Empirische Ergebnisse zum Thema "Sterben, Tod und Abschied in der Pflege"

Guido Stollenwerk

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Guido Stollenwerk, Empirische Ergebnisse zum Thema "Sterben, Tod und Abschied in der Pflege" (20.04.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 0342-2275, 2009 #6, p.439

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Die AWO ist bundesweiter Träger von insgesamt ca. 1.700 Pflegeeinrichtungen und Pflegediensten. Das Thema Sterben, Tod und Abschied gewinnt in der ambulanten und stationären Pflege eine immer größere Bedeutung. -- Die meisten Menschen haben den Wunsch, zuhause sterben zu können. Die Voraussetzungen dazu sind jedoch vielfach nicht gegeben: Die heutigen Familienstrukturen lassen oft wenig Spielraum zu, um diesen Wunsch zu erfüllen. Auch die zur Zeit in der AWO tätigen ambulanten Pflegedienste sind trotz vielfältiger Bemühungen oft nicht in der Lage, den Familien entsprechende Hilfen in dem notwendigen Umfang zu geben. Hier bedarf es neuer Anstrengungen, insbesondere neuer Organisations- und Dienstleistungsstrukturen der ambulanten palliativen Versorgung, um die Familien zu unterstützen, damit der Wunsch ihrer Angehörigen, zu Hause sterben zu dürfen, erfüllt werden kann. -- Oft führt jedoch für die Familien kein Weg daran vorbei, ihre Angehörigen - insbesondere wenn sie an einer Demenzerkrankung im fortgeschrittenen Stadium leiden - in einer stationären Einrichtung versorgen und betreuen zu lassen. Die stationären Pflegeeinrichtungen erleben seit kurzer Zeit jedoch eine dramatische Strukturveränderung: Das Alter der Pflegebedürftigen bei Heimaufnahme hat sich inzwischen in vielen Einrichtungen auf durchschnittlich 80 Jahre erhöht. Der gesundheitliche Zustand der Heimbewohner ist in der Regel durch schwere Pflegebedürftigkeit und schwere Demenz geprägt. Die Verweildauer neu aufgenommener Heimbewohner bis zu ihrem Tod beträgt häufig nur noch wenige Monate. -- Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pflegeeinrichtungen und Pflegediensten unternehmen erhebliche Anstrengungen, um die neuen Herausforderungen zu bewältigen Dennoch stoßen sie angesichts der Vielfalt und Schwere der Probleme sowie der engen personellen und fachlichen Ressourcen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. -- Die Hospizbewegung hat sich mit den Fragen, die das Sterben, der Tod und er Abschied von den Verstorbenen in unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit aufwerfen, in den letzten zwei Jahrzehnten besonders intensiv auseinandergesetzt und für eine humane palliative Versorgung Sterbender wegweisende Konzepte entwickelt. Die AWO hat großen Respekt vor den Leistungen dieser Selbsthilfebewegung, die für die sozial-kulturelle Weiterentwicklung unserer Gesellschaft eine große Bedeutung haben. Der AWO Bundesverband möchte die Erfahrungen der Hospizbewegung für ein bundesweites Pilotprojekt nutzen. -- "Die AWO möchte den ihr anvertrauten Menschen ein würdevolles und schmerzfreies Sterben ermöglichen und die Angehörigen in der Zeit des Abschiednehmens begleiten", so der AWO Vorstandsvorsitzende Rainer Brückers. Dafür startet der AWO Bundesverband gemeinsam mit Unterstützung des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbandes (DHPV) ein bundesweites Pilotprojekt zur Entwicklung einer neuen Abschiedskultur. Insgesamt 120 Pflegeeinrichtungen nahmen an dem Pilotprojekt teil. -- Mit diesem Pilotprojekt sollen für die AWO Qualitätsstandards einer Hospiz- und Palliativkompetenz entwickelt werden: Standards der palliativen Pflege, der Sterbebegleitung und des Abschieds von Verstorbenen. Diese Standards werden in den beteiligten Pflegeeinrichtungen erprobt, um sie anschließend allen AWO-Pflegeeinrichtungen zur Umsetzung bereitzustellen. -- Erfahrene Hospiz- und Palliativfachkräfte beraten und unterstützen die Pflegeeinrichtungen und Pflegedienste bei der Erarbeitung und Erprobung der Hospiz- und Palliativstandards. Die Entwicklung einer neuen Abschiedskultur kann keine isolierte Aufgabe von Fachkräften sein. Sie muss zu einem Anliegen der Gesamteinrichtung werden. Von daher sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pflegeeinrichtungen an diesem Prozess intensiv beteiligt. -- Im Rahmen des Pilotprojektes werden insgesamt 240 Pflegekräfte aus den am Pilotprojekt beteiligten Pflegeeinrichtungen zu sog. "Palliative Care"-Fachkräften ausgebildet. Auch die Leitungskräfte werden in "Palliative Care" qualifiziert. Diese "Palliative Care"-Qualifizierungen finden in enger Kooperation mit dem Deutschen Hospiz- und PalliativVerband statt. -- Die Vorsitzende des DHPV, Dr. Birgit Weihrauch, misst dem Pilotprojekt der AWO eine herausragende Bedeutung für die Weiterentwicklung der Hospiz- und Palliativkompetenz der Altenhilfe- und Pflegeeinrichtungen in Deutschland bei. "Wir haben deshalb", so Weihrauch, "die strategische Partnerschaft für dieses AWO-Pilotprojekt übernommen und werden die AWO bei der Umsetzung beraten und intensiv unterstützen." Der AWO Bundesverband und der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband werden damit zu wichtigen Impulsgebern gesellschaftspolitischer Entwicklungen, die ein Leben bis zum Lebensende lebenswert machen. -- Der AWO-Bundesverband veröffentlicht wichtige Zwischenergebnisse in der TUP. --

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