Die ontologische Distanz

Eine Untersuchung zur Krisis der philosophischen Grundlagen der Neuzeit

Hans Blumenberg

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Hans Blumenberg, Nicola Zambon (Hg.), Die ontologische Distanz (2022), Suhrkamp Verlag, Berlin, ISBN: 9783518774106

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Accesses

Beschreibung / Abstract

Im Januar 1948, kurz nach Abschluss des Promotionsverfahrens, beginnt Hans Blumenberg mit der Arbeit an seiner Habilitationsschrift. Sie wächst sich rasch zu einem monumentalen Projekt aus, das nicht weniger will, als den philosophischen Horizont der Moderne vor dem Hintergrund ihrer Krise zu vermessen. Diesen Anspruch löst Die ontologische Distanz zwar nicht ganz ein, aber mit der Verknüpfung von geschichtsphilosophischen Interessen und phänomenologischer Methode bereitet die Studie den Boden, auf dem Blumenbergs große bewusstseinshistorische Untersuchungen der folgenden Jahrzehnte gedeihen.


Mehr als siebzig Jahre nach der Niederschrift wird Die ontologische Distanz nun erstmals publiziert, unter anderem ergänzt um Materialien aus dem Nachlass. In seinem Nachwort rekonstruiert der Herausgeber die komplexe Entstehungsgeschichte des Werks, in der Blumenbergs prekäre Arbeitsbedingungen ebenso eine Rolle spielen wie seine Lektüre von Husserls nachgelassenen Texten und sein wachsender Widerstand gegen Heideggers Philosophie. Der Band macht eine wichtige Etappe von Blumenbergs Denkweg nachvollziehbar und schließt mit Blick auf das Frühwerk eine markante Lücke.

Beschreibung

<p>Hans Blumenberg wurde am 13. Juli 1920 in Lübeck geboren und starb am 28. März 1996 in Altenberge bei Münster. Nach seinem Abitur im Jahr 1939 durfte er keine reguläre Hochschule besuchen. Er galt trotz seiner katholischen Taufe als ›Halbjude‹. Folglich studierte Blumenberg zwischen 1939 und 1947 mit Unterbrechungen Philosophie, Germanistik und klassische Philosophie in Paderborn, Frankfurt am Main, Hamburg und Kiel. 1947 wurde Blumenberg mit seiner Dissertation <em>Beiträge zum Problem der Ursprünglichkeit der mittelalterlich-scholastischen Ontologie</em> an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel promoviert. Hier habilitierte er sich 1950 mit der Studie <em>Die ontologische Distanz. Eine Untersuchung über die Krisis der Phänomenologie Husserls</em>. Sein Lehrer während dieser Zeit war Ludwig Landgrebe. Im Jahr 1958 wurde Blumenberg in Hamburg außerordentlicher Professor für Philosophie und 1960 in Gießen ordentlicher Professor für Philosophie. 1965 wechselte er als ordentlicher Professor für Philosophie nach Bochum und ging im Jahr 1970 an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, wo er 1985 emeritiert wurde. Blumenberg war Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz (seit 1960), des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Mitgründer der 1963 ins Leben gerufenen Forschungsgruppe »Poetik und Hermeneutik«.</p>

Nicola Zambon, geboren 1983, hat &uuml;ber Hans Blumenberg promoviert und ist seit 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut f&uuml;r Religionswissenschaft der Freien Universit&auml;t Berlin. <em>Die ontologische Distanz </em>ist nach <em>Ph&auml;nomenologische Schriften 1981-1988</em> und <em>Realit&auml;t und Realismus </em>seine dritte Blumenberg-Edition im Suhrkamp Verlag.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Informationen zum Buch
  • Titel
  • Impressum
  • Inhalt
  • Einleitung
  • Erster Teil Aufweisung und Entfaltung des Distanzproblems
  • § 1. Die Infragestellung der Wissenschaftlichkeit der Philosophie
  • § 2. Die Herkunft der wissenschaftlichen Selbstauslegung der Philosophie
  • § 3. Die ontologische Entschiedenheit des wissenschaftlichen Gewißheitsentwurfes
  • § 4. Die Radikalisierung des wissenschaftlichen Gewißheitsentwurfes in der Phänomenologie
  • § 5. Das Distanzproblem der phänomenologischen Reduktion
  • § 6. Die Umwendung des cartesisch-phänomenologischen Ansatzes
  • Zweiter Teil Durchblicke zur historischen Morphologie der ontologischen Distanz
  • § 1. †ºMythos†¹ und †ºLogos†¹
  • § 2. Die sokratische Situation und der Logos
  • § 3. Die metaphysische Festlegung der theoretischen Distanz
  • § 4. Die Entmächtigung des kosmischen Logos
  • § 5. †ºSehen†¹ und †ºHören†¹
  • § 6. Die †ºdoppelte Wahrheit†¹ und der Ursprung der Gewißheitskrise
  • § 7. Die Selbstbehauptung der Vernunft vor der Gewißheitsfrage
  • § 8. Die ontologische Entschiedenheit der †ºAufklärung†¹ und das Erwachen des historischen Sinnes
  • Dritter Teil Gegenständigkeit und Inständigkeit als Termini der ontologischen Distanz
  • § 1. Historische Vergangenheit und geschichtliche Gegenwart
  • § 2. Die ursprüngliche Gestalt der philosophischen Frage
  • § 3. Die Genesis des geschichtlichen Bewußtseins als originäre Gegenstandsbildung
  • § 4. †ºWelt†¹ und Gegenstand
  • § 5. Welt als geistige Leistung
  • § 6. Die Grundlagen der phänomenologischen †ºWelt†¹wissenschaft in ihrer Ursprünglichkeitsproblematik
  • § 7. Der Ertrag des phänomenologischen †ºHorizont†¹begriffes für die †ºWelt†¹thematik
  • § 8. Die passive Genesis des Welthorizontes
  • Vierter Teil Die Endlichkeit des Denkens
  • § 1. Der unendliche Entwurf der Phänomenologie als Anspruch geschichtlicher Unbefangenheit
  • § 2. Der Zusammenbruch der universalen Vertrautheitsstruktur der Welt
  • § 3. Die Destruktion der ontologischen Grundlagen des unendlichen Gewißheitsentwurfes
  • § 4. Die Reduktion der Seinsvergessenheit und das neue Denken des Seins
  • Anhang
  • Die ontologische Distanz. Eine Untersuchung über die Strenge der Philosophie [Zwischenfassung von 1949]
  • Einleitung
  • Vierter Teil Die Endlichkeit der Philosophie
  • Literatur
  • Nachwort des Herausgebers
  • Editorische Notiz
  • Bildnachweise
  • Namenregister

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