  • IV. Das dritte Modell: Demokratie als Gleichgewicht
  • Die Analogie zum marktwirtschaftliehen Unternehmen
  • Die Brauchbarkeit des dritten Modells
  • Der Niedergang des dritten Modells
  • V. Das vierte Modell: Demokratie als Beteiligung
  • Die Entstehung der Idee
  • Ist mehr Partizipation gegenwärtig möglich?
  • Modelle einer partizipatorischen Demokratie
  • Partizipatorische Demokratie als liberale Demokratie?
  • Literaturhinweise zum weiteren Studium
  • Anmerkungen
  • Register

Títulos relacionados

    Otros títulos del mismo autor