Das Tabu

Was Psychoanalytiker nicht denken dürfen, sich aber trauen sollten

Jürgen Kind

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Jürgen Kind, Das Tabu (2017), Klett-Cotta Verlag, Stuttgart, ISBN: 9783608203455

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Description / Abstract

Angetreten, Tabus zu durchbrechen, hat sich die Psychoanalyse selbst mit Tabus umgeben. Jürgen Kind zeigt ausgehend von einer Kritik am Konzept des Ödipuskomplexes, der einflussreichsten Theorie der Psychoanalyse, welche Folgen dies für die Theorieentwicklung, die Therapie, die Ausbildung künftiger Therapeuten und die Patienten hat.

Jürgen Kind beschäftigt sich mit dem Paradox, dass ausgerechnet die Psychoanalyse zu einem Hort von Tabuisierungen und Glaubens kämpfen geworden ist: Er arbeitet in seinem Buch folgende Tabus heraus, welche die Weiterentwicklung der Psychoanalyse behindern:
- das Dogma vom Vatermord als eine jedem Menschen innewohnende Intention,
- Grenzverletzungen in Therapien als einen von der Theorie mitgetragenen Vorgang,
- ein ans Religiöse grenzender Reinheits- und Wahrheitsbegriff.
Für den Wettstreit konkurrierender Disziplinen untereinander ist es nicht förderlich, sich auf Begri«e wie »Wahrheit« und »reine Lehre« zu berufen. Die Psychoanalyse wird sich, will sie weiter von Relevanz bleiben, daran gewöhnen müssen, dass sie lediglich eine unter vielen Arten ist, die Dinge zu betrachten.

Dieses Buch richtet sich an:
- PsychoanalytikerInnen
- Alle Intellektuellen: SoziologInnen, PhilosophInnen, SprachwissenschaftlerInnen, die sich beruflich oder privat mit Psychoanalyse beschäftigen

Description

Jürgen Kind, Dr., praktizierte als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in Göttingen. Er war Lehr- und Kontrollanalytiker am Göttinger Lou-Andreas-Salomé-Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie sowie Supervisor an verschiedenen Kliniken.

Über Jahre gehörte er einer Forschergruppe der Psychiatrischen Universitätsklinik Göttingen an, die für ihre Ergebnisse in der Psychoseforschung mit dem Hermann-Simon-Preis ausgezeichnet wurde. Langjährige Tätigkeit als Abteilungsleiter am Niedersächsischen Landeskrankenhaus Tiefenbrunn.

Jürgen Kind verstarb im Dezember 2018.

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Angetreten, Tabus zu durchbrechen, hat sich die Psychoanalyse selbst mit Tabus umgeben. Jürgen Kind zeigt ausgehend von einer Kritik am Konzept des Ödipuskomplexes, der einflussreichsten Theorie der Psychoanalyse, welche Folgen dies für die Theorieentwicklung, die Therapie, die Ausbildung künftiger Therapeuten und die Patienten hat.

Table of content

  • Cover
  • Inhaltsverzeichnis
  • Ödipus – Prokrustes
  • Vorwort von Ulrich Streeck
  • Vorbemerkung
  • Der Mythos von Ödipus
  • Teil I Die versäumte Frage
  • Plädoyer für einen Ödipus vor und nach dem Komplex
  • Teil II Söhne, Väter, Urväter
  • 1 Der Fall Orest
  • 2 Ödipus – ein Brückenmythos
  • 3 Der Komplex aus der Sicht Freuds
  • 4 Erweiterungen
  • 5 Der Ödipusstoff in Mythen und Märchen anderer Kulturen
  • 6 Prophezeiung, Verletzung/Wiedergeburt, Namensgebung
  • 7 Ethnologische Befunde (Frazer)
  • 8 Freuds Projekt einer prähistorischen Verankerung des Ödipuskomplexes
  • Teil III Missbrauch und Grenzverletzungen in Psychoanalysen
  • 1 Verwirrungen um eine Theorie – das Jahr 1897
  • 2 Der Wendepunkt
  • 3 Zum Schicksal des Subjekts in der frühen Psychoanalyse I
  • 4 Zum Schicksal des Subjekts in der frühen Psychoanalyse II
  • 5 Zur Geschichte von Grenzverletzungen und Missbrauch in der Psychoanalyse
  • 6 Psychoanalytische Weiterbildung/Lehranalyse
  • 7 Grenzübertretungen generierende Faktoren
  • Teil IV Der Komplex unter dem Komplex
  • 1 Eine Konkurrenz
  • 2 Dostojewski und die Vatertötung
  • 3 Zum Verbleib der negativen Mutterimago
  • 4 Der Komplex unter dem Komplex
  • 5 Der verbotene Raum
  • 6 Die Phantasie vom leeren Raum
  • 7 Die verführende Mutter und der überflüssige Vater
  • Teil V Glaube, Häresie, Schisma
  • Zur parthenogenetischen Illusion der Psychoanalyse
  • Literatur
  • Danksagung
  • Der Autor

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