Soziale Arbeit als soziales Handeln und soziales System

Klaus Bendel

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Klaus Bendel, Soziale Arbeit als soziales Handeln und soziales System (17.04.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 0340-8469, 2009 #6, p.42

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Description / Abstract

Diskussionen zu den theoretischen Grundlagen der Sozialen Arbeit zeichnen sich bislang durch eine große Vielfalt an Zugangsperspektiven bei einem gleichzeitigen Mangel an Kriterien zur Ordnung der Diskurse aus. Um Ansatzpunkte für eine genauere Beschreibung des Diskursfeldes zu gewinnen, wird Soziale Arbeit zunächst als eine spezifische Form von Sozialität beschrieben. Die sozialen Situationen, auf die sie Bezug nimmt, zeichnen sich durch politisch als unerwünscht definierte Formen sozialer Ungleichheit aus, die Bedürftigkeit aufgrund von Benachteiligungslagen unterstellen und mit der Erwartung von Gegenmaßnahmen verbunden sind (soziale Probleme als Gegenstand Sozialer Arbeit). Die Art und Weise, in der Soziale Arbeit dies tut, ist eine institutionalisierte, intermediäre und zugleich unspezifische Form professioneller Hilfe mit dem Ziel der Ermöglichung eines erhöhten Maßes an Gleichberechtigung (Hilfe als Form sozialer Beziehungen in der Sozialen Arbeit). Als Bezugspunkte fungieren dabei die Schaffung von Gelegenheiten zur gesellschaftlichen Teilhabe sowie die Förderung von Kompetenzen, um am gesellschaftlichen Leben partizipieren zu können. Die Formen der Beobachtung Sozialer Arbeit lassen sich hinsichtlich der theoretischen Deutungsmuster anhand der Interpretation der Grundkonstellation sozialer Beziehungen, der so genannten doppelten Kontingenz, beziehungsweise der hiermit verknüpften Unterscheidung von System- und Handlungstheorien differenzieren. Entscheidend ist dabei nicht, ob soziale Kontexte als Handlungsrahmen Berücksichtigung finden, sondern inwieweit die Perspektive beteiligter Akteure, die auf der Suche nach angemessenen, gleichberechtigten Formen der Lebensführung beziehungsweise einer diesbezüglichen professionellen Gestaltung von Hilfen sind (Integrationsperspektive), oder die Perspektive des Beobachters eines sozialen Systems, das als emergentes Kommunikationsgeschehen in einer charakteristischen Art und Weise auf Personen zugreift (Inklusionsperspektive), eingenommen wird. System- und handlungstheoretische Ansätze eröffnen in dieser Form ein jeweils spezifisches Potential zur Deutung der Praxis Sozialer Arbeit.

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