Im Dienst der Staatssicherheit

Eine soziologische Studie über die hauptamtlichen Mitarbeiter des DDR-Geheimdienstes

Uwe Krähnke, Anja Zschirpe, Matthias Finster and Philipp Reimann

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Uwe Krähnke, Anja Zschirpe, Matthias Finster, Philipp Reimann, Im Dienst der Staatssicherheit (2017), Campus Frankfurt / New York, 60486 Frankfurt/Main, ISBN: 9783593433929

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Description / Abstract

Mielkes Männer und Frauen

Obwohl das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) als zentrales Herrschaftsinstrument der DDR seit der »Wende« 1989 im Blickfeld der Öffentlichkeit steht, weiß man auch heute noch sehr wenig über die hauptamtlichen Mitarbeiter dieses Geheimdienstes. Als »Schild und Schwert der Partei« bildeten die 78.000 Berufssoldaten und -offiziere in den MfSKreisdienststellen, Bezirksverwaltungen und der Berliner Zentrale das Rückgrat des SED-Regimes.

Wie kamen »ganz normale Menschen« dazu, in diesen Apparat einzutreten, dort langfristig mitzuarbeiten, sich in die Strukturen einzufügen und diese damit zu stabilisieren? Was waren ihre Motivationsgrundlagen und Wertvorstellungen? Wie gestaltete sich ihr Lebensalltag im Dienst der Staatssicherheit? Was wurde aus ihnen nach der Auflösung des MfS und dem Zusammenbruch der DDR? Wie bewerten sie selbst ihre MfS-Vergangenheit? Dieses Buch gibt, gestützt auf über 70 Interviews, in denen ehemalige hauptamtliche Mitarbeiter der »Stasi« ihre Lebensgeschichten erzählen, die Antworten.

Description

Uwe Krähnke, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig.

Anja Zschirpe, Matthias Finster und Philipp Reimann arbeiten dort am DFG-Projekt »Hauptamtliche Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit« mit.

Table of content

  • BEGINN
  • Inhalt
  • Vorwort
  • Einleitung
  • Erstes Kapitel: Forschungsperspektive und methodisches Vorgehen
  • 1. Der Dienst im MfS als sinnstrukturierte soziale Ordnung
  • 2. Untersuchungsfokusse und zentrale Leitfrage
  • 3. Datenerhebung und -auswertung
  • Zweites Kapitel: Prototypische Lebensverläufe
  • 1. Herr Buche: »Bei uns können Sie alles werden, auch General – aber so weit hab ich es nicht gebracht.«
  • 2. Herr Linde: »Für die Partei hätte ich alles gemacht.«
  • 3. Herr Kastanie: »Man hätte selber das und das anders machen können – im Ansatz war es richtig.«
  • 4. Herr Eibe: »Irgendwo hab ich die Welt mal retten und besser machen wollen.«
  • 5. Frau Lärche: »Dass man mich ausgesucht hatte, ich als kleines Mädchen vom Lande.«
  • 6. Frau Kiefer: »Ich kann von mir behaupten, dass ich immer geachtet wurde und nie Probleme hatte.«
  • 7. Herr Birke: »1989 hab ich gesagt: Jetzt ist Schluss. Ich nutze die Gelegenheit.«
  • 8. Herr Erle: »Wenn man was verändern will, muss man schließlich dabei sein.«
  • 9. Herr Robinie: »Ich entscheide das selber, was ich mache.«
  • 10. Herr Mandel: »Da kommt man früher oder später dann zur offiziellen Meinung in Widerspruch.«
  • Drittes Kapitel: Dienstlaufbahnen und Karrierewege im MfS
  • 1. Rekrutierungspraxis und -felder
  • 1.1. Auswahl der Person und Sicherheitsüberprüfung
  • 1.2. Werbegespräche und Vorschlagsbestätigung
  • 1.3. Dienstantritt und Verpflichtung
  • 1.4. Einarbeitung und Vereidigung
  • 1.5 Rekrutierungsfelder
  • 2. Motive für den Eintritt
  • 3. Aufstiegschancen und Karrierestau
  • 4. Einkommen, Gratifikation und Privilegien
  • Viertes Kapitel:Dienstalltag und Privatleben
  • 1. Behördenroutine statt Agentenabenteuer – Dienstalltag im MfS
  • 1.1. Monotone Tätigkeit, akuter Zeitdruck und fragmentiertes Wissen als Facetten eines Überlastungssyndroms
  • 1.2. Überzogene Arbeitszeiten und sozialistische Planerfüllung
  • 2. Auch daheim immer im Dienst – Das Privatleben
  • 2.1. Einfluss des MfS auf die Partnerwahl und das familiäre Leben
  • 2.2. Tabuisierte Westkontakte
  • 2.3. Sozialräumliche Abschottung
  • Fünftes Kapitel: Mitarbeiterkontrolle und(Selbst-)Disziplinierung
  • 1. Kontrolle und Disziplinierung als soziale Praxis im MfS
  • 2. Registrierung auffälliger Verhaltensweisen
  • 3. Bestrafung auffälliger Verhaltensweisen
  • 4. Mitarbeiterführung durch Dienstvorgesetzte
  • 5. Politisch-ideologische und moralische Erziehungdurch die Partei
  • 6. Von der Normalität zur Norm. Zur sozialen Praxis der fremdgeführten Selbstdisziplinierung
  • Sechstes Kapitel: Tschekistischer Habitus und die »feinen« Unterschiede im MfS
  • 1. Reflexiver Konformismus und übergriffige Organisation – zum Passungsverhältnis zwischen Mitarbeiter und Organisation
  • 2. Totale Unterwerfung als multiple Inklusion –zur Organisationsmitgliedschaft im MfS
  • 3. »Genossen erster Kategorie« – zur Vergesellschaftung des leninistischen Untergrundhabitus im Staatssozialismus
  • 4. Der gebrochene Habitus der »Tschekisten«
  • 5. Die feinen Unterschiede unter den MfS-Mitarbeitern
  • 5.1. Biografische Einpassung der geheimdienstlichen Tätigkeit
  • 5.2. Altersunterschiede und Generationenzugehörigkeit
  • 5.3. Vom ausführenden Mitarbeiter zum Minister. Zur Stellung der MfS-Mitarbeiter im Herrschaftssystem der DDR
  • 5.4. Frauen unter Männern
  • Siebtes Kapitel:Ankommen im ehemaligen Feindesland
  • 1. Die Staatssicherheit in Auflösung
  • 2. Leben nach dem »Dienst für die Staatssicherheit«
  • 2.1. Wehmütige Traditionalisten
  • 2.2. Ungebrochen Überzeugte
  • 2.3. Resignativ Passive
  • 2.4. Leistungsorientierte Pragmatiker
  • 2.5. Heilsuchende Konvertiten
  • 3. Der Blick zurück
  • Achtes Kapitel:Die Banalität der »Stasi«
  • 1. Entprivatisierung und Gefolgschaft aus Gewohnheitund als Erwartung
  • 2. Fragmentierte Verantwortlichkeit, soziale Distanz und mangelnde Empathie gegenüber den »Feinden«
  • 3. Über die realen Konsequenzen einer konformistischenRealitätsdeutung
  • Danksagung
  • Literatur
  • Abkürzungsverzeichnis
  • Anhang

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