Hungersterben in der Psychiatrie 1914-1949

Mit einer Topographie der NS-Psychiatrie

Heinz Faulstich

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Heinz Faulstich, Hungersterben in der Psychiatrie 1914-1949 (1998), Lambertus Verlag, Freiburg, ISBN: 9783784125770

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Zu den kaum bekannten und noch weniger erforschten Psychiatrie-Verbrechen des 20. Jahrhunderts gehört das Hungersterben in den Anstalten: Schon während des 1. Weltkrieges starben 70.000 Psychiatrie-Patienten an den Folgen unzureichender Ernährung. Ab der Weltwirtschaftskrise und noch rücksichtsloser in der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Pflegesätze erneut radikal gekürzt. Das an den "Minderwertigen" gesparte Geld sollte den "Erbgesunden" zugute kommen. Neben den systematischen Patiententötungen durch Gas und Medikamente stieg während des 2. Weltkrieges die Sterblichkeit durch Unterernährung. In mehreren Anstalten wurde gezielt durch Nahrungsentzug gemordet. Allein in Deutschland fielen zwischen 1939 und 1945 rund 80.000 Patienten dem Hungertod zum Opfer. Auch nach Kriegsende verhungerten noch Anstaltsinsassen, da die internierten Patienten ihre Lebensmittel-Rationen nicht auf dem Schwarzmarkt aufbessern konnten.
Diese Studie legt erstmals das volle Ausmaß und die Hintergründe des Hungersterbens zwischen 1914 und 1949 offen. Durch detaillierte Untersuchung der einzelnen Länder und Provinzen liefert sie zugleich eine Topographie der NS-Psychiatrie, wie sie bisher nicht vorlag.

Dr. Heinz Faulstich, Psychiater und Psychotherapeut, 17 Jahre stellvertretender Leiter des Psychiatrischen Krankenhauses Reichenau, forscht seit vielen Jahren zur Geschichte der Psychiatrie

Description / Abstract

Zu den kaum bekannten und noch weniger erforschten Psychiatrie-Verbrechen des 20. Jahrhunderts gehört das Hungersterben in den Anstalten: Schon während des 1. Weltkrieges starben 70.000 Psychiatrie-Patienten an den Folgen unzureichender Ernährung. Ab der Weltwirtschaftskrise und noch rücksichtsloser in der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Pflegesätze erneut radikal gekürzt. Das an den "Minderwertigen" gesparte Geld sollte den "Erbgesunden" zugute kommen. Neben den systematischen Patiententötungen durch Gas und Medikamente stieg während des 2. Weltkrieges die Sterblichkeit durch Unterernährung. In mehreren Anstalten wurde gezielt durch Nahrungsentzug gemordet. Allein in Deutschland fielen zwischen 1939 und 1945 rund 80.000 Patienten dem Hungertod zum Opfer. Auch nach Kriegsende verhungerten noch Anstaltsinsassen, da die internierten Patienten ihre Lebensmittel-Rationen nicht auf dem Schwarzmarkt aufbessern konnten.
Diese Studie legt erstmals das volle Ausmaß und die Hintergründe des Hungersterbens zwischen 1914 und 1949 offen. Durch detaillierte Untersuchung der einzelnen Länder und Provinzen liefert sie zugleich eine Topographie der NS-Psychiatrie, wie sie bisher nicht vorlag.

Dr. Heinz Faulstich, Psychiater und Psychotherapeut, 17 Jahre stellvertretender Leiter des Psychiatrischen Krankenhauses Reichenau, forscht seit vielen Jahren zur Geschichte der Psychiatrie

