Anarchistische Anschläge und die Entstehung der Kriminologie als internationale Disziplin

Paul Knepper

Cite this publication as

Paul Knepper, Anarchistische Anschläge und die Entstehung der Kriminologie als internationale Disziplin (19.04.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 0341-1966, 2010 #4, p.246

12
accesses

Description / Abstract

Gegen Ende des neunzehnten und Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts war anarchistische Gewalt eines der vorherrschenden internationalen Probleme. "Anarchistische Gewalttaten", unter anderem in Form von Explosionen und Mordanschlägen, fanden in ganz Europa und Amerika statt. Dieser Artikel vergleicht die Reaktion der Polizei und Diplomaten mit der der Kriminologen in Bezug auf die Diskussion um "politische Gewalt" im Rahmen einer Anti-Anarchisten-Konferenz 1898 in Rom und dem internationalen Kongress der anthropologischen Kriminologie von 1885. Besonders auch Lombrosos Betrachtungsweise anarchistischer Kriminalität wird untersucht. Im Wesentlichen plädierten die frühen Kriminologen für eine Untersuchung von anarchistischer Gewalt innerhalb eines sozialen, politischen und ökonomischen Kontextes, während Polizei und Politiker darauf beharrten, dass anarchistische Kriminalität gewöhnlichen Verbrechen gleichzusetzen sei. Dieser Beitrag stützt sich auf Publikationen und Regierungsdokumente aus dieser historischen Zeitspanne, die aus Archiven des Vereinigten Königreichs zusammengetragen wurden. Der Beitrag kommt zu dem Schluss, dass die Kriminologie nicht daran interessiert war, die nationalen Kriminalpolitiken mit Konzepten zu versorgen sondern dass sie vielmehr als ein transnationaler Wissensfundus fungierte, mit dessen Hilfe Kritik an den nationalen Strafrechtspraxen geübt werden konnte.

More of this issue

    Related titles

      More of this author(s)