Gleichzeitigkeit und Entscheidungshandeln im pflegerischen Alltag – eine reflexive Grounded Theory Studie unter Einbezug Goffmans Rahmenanalyse

Christine Dunger, Martin W. Schnell and Claudia Bausewein

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Christine Dunger, Martin W. Schnell, Claudia Bausewein, Gleichzeitigkeit und Entscheidungshandeln im pflegerischen Alltag – eine reflexive Grounded Theory Studie unter Einbezug Goffmans Rahmenanalyse (24.04.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 1430-9653, 2019 #4, p.331

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Description / Abstract

Im Fokus aller klinischen Versorgungsstrukturen sollte das Patient_innenwohl stehen. Unter Berücksichtigung des zunehmenden ökonomischen Drucks, Personalmangel und Arbeitsverdichtung im pflegerischen Bereich, lässt sich das jedoch nur erschwert umsetzen. Ziel der Studie ist, die Entscheidungsfindung von Pflegenden und deren Einflussfaktoren, zu denen auch die genannten Bedingungen gehören, zu beschreiben. Dabei wird Atemnot als klinisch relevantes Symptom fokussiert. Es zeichnet sich dadurch aus, dass professionell Pflegende in der Versorgung eigenverantwortlich Maßnahmen einsetzen können und dass das Wohl vulnerabler Patient_innen unmittelbar betroffen ist. Die Studie1 nutz die Grounded Theory Methodologie und erweitert sie um eine ethnographische und interaktionstheoretische Perspektive. Teilnehmende Beobachtungen (TB) und Experteninterviews kommen zum Einsatz. Es wurden 33 TB auf sechs Stationen und 15 Experteninterviews durchgeführt. Die Entscheidungsfindung zum Einsatz pflegerischer Maßnahmen bei Patient_innen mit schwerer Atemnot stellt sich als interaktiver Prozess innerhalb der Patient_innen-Pflege-Beziehung dar. Situationsangemessene Maßnahmen werden identifiziert und je nach Wirksamkeit angepasst. Zugleich zeigen sich vielfältige Einflussfaktoren außerhalb der Atemnotsituation, die sich für die Pflegenden als Erleben von Gleichzeitigkeit präsentieren. Diese verändert das Entscheidungshandeln der Pflegenden und kann dazu führen, dass andere Interessen und Anforderungen vor dem Wohl atemnötiger Patient_innen priorisiert werden. Die Gestaltung von Versorgungsstrukturen muss normative Anforderung, professionelles Selbstverständnis und die aktuellen Bedingungen sowie Institutionslogiken einbinden. Das oftmals benannte Mehr an Personal erscheint hier nicht ausreichend. Stattdessen müssen Qualitätskriterien sowie lösbare Anforderungen für die verschiedenen Verantwortungsbereiche und -ebenen der pflegerischen Profession formuliert werden.

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