Rechte Bedrohungsallianzen

Signaturen der Bedrohung II

Wilhelm Heitmeyer, Manuela Freiheit and Peter Sitzer

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Wilhelm Heitmeyer, Manuela Freiheit, Peter Sitzer, Rechte Bedrohungsallianzen (2020), Suhrkamp Verlag, Berlin, ISBN: 9783518766873

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Description / Abstract

Nach Ereignissen wie dem Mord an Walter Lübcke, dem Anschlag in Halle oder den rassistischen Morden in Hanau im Februar 2020 wird regelmäßig darüber diskutiert, inwiefern es sich um isolierte Einzeltäter handelt oder ob ein Zusammenhang zu bestimmten Parteien und Ideologien besteht. Der renommierte Rechtsextremismusforscher Wilhelm Heitmeyer hat dazu bereits 2012 das Modell eines konzentrischen Eskalationskontinuums präsentiert: ganz außen stehen menschenfeindliche Einstellungen in der Bevölkerung, im Zentrum terroristische Zellen, dazwischen organisierte Akteure, »Vordenker«, systemfeindliche Milieus und Unterstützernetzwerke. Die Gewaltbereitschaft nimmt von außen nach innen zu, die jeweils äußere Schicht liefert ihrer inneren Nachbarin Legitimation.


In dieser hochaktuellen Studie zeigt Wilhelm Heitmeyer zusammen mit Peter Sitzer und Manuela Freiheit u. a. am Beispiel der Ausschreitungen in Chemnitz im August 2018, wie sich innerhalb dieses Kontinuums Allianzen herausbilden und wie diese die offene Gesellschaft immer stärker bedrohen.

Description

<p>Wilhelm Heitmeyer, geboren 1945, war von 1996 bis 2013 Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld und arbeitet dort jetzt als Forschungsprofessor. In der edition suhrkamp gab er u. a. die Reihe <em>Deutsche Zustände </em>heraus.</p>

Table of content

  • Cover
  • Informationen zum Buch
  • Titel
  • Impressum
  • Inhalt
  • Vorwort
  • Vorbemerkung: Analysen in Zeiten der Corona-Pandemie
  • 1. Das Konzept
  • 1.1. Problembeschreibung und leitende These: Ausdifferenzierung und Dynamisierung als Erfolgsmodell rechter Bedrohungsallianzen
  • 1.2 Definitorische Rahmung
  • 2. Rechte Bedrohungs- und Zerstörungsaktivitäten
  • 2.1 Die Vorverlagerung und Ausweitung »verdunkelter« Bedrohungszonen
  • 2.2 Entwicklung rechtsextremistischer Straftaten, Gewalttaten und Tötungen
  • 2.3 Opfer haben Namen
  • 3. Soziologischer Forschungsansatz
  • 3.1 Gesellschaftsanalytischer Zugang
  • 3.2 Das Ursachen- und das Kontrollparadigma
  • 3.3 Analysekonzept zu Interaktionsprozessen
  • 4. Das konzentrische Eskalationskontinuum
  • 4.1 Der Analyserahmen für rechte Bedrohungsallianzen
  • 4.2 Differenzkriterien zwischen den Schichten des konzentrischen Eskalationskontinuums
  • 4.3 Legitimationsbrücken
  • 4.4 Neue Funktionsdifferenzierungen in realen und virtuellen Aktionsräumen
  • 4.5 Das verdeckte Eindringen in Sicherheitsinstitutionen
  • 5. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in der Bevölkerung: Legitimationen für rechte Bedrohungsallianzen
  • 5.1 Das Konzept
  • 5.2 Ausgewählte empirische Ergebnisse
  • 5.3 Die Legitimationsfunktion der Einstellungen im Eskalationskontinuum
  • 6. Das Milieu des autoritären Nationalradikalismus: Destabilisierung von Institutionen
  • 6.1 Der Kern: Die Partei Alternative für Deutschland
  • 6.2 Die Rolle von Intellektuellen in verschiedenen Resonanzräumen
  • 6.3 Eskalation durch Erosion von Grenzziehungen
  • 6.4 Kampf um »kulturelle Hegemonie« in gesellschaftlichen Institutionen
  • 6.5 Destabilisierung des Systems: »Thüringen«
  • 6.6 Eskalationstreiber: Der »Flügel«
  • 7. Systemfeindliches Milieu: Bewegungsförmiger Rechtsextremismus mit Zerstörungszielen
  • 7.1 Wandlungsprozesse des systemfeindlichen Milieus
  • 7.2 Das systemfeindliche Milieu als »Raumordnungsbewegung«
  • 7.3 Städtische und ländliche Gelegenheitsstrukturen
  • 7.4 Die gefährliche Unterschätzung der sozialgeografischen Peripherie als Ursachen-, Mobilisierungs- und Normalisierungskontext
  • 8. Das klandestine rechtsterroristische Planungs- und Unterstützungsmilieu
  • 8.1 Rahmenelemente fortschreitender Radikalisierung
  • 8.2 Handlungsskripte, Handlungsanleitungen und Rollenvorbilder
  • 8.3 Latente Bedrohungszustände durch punktuelle manifeste Aktionen
  • 9. Rechtsterrorismus: Gruppen- und Individualtäter
  • 9.1 Definitorische Rahmung und konzeptioneller Zugang
  • 9.2 Varianten rechtsterroristischer Zellen in Deutschland und ihre internationale Vernetzung
  • 9.3 Gruppenorganisierte terroristische Vernichtungstaten
  • 9.4 Handlungsabläufe individualzentrierter Vernichtungstaten
  • 10. Verschwimmen von Grenzen: »Chemnitz« als Eskalationsprozess
  • 10.1 Reale Verhältnisse, Abläufe und ein Erklärungskonzept
  • 10.2 Die Stadt und ihre sozialräumlichen Gelegenheitsstrukturen für rechte Bedrohungsallianzen
  • 10.3 Das ausbeutbare Signalereignis sowie die Folgen in den sozialen Netzen und auf den Straßen
  • 10.4 Interpretation der Abläufe in den Sozialräumen
  • 10.5 Einschätzung der politischen Folgen
  • 11. Fokus: Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit
  • 11.1 Antisemitismus im Eskalationskontinuum
  • 11.2 Muslimfeindlichkeit im Eskalationskontinuum
  • 12. Qualitätsveränderungen rechter Bedrohungsallianzen
  • 12.1 Modernisierungen historischer Ideologien
  • 12.2 Ausweitungen von Resonanzen im politischen Raum
  • 12.3 Flexibilisierte Kommunikations- und Organisationsformen
  • 12.4 Eskalationsorientierte Aktionsformen
  • 12.5 Fähigkeit zur Offensive und zu erhöhter Terrorfrequenz
  • 12.6 Fazit
  • 13. Zukünfte: Entsicherte Unübersichtlichkeit
  • 13.1 Entsicherung von Zuständen: Ursachenzusammenhänge für rechte Bedrohungsallianzen bleiben unangetastet
  • 13.2 Unzureichende Energien und Synergien bei der Bekämpfung rechter Bedrohungsallianzen
  • 13.3 Politische Visionslosigkeit angesichts einer entsicherten Unübersichtlichkeit
  • 13.4 Ein Blick auf das eingedunkelte Europa
  • Postskriptum: Corona-Pandemie, Verschwörungsideologien und neue Radikalisierungskonstellationen
  • Literatur

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