Überholte Kategorie, Fiktion oder unabänderliche Tatsache?

Die ontologische Beschaffenheit der Wissenschaft und die Beobachtung von Wandel

Arlena Jung

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Arlena Jung, Überholte Kategorie, Fiktion oder unabänderliche Tatsache? (30.03.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 2195-0695, 2013 #02, p.269

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Zusammenfassung: In diesem Artikel werden die Differenzen in den unterschiedlichen konstruktivistischen Positionen der Wissenschaftssoziologie im Hinblick auf ihre Konsequenzen für die Beobachtung von Wandel analysiert. Gezeigt wird, dass die Kluft zwischen den unterschiedlichen konstruktivistischen Positionen nicht so radikal ist, wie es die gegenseitige Rhetorik der Abgrenzung sowie die unterschiedlichen Gesellschaftsdiagnosen suggerieren. Die Annahme der Unterbestimmtheit der Wissenschaft, sowie die daraus resultierende kausale Vernetzung von heterogenen Faktoren bei der Konstruktion von wissenschaftlichem Wissen, bildet die gemeinsame konstruktivistische Grundlage der gegenwärtigen Wissenschaftssoziologie. Während die Unterbestimmtheit der Wissenschaft aber häufig entweder als Indiz für ein Fehlen oder ein Verschwinden von Differenzen gesehen wird, erklärt sie aus systemtheoretischer Perspektive nicht nur die kausale Einwirkung ihrer gesellschaftlichen Umwelt, sondern auch die Selbstreferentialität der Wissenschaft. Auf der Grundlage von dieser Selbstreferentialitätsannahme kann sodann zwischen verschiedenen Emergenzebenen sowie zwischen Selbst- und Fremdreferenz unterschieden werden. Und es sind diese Unterscheidungen, welche wiederum als analytische Perspektive benutzt werden können, um empirisch operationalisierbare Kriterien der Unterscheidung zwischen vier verschiedenen Formen von Wandel zu formulieren: einen Wandel (1) der Fremdreferentialität der Wissenschaft, (2) der Definitionsmacht der Wissenschaft, (3) der Formen der Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und anderen gesellschaftlichen Bereichen, beispielsweise auf der Emergenzebene von Organisationen, sowie (4) eine Auflösung der Grenzen der Wissenschaft.

Schlagwörter: Wissenschaftsforschung und Wissenschaftssoziologie, Systemtheorie, Konstruktivismus, Wandel

Obsolete category, fiction, or unalterable fact?

The ontological nature of science and the observation of change

Abstract: This article analyses the differences in the various constructivist positions in the sociology of science with regards to their implications for observing change. It is shown that these differences are neither as radical as the mutual rhetoric nor as the differences in the respective diagnoses of change suggest. The concept of the indeterminacy of science as well as the resulting causal interconnection between heterogeneous factors in the knowledge production process is the common basis of contemporary sociology of science. While this indeterminacy is often equated with the lack of or the blurring of boundaries, it explains from a systems theoretical perspective not only the causal connection with the social environment but also the self-referentiality of science. Based on the assumption of self-referentiality it then becomes possible to distinguish both between different emergent orders and between the self-referentiality of a system and the reference to external factors. Based on these distinctions it is then in turn possible to identify four different types of change: a transformation of the (1) external referentiality of science, (2) of the definitional power of science, (3) of the forms of interaction between science and other social areas, for example on the emergent level or organisations and (4) a blurring of boundaries.

Keywords: Science Studies and Sociology of Science, Systems Theory, Constructivism, Transformation

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