Korrektur und Gesellschaft

Zur Aktualisierung differenzierungstheoretischen Gestaltungsdenkens

Marc Mölders

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Marc Mölders, Korrektur und Gesellschaft (20.04.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 2195-0695, 2021 #2, p.196

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Description / Abstract

Differenzierungstheoretisches Gestaltungsdenken gilt entweder als veraltet oder wird allenfalls zur Begründung für scheiternde Steuerung oder unintendierte Nebenfolgen herangezogen; Steuerungsansinnen prallen auf systemischen Eigensinn. Das Buch »Die Korrektur der Gesellschaft« beschäftigt sich wesentlich mit der Bearbeitung der Folgen funktionaler Differenzierung. Vor der Problembearbeitung auch nur eines Systems fällt zunächst die Umwandlung von Irritationen in je spezifische Informationen an. Legt man über diese systemtheoretische Vorlage hinaus multiple Differenzierung zugrunde, potenzieren sich die Probleme: Die Bearbeitung muss noch weit mehr Filter passieren als bloß die der Funktionssysteme. Und dennoch werden in der Gegenwartsgesellschaft all diese Zusatzschwierigkeiten reflexiv gewendet: Übersetzungsschwellen sind kein gesellschaftstheoretisches Spezialwissen, sondern finden sich ihrerseits übersetzt in buchstäblich umsichtigen Praxen der Gesellschaftskorrektur, wie dies im zu besprechenden Buch am Beispiel investigativ-journalistischer Organisationen illustriert wird. Anderen, nicht unmittelbar erreichbaren Verstehenskontexten ein Ignorieren zu erschweren, ist der Kern des Konzepts der Irritationsgestaltung. Ebendies fordert wiederum die Differenzierungstheorie auf, sich nicht nur auf die Verarbeitungsseite zu beziehen und als Responsivität anzunehmen, Gesellschaftsbereiche kämen ihrerseits auf Großprobleme zu. Stattdessen gilt es, die Anregungsseite in den Blick zu nehmen, nicht obwohl, sondern weil niemand mit bruchlosem Durchgriff rechnet. Dazu gehört auch das differenzierungstheoretische Einstellen auf Bedingungen der Digitalisierung (Lassen sich Übersetzungsschwellen technisieren?) und der Globalisierung (variierende Ordnungsmuster).

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