Kontingenz und Recht

Rechtstheorie im interdisziplinären Zusammenhang

Niklas Luhmann

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Niklas Luhmann, Johannes F. K. Schmidt (Hg.), Kontingenz und Recht (2013), Suhrkamp Verlag, Berlin, ISBN: 9783518735237

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Descripción / Abstract

Welchen Beitrag kann die Soziologie zu einer modernen Theorie des Rechts leisten? Das war eine der zentralen Fragen, mit der sich der große Soziologe Niklas Luhmann als ausgebildeter Jurist und ehemaliger Verwaltungsbeamter in seinem gesamten wissenschaftlichen Werk wiederholt befasst hat. Das vermutlich im Jahr 1971 entstandene und nahezu vollständig abgeschlossene Buch »Kontingenz und Recht« eröffnet nun einen fesselnden Einblick in Luhmanns ersten Versuch einer Antwort.

Luhmann zeigt, wie durch die Klärung der bereits hier systemtheoretisch gefassten Voraussetzungen einer Soziologie des Rechts eine groß angelegte Uminterpretation etablierter Probleme der Rechtswissenschaft möglich wird. Im Mittelpunkt dieses ambitionierten Unternehmens steht der Begriff der Kontingenz, das Faktum alternativer Möglichkeiten im gesellschaftlichen Verkehr und die sich daraus ergebende Unsicherheit der Erwartungsbildung, die das Recht nötig machen. Die Produktivität des Rechts sieht eine systemtheoretische Rechtstheorie nun nicht mehr in der Bekämpfung von Unrecht, sondern in Generalisierungsleistungen, die Recht-/Unrecht-Konstellationen von höherer Komplexität und damit eine komplexere gesellschaftliche Wirklichkeit koordinierbar machen. Die Funktion des Rechts liegt aus dieser Perspektive in der kontrafaktischen Stabilisierung von Erwartungserwartungen. »Kontingenz und Recht« zeigt Luhmann durch seine vielfältigen Bezugnahmen nicht nur auf der Höhe der rechtstheoretischen Diskussion seiner Zeit, sondern veranschaulicht auch den heuristischen Wert seines von der Rechtsdogmatik abstrahierenden Zugriffs mittels einer kontingenztheoretischen Perspektive.

Descripción

<p>Niklas Luhmann wurde am 8. Dezember 1927 als Sohn eines Brauereibesitzers in Lüneburg geboren und starb am 6. November 1998 in Oerlinghausen bei Bielefeld. Im Alter von 17 Jahren wurde er als Luftwaffenhelfer eingezogen und war 1945 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Von 1946 bis 1949 studierte er Rechtswissenschaften in Freiburg und absolvierte seine Referendarausbildung. 1952 begann er mit dem Aufbau seiner berühmten Zettelkästen. Von 1954 bis1962 war er Verwaltungsbeamter in Lüneburg, zunächst am Oberverwaltungsgericht Lüneburg, danach als Landtagsreferent im niedersächsischen Kultusministerium. 1960 heiratete er Ursula von Walter. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Seine Ehefrau verstarb 1977. Luhmann erhielt 1960/1961 ein Fortbildungs-Stipendium für die Harvard-Universität. Dort kam er in Kontakt mit Talcott Parsons und dessen strukturfunktionaler Systemtheorie. 1964 veröffentlichte er sein erstes Buch <em>Funktionen und Folgen formaler Organisation.</em> 1965 wird Luhmann von Helmut Schelsky als Abteilungsleiter an die Sozialforschungsstelle Dortmund geholt. 1966 wurden <em>Funktionen und Folgen formaler Organisation</em> sowie <em>Recht und Automation in der öffentlichen Verwaltung</em> als Dissertation und Habilitation an der Universität Münster angenommen. Von 1968 bis 1993 lehrte er als Professor für Soziologie an der Universität Bielefeld. 1997 erschien sein Hauptwerk, das Resultat dreißigjähriger Forschung: <em>Die Gesellschaft der Gesellschaft</em>.</p>

<p>Johannes Schmidt ist wissenschaftlicher Koordinator des Akademieprojekts &raquo;Niklas Luhmann &ndash; Theorie als Passion. Wissenschaftliche Erschlie&szlig;ung und Edition des Nachlasses&laquo; an der Universit&auml;t Bielefeld.</p>

Índice

  • [Cover ]
  • [Informationen zum Buch oder Autor ]
  • [Titel ]
  • [Impressum ]
  • Inhalt
  • 1. Teil Kontingenz und Recht
  • I. Interdisziplinäre Kontakte
  • II. Kontingenz
  • III. Systemstrukturen als Bedingungen von Kontingenz
  • IV. Handlung und Motiv
  • V. Rechtsnormen
  • VI. Die Einheit der Rechtsordnung
  • Exkurs über Gottes Beteiligung an der Sünde
  • VII. Geltung
  • VIII. Positivität
  • Vergleichender Exkurs: Positivität der Wissenschaften
  • IX. Recht und Moral
  • X. Gerechtigkeit
  • 2. Teil Kontingenz und Komplexität
  • XI. Vorbemerkungen zum Verhältnis von Kontingenz und Komplexität
  • XII. Das Rechtssystem und die Rechtssicherheit
  • XIII. Der Fall
  • XIV. Technisierung und Schematisierung
  • XV. Dogmatisierung und Systematisierung
  • XVI. Prinzipien, Regeln und Ausnahmen
  • XVII. Alternativen
  • XVIII. Knappheit
  • XIX. Wertbeziehungen
  • Editorische Notiz
  • Zum Verhältnis von Rechtstheorie und Rechtssoziologie bei Niklas Luhmann
  • Register

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