Table of content

  • Hungersterben in der Psychiatrie 1914-1949
  • Inhalt
  • Vorwort
  • Einleitung
  • FORSCHUNGSLAGE UND BEDEUTUNG DES THEMAS
  • METHODEN UND QUELLEN DER UNTERSUCHUNG
  • I. Das Hungersterben im Ersten Weltkrieg
  • DIE DEUTSCHE ERNÄHRUNGSLAGE IM ERSTEN WELTKRIEG
  • DER "STECKRÜBENWINTER" 1916/1917
  • FRÜHE AUSWIRKUNGEN AUF DIE HEIL- UND PFLEGEANSTALTEN
  • DIE HUNGERKATASTROPHE IN DEN ANSTALTEN
  • HUNGERKRANKHEITEN
  • DIE ZAHL DER HUNGERTOTEN IM ERSTEN WELTKRIEG
  • ZUR VERGLEICHBARKEIT DER STERBLICHKEIT IN DEN ANSTALTEN
  • ZUSAMMENFASSUNG
  • II. Anstaltspsychiatrie in Nachkriegszeit undWeimarer Republik
  • DAS HUNGERN IST NOCH NICHT ZU ENDE
  • NACHKRIEGSREAKTIONEN DEUTSCHER PSYCHIATER AUF DAS HUNGERSTERBEN IM KRIEG
  • 1924 BIS 1930 - EIN KURZES ZWISCHENHOCH IN DER ANSTALTSPSYCHIATRIE
  • ABSTURZ IN NEUE ARMUT
  • ZUSAMMENFASSUNG
  • III. Nationalsozialistische Psychiatrie
  • FORTSETZUNG DES SPARKURSES AUS ANDEREN GRÜNDEN UND MIT ANDEREN MITTELN
  • DER DEUTSCHE GEMEINDETAG UND SEINE WIRTSCHAFTSPRÜFER
  • HESSEN-NASSAU ALS MODELLREGION DER NS-PSYCHIATRIE?
  • PERSONALRELATIONEN UND VERKÖSTIGUNGSSÄTZE IN DEN ANDERENLÄNDERN UND PROVINZEN
  • ZUSAMMENFASSUNG
  • REGIONALE ENTWICKLUNGEN UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNGDER STERBLICHKEIT
  • ZUSAMMENFASSUNGEN UND VERGLEICHE
  • GESAMTERGEBNISSE
  • IV. Krieg nach außen, Krieg nach innen
  • "NORMALE" UND VORSÄTZLICH VERSCHÄRFTE AUSWIRKUNGEN DESKRIEGSBEGINNS.
  • "NEUE ERKENNTNISSE ZUR "AKTION T4"
  • REORGANISIEREN, PLANEN UND ZENTRALISIEREN
  • DIE ALLGEMEINE ERNÄHRUNGSLAGE VON 1941 BIS KRIEGSENDE
  • "ERLASSGESCHICHTE" DER "AKTION BRANDT"
  • V. NS-Kriegspsychiatrie in den Ländern und Provinzen
  • NEUE ASPEKTE DER "AKTION BRANDT"
  • DAS HUNGERSYSTEM MIT SEINEN MÖRDERISCHEN VARIANTEN
  • DER RUNCKEL-BRIEF: EIN PORTRÄT DER DEUTSCHEN PSYCHIATRIEIM SOMMER 1944
  • Die Grausamkeit des Hungersterbens
  • DER RUNCKEL-BRIEF: EIN PORTRÄT DER DEUTSCHEN PSYCHIATRIE IM SOMMER 1944
  • DER ALLGEMEINE ZUSAMMENBRUCH 1944/45
  • DAS HUNGERSTERBEN IN DEN ANSTALTEN WÄHREND DER NS-ZEIT- VERSUCH EINES RESÜMEES
  • BAYERN
  • VOLKSSTAAT HESSEN
  • SAARLAND
  • RHEINPROVINZ
  • WESTFALEN
  • PROVINZ HANNOVER
  • OLDENBURG
  • BRAUNSCHWEIG
  • BREMEN
  • HAMBURG
  • SCHLESWIG-HOLSTEIN
  • MECKLENBURG
  • POMMERN
  • 0STPREUSSEN
  • BERLIN
  • BRANDENBURG
  • SCHLESIEN
  • SACHSEN
  • ANHALT
  • PROVINZ SACHSEN
  • THÜRINGEN
  • HESSEN-NASSAU, REGIERUNGSBEZIRK KASSEL
  • HESSEN-NASSAU, REGIERUNGSBEZIRK WIESBADEN
  • ANHANG: ÖSTERREICH
  • ZUSAMMENFASSUNGEN
  • VI. Nachkriegszeit: "Euthanasie durch die Verhältnisse?"
  • BESATZUNGSPOLITIK UND ERNÄHRUNG
  • DAS HUNGERSTERBEN IN DEN ANSTALTEN NACH DEM KRIEGE
  • SOWJETISCHE BESATZUNGSZONE
  • AMERIKANISCHE BESATZUNGSZONE
  • FRANZÖSISCHE BESATZUNGSZONE
  • BRITISCHE BESATZUNGSZONE
  • ZUSAMMENFASSUNG UND DISKUSSION
  • Quellen- und Literaturverzeichnis
  • Personenverzeichnis
  • Länder-, Orts- und Anstaltsverzeichnis
  • Glossar
  • Abbildungsnachweis
  • Autor

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