Psychosen

Ringen um Selbstverständlichkeit

Andreas Heinz and Thomas Bock

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Andreas Heinz, Thomas Bock, Psychosen (2016), Psychiatrie Verlag, Köln, ISBN: 9783884148730

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Description / Abstract

Auch der zweite Band der neuen Reihe »Anthropologische Psychiatrie« zeigt vorbildlich, wie abhängig gute psychiatrische Forschung und Praxis von der gründlichen Reflexion über unser Menschenbild und von der Weiterentwicklung unserer Kenntnisse über Existenz und Funktionsweise des Menschen ist. Mit Andreas Heinz und Thomas Bock treffen einer der versiertesten deutschen Ordinarien und der »Vater« des Trialogs (ausgehend von den Psychoseseminaren, der ersten trialogischen Veranstaltung) zusammen. Das Ergebnis ist ein vielseitiger Blick auf Psychosen, der neue Handlungsoptionen öffnet.
In und durch Psychosen begegnen alle Beteiligten zutiefst menschlichen und uns alle im Kern berührenden Themen. Psychosen konfrontieren uns mit Fremdheit und Fremdwerden, mit dem Verlust von Selbst-Verständlichkeit und mit Irrungen und Wirrungen bei der Sinnsuche. Zugleich gestatten und fordern sie aber auch tiefe Einblicke in unser eigenes Menschsein. Zwei Psychose-Experten ermöglichen mit ihrer philosophisch-anthropologischen Annäherung neue, produktive Zugänge zum Verständnis und zur Therapie von Psychosen.
Im Zentrum des Buches steht die Entwicklung eines Krankheits- bzw. eines Gesundheitskonzeptes für psychose-erfahrene Menschen. Ausgehend von einem philosophisch informierten Krankheitsbegriff (»Wie gesund ist krank?«) werden Psychosen als die Krisen besonders sensibler Menschen veranschaulicht.
Individuelle, familiäre, gesellschaftliche und kulturelle Aspekte der Erkrankung werden ebenso diskutiert wie der anthropologische Hintergrund von Vulnerabilität und Resilienz. Die Autoren analysieren daraus ableitbare angemessene Versorgungsstrukturen an Beispielen und entwerfen konkrete Behandlungskonzepte und Visionen für Strukturveränderungen in der Psychiatrie.

Description

Prof. Dr. med. Dr. phil. Andreas Heinz ist Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum der Charité, Berlin.

Table of content

  • Cover
  • Die Autoren
  • Titel
  • Impressum
  • Inhalt
  • Einleitung: Spurensuche
  • Kontext des Ringens um Selbstverständlichkeit
  • An welche Traditionen der Anthropologie knüpfen wir an?
  • Wozu nützt der anthropologische Blick auf Psychosen?
  • Grundsätzliches
  • Wie gesund ist krank?
  • Wird die Menschheit kränker oder Krankheit menschlicher?
  • Wie wachsen Sensibilität und Toleranz?
  • Argumente für einen philosophisch informierten Krankheitsbegriff
  • Die Rolle der Sprache
  • Menschen- und Krankheitsbilder – Fazit
  • Wenn wir um uns selbst ringen – kulturhistorische Hintergründe
  • Warum ist unsere Identität brüchig?
  • Die Bedeutung von Traumata
  • Das Selbstsystem: Theorien zum Kern unseres Wesens
  • Kohärenz: Was hält uns zusammen?
  • Resilienz und Vulnerabilität: Was macht uns (un-)verletzlich?
  • Ambivalenz als typischer Zustand aller Menschen
  • Von sich absehen, ohne sich zu verlieren: Theory of Mind
  • Grundformen der Angst
  • Zur Bedeutung der Scham
  • Sinnbedürfnis und -suche
  • Symbolisierung versus Konkretismus
  • Sinnsuche und Genesung
  • Recovery und Empowerment
  • Balance gewinnen – Fazit
  • Veranschaulichung – die Vielfalt der psychotischen Weltwahrnehmung
  • Wie lassen sich Psychosen verstehen?
  • Inwiefern sind Psychosen zutiefst menschlich?
  • Anthropologische Aspekte einzelner psychotischer Erfahrungen
  • Wahnstimmung – Verlust etablierter Selbstverständlichkeiten
  • Negativsymptomatik – Last und Schutz
  • Von der multifaktoriellen Bedingtheit zum Handeln in großer Not
  • Veränderte Wahrnehmung von Raum und Zeit
  • Phänomen statt Symptom
  • Auf der Suche nach dem Sinnmeiner Psychose (Gastbeitrag von Gwen Schulz)
  • Zum subjektiven Verständnis von Psychosen (Zehn Thesen von Dorothea Buck)
  • Verschiedenheit respektieren – Fazit
  • Entstehungsbedingungen: Wie werden wir psychotisch?
  • Kann jeder Mensch psychotisch werden?
  • Zusammenspiel von Genetik und Umwelteinflüssen
  • Treten Psychosen überall gleich häufig auf?
  • Spezifische Migrationsbelastungen und ihr Ausdruck in psychotischen Symptomen
  • Lebenskrisen als alltägliche Ereignisse
  • Gesellschaftliche und politische Aspekte
  • Familiäre und systemische Entstehungsbedingungen
  • »Arme Irre«? Sozioökonomische Aspekte von Psychosen
  • Soziale Stressfaktoren und ihre Auswirkung auf das Gehirn
  • Jede Psychose ist anders: die narrative Perspektive
  • Wider die Eindimensionalität – Fazit
  • Therapeutische Handlungskonsequenzen: Menschen gerecht werden
  • Wahrnehmen, wundern, würdigen – die Basis aller Therapie
  • Balance von Autonomie und Bindung
  • Primat der Beziehung
  • Sinnsuche, Aneignung und Genesung
  • Das Dabeisein und die Konstruktion des subjektiven Sinns
  • Wirkungen und Nebenwirkungen der Therapien
  • Die Problematik der Zwangsbehandlung
  • Umgang mit Eigensinn – Konflikte um Krankheitseinsicht und Compliance
  • Von Selbsthilfe lernen – das Netzwerk Stimmenhören
  • Zur Bedeutung der Peerarbeit
  • Von Shared Decision zu Open dialogue
  • Haltende Beziehung – ein Fazit
  • Nötige Strukturveränderungen im psychiatrischen Hilfesystem
  • Psychiatriereform auf halbem Weg – Ausgangslage in einem gespaltenen Hilfesystem
  • Soteria und Home Treatment – Behandlung im angstfreien Raum?
  • Kontinuität und Flexibilität: die Idee der Integrierten Versorgung
  • Sozialraum ist Bedeutungsraum
  • Interaktive Elemente einer anthropologisch ausgerichteten Psychiatrie
  • Jenseits der Mauern: Elemente einer künftigen Psychiatrie – ein Fazit
  • Ausblick
  • Dilemmata der Psychosenbehandlung und ihre Potenziale
  • Individualisiert – personenzentriert – einzigartig
  • Brüchige Vielfalt – die Notwendigkeit von Metaphern
  • Merkmale und Konsequenzen einer anthropologischen Psychiatrie – Schlussbemerkungen
  • Danksagung
  • Literatur

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