Plädoyer für einen gemeinsamen Erziehungsbegriff von Jugendarbeit und Schule

Burkhard K. Müller

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Burkhard K. Müller, Plädoyer für einen gemeinsamen Erziehungsbegriff von Jugendarbeit und Schule (29.03.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 0012-0332, 2013 #08, S.301

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Burkhard Müller, der die Jugendarbeit seit vielen Jahren wissenschaftlich begleitet, setzt sich in seinem Beitrag sehr kritisch mit dem in der Jugendarbeit zur Zeit verwendeten Bildungsbegriff und mit dessen Protagonisten auseinander. Müller stellt fest, dass die Schule und die Eltern inzwischen oft nur noch den Druck der Wettbewerbsgesellschaft weitergeben, nach seinen Erkenntnissen erziehen sie genauso wenig wie eine Jugendarbeit, die nur Freiraum sein will, ohne dass sich ihre Fachkräfte Jugendlichen persönlich stellen. Die Vorstellungen des Autors sind anders: Jugendarbeit soll sich seiner Meinung nach zu einem Profilierungsraum für gelingende Erziehung entwickeln. Müller argumentiert, die gegenwärtige Legitimationsschwäche der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sei teilweise auch hausgemacht, u.a. weil sie am Begriff der Informellen Bildung hänge, der wenig geeignet sei, der Jugendarbeit ein spezifisches Eigengewicht zu verschaffen. Solange die Jugendarbeit nicht in der Lage sei, der Schule gegenüber ihre besondere Erziehungsaufgabe zu erläutern - und dabei auch die Unterschiede im Erziehungsverständnis gegenüber der Schule zu explizieren -, solange werde sie in dem Winkel bleiben, in den sie heute immer mehr gedrängt werde: Sie schrumpfe zusammen zur Freizeitpädagogik als Entspannungspartner der Ganztagsschule oder auch zur Anbieterin von Betreuung und Beschäftigung von Jugendlichen, mit denen sonst nichts anzufangen sei. Oder sie werde überhaupt für überflüssig erklärt und durch Schulsozialarbeit sowie Maßnahmen der Eingliederung, Berufsgrundbildung und ähnliche Angebote ersetzt. Eine eigene Zuständigkeit beanspruche Jugendarbeit für die emanzipatorische, nicht funktionalisierbare, auf individuelle Selbstbestimmung orientierte Seite des Bildungsbegriffs. Der Versuch, auf diese Weise einen eigenen anerkannten Platz in der Landschaft der Erziehungs- und Bildungsinstitutionen zu bekommen, erweise sich aber immer mehr als Sackgasse, meint Müller. Andererseits seien die Aufgaben der öffentlichen Erziehung für das Jugendalter keineswegs überflüssig geworden.

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