Normalpolitik, Radikalpolitik und die Unwahrscheinlichkeit existentieller Probleme

Eine trans-sequentielle Rekonstruktion parlamentarischer Diskursarbeit

Thomas Scheffer

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Thomas Scheffer, Normalpolitik, Radikalpolitik und die Unwahrscheinlichkeit existentieller Probleme (18.04.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 2195-867X, 2019 #3, p.305

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Die Einzelfallstudie fragt nach dem Status von existentiellen Problemen (wie den Klimawandel) in der politischen Diskursarbeit. Entlang von Arbeitsepisoden und -prozessen fokussiert die Analyse die wechselnden Problematisierungen in der konzertierten Positionenfertigung, wie sie eine Oppositionsfraktion eines nationalen Parlaments anstrengt. Ins Zentrum der ethnographischen Diskursanalyse rücken die vorläufigen Textversionen sowie deren sukzessive Formierung in den Schreib- und Korrekturrunden der Abgeordnetenbüros. Für diese Fokussierung auf die geteilte Diskursarbeit am „formativen Objekt“ spricht: die Serie der Versionen zeigt die Zugkräfte und Tendenzen der internen Programm- und Meinungsbildung; sie zeigt, welcher vollwertige Diskursbeitrag mit welchen Maximen angepeilt wird; sie klärt, was im Zuge dieser Fertigung von den Mitgliedern zu leisten ist und was ihnen Schwierigkeiten bereitet; sie zeigt die gängigen Methoden, diese Schwierigkeiten anzugehen; sie legt die diskurspraktischen An- und auch Überforderungen frei. Die im Ergebnis beobachtete, sukzessive Verdrängung der existentiellen Probleme aus der Positionenfertigung erweist sich in der Orientierung auf den demokratischen Wettbewerb als praktisch naheliegend. Sie ist Ausdruck einer Unwahrscheinlichkeit existentieller Probleme im Modus der angestammten, auf Unterstützung zielenden Normalpolitik. Eine problemzentrierte Radikalpolitik erweist sich dagegen als konträr zum untersuchten, thematisch und personell inklusiven Verfahren der Positionenfertigung.

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