Kavalleriepferde beim Hornsignal

Die Krise der Politik im Spiegel der Sprache

Erhard Eppler

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Erhard Eppler, Kavalleriepferde beim Hornsignal (2016), Suhrkamp Verlag, Berlin, ISBN: 9783518746844

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Descripción / Abstract

Im 1946 erschienenen Wörterbuch des Unmenschen zeigten Dolf Sternberger, Gerhard Storz und W. E. Süskind auf, in welcher Weise die Nationalsozialisten die Sprache manipulierten. In seinem neuen Buch unternimmt Erhard Eppler nichts Geringeres als eine Sprachkritik im Zeitalter der verwalteten Risiken. Große Risiken bestehen in der gegenwärtigen Situation nicht nur aufgrund der Umweltbelastungen, sondern auch infolge einer möglichen Zerstörung dessen, was allenthalben die politische Kultur genannt wird: Der Rechtsextremismus nimmt zu, ja, nach der Euphorie der Wiedervereinigung breitet sich eine wachsende Politikverdrossenheit aus. Eine der wesentlichen Ursachen hierfür erkennt Erhard Eppler in der Art, in der die Sprache in der Politik verwendet wird – ist Sprache doch das einzige Mittel, Zusammenhänge sichtbar zu machen, durch Argumente zu überzeugen und Konsens herzustellen. Folglich muss eine Kritik der gegenwärtigen Politik eine Kritik der gegenwärtigen Sprache sein. Und diese führt Erhard Eppler nicht von der Position des Sprachwissenschaftlers durch, sondern mit dem Erfahrungshintergrund seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Politiker. So ist kein parteipolitisches Buch entstanden, sondern eine anschauliche Darstellung und luzide Kritik der politischen Sprachen. Erhard Eppler macht den Leser durch die Analyse einzelner Worte und die beispielhafte Zerlegung typischer Äußerungen von Politikern deutlich, daß die vorgestanzten, die Denk- und Überzeugungsarbeit abnehmenden Floskeln, so George Orwell, wie Kavalleriepferde beim Hornsignal zur Verfügung stehen – und wenn sie sich dann ins politische Kampfgetümmel stürzen, werden Wahrheit, Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit von Politikern und Nichtpolitikern zu Opfern.

Descripción

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<p>Erhard Eppler war einer der einflussreichsten Programmatiker der deutschen Sozialdemokratie. Als Minister f&uuml;r wirtschaftliche Zusammenarbeit im Kabinett Willy Brandts begleitete er den politischen Aufbruch zu Beginn der siebziger Jahre. Auch nachdem er sich in den neunziger Jahren von seinen &Auml;mtern zur&uuml;ckgezogen hatte, griff er publizistisch in aktuelle politische Debatten ein.<br />
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Erhard Eppler wurde 1926 in Ulm geboren. Er studierte Deutsch, Englisch und Geschichte und promovierte im Jahr 1951. Bis 1961 arbeitete er als Lehrer, parallel dazu war er parteipolitisch aktiv: seit 1952 in der von Gustav Heinemann gegr&uuml;ndeten Gesamtdeutschen Volkspartei, ab 1956 in der SPD, f&uuml;r die er 1961 in den Bundestag einzog. Kurt Georg Kiesinger berief ihn 1968 zum Minister f&uuml;r wirtschaftliche Zusammenarbeit, einen Posten, den er auch unter Willy Brandt und Helmut Schmidt bis 1974 innehatte. Von 1973 bis 1992 leitete Eppler die Grundwertekommission der SPD, von 1973 bis 1989 war er (mit einer Unterbrechung in den Jahren 1982-1984) Mitglied im Pr&auml;sidium seiner Partei. Eppler engagierte sich nicht nur in der Parteipolitik, sondern auch in der Evangelischen Kirche in Deutschland, in den Jahren 1989-1991 war er Pr&auml;sident des Kirchentags.<br />
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Seit seinem R&uuml;ckzug aus der offiziellen Politik widmete sich Eppler dem Schreiben. Als 1992 <em>Kavalleriepferde beim Hornsignal</em> erschien, verortete Siegfried Unseld den Autor Eppler in der Tradition von B&ouml;ll, Grass und Johnson: &raquo;Eppler stellt sich als Aufgabe seines Buches, unsere Freiheit wie auch unsere Gebundenheit gegen&uuml;ber der Sprache wieder bewu&szlig;t zu machen, eine Sprache zu finden, die den Gefahren, die drohen, angemessen ist.&laquo;<br />
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Erhard Eppler starb am 21. Oktober 2019 im Alter von 92 Jahren in seiner Wahlheimat Schw&auml;bisch Hall.</p>

Índice

  • [Cover]
  • [Informationen zum Buch und Autor]
  • [Titel]
  • [Impressum]
  • Inhalt
  • Widmung
  • Vorwort
  • Kapitel 1 – Carl Gustav Jochmann und die stummen Deutschen
  • Kapitel 2 – Tod der Sprache – Ende der Politik
  • Kapitel 3 – Sprachkritik, Sprachwissenschaft, Sprachphilosophie
  • Kapitel 4 – Im Wortschwall ohne Ende
  • Kapitel 5 – Vom Bild zur Abstraktion
  • Kapitel 6 – Semantik statt Politik?
  • Kapitel 7 – Die politische Funktion von Wörtern
  • Entwicklung
  • Die Lage, die Situation
  • Probleme lösen
  • Herausforderung
  • Unverzichtbar, unabdingbar
  • Voraussetzung
  • Akzeptanz
  • Den Bürgern in die Tasche greifen
  • Gezielt
  • Maßnahmen
  • Aufschwung
  • Profilieren
  • Kapitel 8 – Ausbruchsversuche: Friedrich Naumann
  • Kapitel 9 – Ausbruchsversuche: Herbert Wehner
  • Kapitel 10 – Vom verwalteten Fortschritt zu den verwalteten Risiken

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