Das Boot mit Flüchtenden. Ikonologie einer Figur des Zwischenraums

Anna Schober

Cite this publication as

Anna Schober, Das Boot mit Flüchtenden. Ikonologie einer Figur des Zwischenraums (25.04.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 1432-6000, 2022 #3, p.204

21
accesses

Description / Abstract

In jüngerer Zeit taucht folgendes Motiv häufig in der Presse auf: Ein im Meer schwankendes Boot, randvoll mit Menschen. Die Bildunterschrift identifiziert letztere meist als Migrant*innen und verortet das Gefährt in den Meeresgegenden zwischen der Südgrenze Europas und dem afrikanischen Kontinent. Auch in Filmen wurde das Boot oder Schiff mit überbordender Menschenfracht vielfach Ausgangspunkt von Narrationen und politische Slogans wie „Das Boot ist voll“ spielen ebenfalls auf dieses Sujet an. Der Aufsatz verfolgt zwei Ziele: Das erste besteht darin, eine Ikonologie dieses Bildmotivs zu präsentieren. Dabei wird eine Überlieferungsgeschichte vom Narrenschiff des Spätmittelalters über fotografische Dokumentationen der Auswanderung nach Übersee (etwa 1875–1920), bis zu politisch-aktivistischen und künstlerischen Adaptionen des Boots mit Flüchtlingen in der Gegenwart nachgezeichnet. Das zweite Ziel besteht in der qualitativen Untersuchung von mit solchen Bildern verbundenen Diskursen in den letzten beiden Jahrzehnten in Europa und von außerhalb Europas, etwa den USA. Dabei wird gezeigt, dass das Motiv des Bootes mit Flüchtenden sowohl als Sinnbild der Menschheit als Ganzes wie auch als Darstellung des vor den Grenzen zu haltenden „ganz Anderen“ benutzt, d.h. zur Zirkulation von sowohl Pro- als auch Anti-Migrationsdiskurse eingesetzt wird. Schließlich wird thematisiert, in welcher Weise die Mimesis, die mit diesen Bildgestaltungen einhergeht, in künstlerischer Weise durch Gegen-Bilder herausgefordert wird.

More of this issue

    Related titles

      More of this author(s)