Bestimmte Unbestimmtheit
Offene Struktur und funktionale Lenkung in audiovisuellen Medien

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Sabine Schlickers (Hg.), Heinz-Peter Preußer (Hg.), Bestimmte Unbestimmtheit (2023), Schüren Verlag, Marburg, ISBN: 9783741001741
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Beschreibung / Abstract
Mit dem begrifflichen Paradox der bestimmten Unbestimmtheit wird der Zwiespalt umrissen zwischen der offenen Struktur von filmischen (und anderen audiovisuellen) Artefakten einerseits und der funktionalen Lenkung in ihnen andererseits. Es geht darum, auf sehr unterschiedlichen Ebenen Markierungen zu identifizieren, die bestimmte kognitive und emotionale Reaktionen bewirken – und doch einen Grad an Unbestimmtheit zurücklassen, der die aktive und kreative Mitwirkung der Rezipienten erfordert. Solche Unbestimmtheitsstellen verlangen nach Konkretionen als mitschöpferischer Leistung, können aber auch im Unbestimmten verbleiben. Die Rezeptionsästhetik nennt diese Momente dann die Leerstellen in einem Text, wenn sie die Einbildungskraft konkret herausfordern, die Leser oder Betrachter in den Sinnkonstruktionsprozess kombinatorisch einbinden. Modernität entsteht freilich erst, wenn hinlänglich Unbestimmtheit zu konstatieren ist, diese aber so deutlich und bestimmt markiert wird, dass eine Dekodierung zumindest möglich scheint. Ein infiniter Prozess des unendlichen Reflexionskontinuums auf Rezipientenseite wird so generiert, was wiederum als Werturteil fungieren kann. Je forcierter die letzte Antwort verweigert wird, desto offenkundiger der Konflikt der Interpretationen, umso größer die kognitive und emotionale Anforderung an die Imagination.
Inhaltsverzeichnis
- BEGINN
- Impressum
- Inhalt
- Heinz-Peter Preußer / Sabine Schlickers: Der Begriff der bestimmten Unbestimmtheit. Eine Einleitung
- 1 Zwei Formen bestimmter Unbestimmtheit
- 2 Beispiele aus der Literatur: Hauptmanns Die Ratten, Hofmannsthals Reitergeschichte
- 3 Beispiele aus dem fiktionalen Film: TRUE DETECTIVE, INLAND EMPIRE, LUCY
- 4 Übertragungen in die faktualen Nachrichtenformate und die Fachdidaktik
- 5 Fiktionaler Kinofilm
- 6 TV-Serie, Genre, Videospiel - Fiktion und Fachdidaktik
- 7 Faktuale Medien
- Filmverzeichnis
- Literaturverzeichnis
- 1 Fiktionaler Kinofilm, Einzelanalysen
- Julia Brühne: Spiegelung, Inversion, Arabeske. Zur unbestimmten Erzählweise in Oriol Paulos EL CUERPO (2012)
- Inke Gunia: LA CASA LOBO (2018) von Joaquín Cociñaund Cristóbal León. Bestimmte Unbestimmtheit und Emotionen
- Sabine Schlickers: "Bestimmte Unbestimmtheit" und verstörendes Erzählen in DARKNESS (2002) von Jaume Balagueró und in APARECIDOS (2007) von Paco Cabezas
- Rebecca Kaewert: Semantische Auslassungen, kontrapunktische Unvereinbarkeit und surreale Bildsprache in THE LOBSTER (Yorgos Lanthimos, 2015)
- Pádraic Wilson: Der Genuss jenseits der Nation. Zur geopolitischen Ästhetik unbestimmter Bildsprache in LA RÉGION SALVAJE (2016)
- 2 TV-Serie, Genre, Videospiel - Fiktion und Fach didaktiv
- Martha-Lotta Körber / Markus Kuhn: Die Medialität des Erinnerns. Zur multiperspektivischen Retrospektion in der Showtime-Serie THE AFFAIR
- Julian Körner: Irritationen in Gelb. Narrative und filmästhetische (Un-)Bestimmtheiten im Giallo-Thriller
- Matthis Kepser: UNDER THE SKIN. Von der Unabschließbarkeit des Sinnbildungsprozesses - und seiner Grenzen im Staunen
- Stefan Emmersberger: Dramatic agency in DETROIT: BECOME HUMAN. Explizite Interaktivität als bestimmt unbestimmtes Moment von Videospiel-Narrationen
- 3 Faktuale Medien
- Dennis Gräf / Martin Hennig: Bestimmte Unbestimmtheit in der journalistischen Krisenkommunikation
- John A. Bateman / Manuel Burghardt / Chiao-I Tseng: Narrative Strukturen als Mittel der indirekten Kritik in der audiovisuellen Nachrichtenberichterstattung
- Heinz-Peter Preußer: Kontinuum und Lücke. Zeit als strukturierendes Regulativ bestimmter Unbestimmtheit im Dokumentarfilm BLACK BOX BRD von Andres Veiel
- Die Autorinnen und Autoren
- Abbildungsnachweis