Das Engagement Freiwilliger in der Betreuung demenzkranker Menschen

Christine Dittrich

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Christine Dittrich, Das Engagement Freiwilliger in der Betreuung demenzkranker Menschen (16.04.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 0342-2275, 2009 #6, p.431

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Freiwilliges Engagement in der stationären Pflege dient als ergänzendes Angebot, als Beitrag zum Erhalt alltäglicher Lebenswelt und zur parteilichen Fürsprache der pflegebedürftigen Menschen. In hohem Maße angewiesen auf die Hilfe von freiwillig Engagierten sind körperlich behinderte oder gerontopsychiatrisch erkrankte Bewohner ohne Angehörige. Dabei verbessern bereits wenige Gespräche oder eine Begleitung pro Woche signifikant die Gesundheit und das Wohlbefinden der Betroffenen und führen zu mehr Lebensqualität. "Regelmäßige Gespräche, Vorlesen, Spaziergänge, Ausfahrten, Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen in und außerhalb der Einrichtung, Einkäufe werden wegen hohen Zeitaufwands von den professionellen Mitarbeitern nicht geleistet" (vgl. Vierter Altenbericht 2002: 210). -- Die Förderung der Beteiligung von freiwillig Tätigen in der stationären Pflege bei Demenz stellte daher im Pilot-Projekt "Pflege und Betreuung Demenzkranker in der stationären Altenpflege" des AWO-Bundesverbands (vgl. gos 2005) von 2005-2008 neben dem Ausbau professioneller Arbeit und der partizipativen Einbeziehung von Angehörigen (vgl. Dittrich 2008) einen wesentlichen Schwerpunkt dar. -- Die Zieldimensionen des gos-Demenz-Projekts beinhalteten die Notwendigkeit der Ergänzung stationärer Pflege mit bürgerschaftlichem Engagement - stets orientiert an der Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner mit der Zielsetzung einer stadtteilbezogenen Öffnung der Einrichtungen. Ausgehend von der Prämisse, dass freiwillig Engagierte zusätzlich eingesetzt werden, also die hauptamtlich Beschäftigten nicht zu ersetzen haben, wohl aber entlasten können, wurden im Projekt neue Ideen und Tätigkeiten der Gewinnung, Schulung und des Einsatzes von Freiwilligen erprobt und ausgewertet. Als Einsatzgebiete bildeten sich die "nicht-pflegerischen Interventionen" heraus, d.h. zusätzliche Betreuungs- und Fürsprache-Leistungen, Gruppen- und Einzelbetreuung sowie allgemeine Einrichtungsaufgaben. Als problematisch stellte sich heraus, das der stabile Erhalt des bürgerschaftlichen Engagements hauptamtliche Förderstrukturen braucht, die arbeits- und zeitintensiv sind. Als ebenso problembehaftet erwies sich, dass Freiwillige nur mit einem gewissen Schulungs- und Erfahrungshintergrund der Zielgruppe der Demenzkranken gewachsen sind. -- Das AWO-Pilotprojekt "Demenz" konnte den Aspekt des bürgerschaftlichen Engagements auch deswegen in die Arbeit integrieren, weil die AWO als gemeinnütziger Wohlfahrtsverband auf ehrenamtliche Wurzeln bei seiner Entstehung und seit 90 Jahren auf ein weit verzweigtes Ehrenamtlichen-Netzwerk der Mitglieder zurückgreifen kann. Hier ist der Verband immer wieder bemüht, neue zeitgemäße Formen des freiwilligen Engagements zu entwickeln und verbandsintern zu fördern. Dieses Entwicklungspotential bietet auch eine gute Grundlage, Impulse für eine zukünftige Alters- und Pflegekultur zu erarbeiten und beispielhaft zu erproben, die sowohl professionelle Hilfestrukturen als auch bürgerschaftliches Engagement miteinander vereint. -- Die AWO hat sich seit längerem mit dem Management von bürgerschaftlichem Engagement auseinandergesetzt (vgl. gos 2007). Es hat sich dabei in der Praxis gezeigt, "dass zur Entwicklung und Implementierung von Standards zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements innerhalb der AWO die Bereitstellung hauptamtlicher Ressourcen mit klaren Zuständigkeiten und Kompetenzen unerlässlich ist" (Pott, Stillger 2007: 21). Dies haben die Erfahrungen des gos-Demenz -Projekts erneut bestätigt -- Im Folgenden werden Rahmenbedingungen und wesentliche Ergebnisse aus der Praxisentwicklung des gos-Demenz-Projekts bezüglich der Integration des bürgerschaftlichen Engagements in die stationäre Pflege und Betreuung bei Demenz vorgestellt. -- --

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